Michael Stolle: Der Waisenjunge und der Kardinal
Autorin/Autor: Stolle, Michael
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Britta
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Der Prolog des Buchs beginnt mit einer Szene aus einem Arbeitstag von Kardinal Richelieu im Jahr 1640.
„Seine Gedanken kehrten zu der Depesche zurück, die er gerade gelesen hatte. Das Königreich Portugal stand kurz davor, sich von Spanien zu lösen und die Unabhängigkeit zu fordern. Er hatte es geschafft – er hatte dem König von Spanien gerade einen tödlichen Schlag versetzt. Fast hatte er Mitleid mit diesem degenerierten Spross der Habsburger, dem Resultat von Generationen von inzestuösen Ehen, der wie eine Mumie in seinem dunklen, kerkerartigen Schloss in der Nähe von Madrid saß.“
Der Held des Buchs ist Pierre, ein Waisenkind. Er besucht die Klosterschule in Reims, welche einen hervorragenden Ruf genießt. Bald geht seine Schulzeit zu Ende, seine Zukunft aber ist ungewiss. Als Waise benötigt er die Empfehlung des Abtes, um eine Chance auf eine bessere Zukunft zu haben.
Sein bester Freund Armand, der jüngere Sohn einer angesehenen adeligen, französischen Familie und ein äußerst kluger Kopf, vermutet, dass hinter der Abstammung von Pierre mehr stecken muss. Ohne entsprechende Entlohnung oder einer anderen großen Gegenleistung hätte der Abt einen Waisenjungen niemals aufgenommen, so seine feste Meinung. Mithilfe einer List gelingt es den beiden, an die Unterlagen über Pierres Abstammung zu kommen und die Informationen, die die beiden darin finden, haben es in sich. Armand wird bewusst, dass Pierres Leben in Gefahr ist, da es viel zu viele Personen gibt, die von seinem Tod profitieren würden. Darunter sind auch sehr mächtige.
Ein spannendes Abenteuer beginnt, in dem es um Leben und Tod geht. Zunächst einmal muss aber die Flucht aus der Klosterschule gelingen.
Mein Fazit:
Die Szenen mit Kardinal Richelieu mochte ich in diesem Buch besonders. Seine Art, mit Problemen umzugehen und seine Machenschaften haben mich wirklich fasziniert.
Im Gegensatz dazu klingen die Erlebnisse von Pierre und seinen Freunden manchmal fast zu abenteuerlich. Da es aber ein fiktiver historischer Roman ist, der der Unterhaltung dienen soll, sehe ich das nicht ganz so kritisch. Einige Rechtschreib- und Grammatikfehler stechen unangenehm ins Auge. Da hat wohl das Lektorat nicht aufgepasst. „Was für ein Glücksfall, mit einem so gut aussenden jungen Mann schlaffen können, der obendrein noch eine dicke Börse besaß.“
Auch manches Detail im Handlungsablauf machte mich stutzig. Wie zum Beispiel schafft es Armand, seinen Freund Pierre in den wichtigsten Lektionen des Lebens auszubilden, wenn er doch selbst als jüngerer Sohn eines Adeligen die meiste Zeit seines Lebens im Kloster verbracht hat? Armand weiß, wie man mit einer Waffe kämpft, kennt die Verhaltensregeln im Umgang mit Adeligen und deren Stammbäume und sogar das Jagen und Ausweiden eines Tieres lehrt er seinem Freund.
Die Handlungen und Gedanken der Figuren werden sehr ausführlich beschrieben. Manchmal fühlte ich mich in dieser Hinsicht fast ein wenig zu sehr bevormundet. Trotz alledem habe ich den Roman gerne gelesen und mich dabei gut unterhalten gefühlt.
Hätte ich nicht gewusst, dass es sich um den ersten Teil einer Trilogie handelt, wäre das Ende des Buchs für mich überraschend gewesen.
Zusammengefasst lässt sich sagen, es handelt sich um einen historischen Abenteuerroman ohne Kitsch, der mich ein wenig an die Abenteuer der drei Musketiere erinnerte und der mich gut unterhalten hat.
„Der Waisenjunge und der Kardinal“ ist der erste Teil einer Trilogie.
2. Teil: „Das Geheimnis von Montrésor“
3. Teil: „Tödlicher Karneval – Im Banne der Serenissima“