Friedrich Dürrenmatt: Die Panne
Hörspiel und Komödie
Autorin/Autor: Dürrenmatt, Friedrich
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Ein Thema, vier Varianten: Friedrich Dürrenmatt verfasste zu seiner Erzählung „Die Panne“ auch Versionen als Hörspiel, Theaterstück und Fernsehspiel. Eine Entwicklung, die sich dazu noch über mehr als 22 Jahre zog: 1955 erschien die Erzählung, 1979 hatte die Komödie Premiere.
Eine Besonderheit dabei ist auch, dass die vier Versionen keinen einheitlichen Schluss haben.
In der vorliegenden Ausgabe aus dem Diogenes-Verlag sind das Hörspiel und die Komödie enthalten.
Eine Autopanne, die sich nicht sofort beheben lässt, zwingt den Handelsvertreter Alfredo Traps an einem abgelegenen Ort zu übernachten. Wegen eines Musikertreffens sind alle Hotelzimmer belegt, doch glücklicherweise findet sich für Traps eine Bleibe im Haus des pensionierten Richters Abraham Wucht. Die Aufnahme ist herzlich, ja von Anfang an freundschaftlich, als wäre man schon lange miteinander bekannt.
Im Haus haben sich zuvor schon der Staatsanwalt Isaak Zorn, der Rechtsanwalt Jakob Kummer und ein Herr mit zunächst unbekannter Profession namens Roland Pilet versammelt. Alles ältere Herren, alle pensioniert und immer auf der Suche nach Zerstreuung.
Diese Runde hat sich schon vor längerer Zeit einfallen lassen, alte Fälle der Justiz neu zu verhandeln oder auch, Traps Eintreffen passt genau dazu, neue Fälle vor diesen „privaten“ Gerichtshof zu bringen. Traps stimmt freudig zu, in der Inszenierung den Angeklagten zu übernehmen, was für eine wundervolle Unterhaltung das wohl werden wird, davon ist er überzeugt.
Nichts ahnend wird um ihn, der alles für reines Vergnügen hält, ein Netz gesponnen, zwischen dessen Fäden aus einem Mann, der unschuldig ist, sich für unschuldig hält, ganz zwangsläufig ein schuldiger Mörder wird. Ein Schuldspruch ist unvermeidlich – wie er ausfällt, darin unterscheiden sich Hörspiel und Komödie. Gemeinsam ist aber allen, dass der Abend für Alfredo Traps eine dramatische Wendung nimmt.
Friedrich Dürrenmatt, ganz großartig und pointiert, bringt gleich ein paar sehr unterschiedliche Aspekte in seine Geschichte ein. Da ist zum einen der Umstand, dass die unser Handeln oft mehr Folgen nach sich zieht, als wir ahnen oder überhaupt bemerken. Dann diese Sache mit dem Konkurrenzkampf, mit dem Ringen um Macht und Einfluss, der am Ende wohl immer Sieger und Besiegte zurücklässt. Und schlussendlich die Unwägbarkeit des Justizsystems, in dem schon kleinste Unsicherheiten oder geringste Nebensächlichkeiten das Pendel auf die eine oder andere Seite ausschlagen lassen können und damit Urteile oft weit an der Wahrheit vorbeigehen lässt.
Beide gegenständlichen Versionen – Hörspiel und Bühnenstück – sind grotesk, überzogen in der Beschreibung der Vorgänge und zugleich doch unglaublich konsequent (und damit logisch) im Fortgang bis zum unvermeidlichen Ende.
Die Fassung für die Bühne kann man sich, mit den Dialogen und den Anweisungen für Regie und Bühnenbild, dazu noch als unglaublich turbulentes und vergnügliches Theaterereignis vorstellen.
Großes Kino in jeder Beziehung – im direkten und im übertragenen Sinn!