Richard Osman: Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel
Die Mordclub-Serie 3
Autorin/Autor: Osman, Richard
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Das Seniorenquartett vom Donnerstagsmordclub ermittelt wieder (schade, dass darüber nur ein Mal pro Jahr etwas Neues zu lesen gibt). Elisabeth, Jocye, Ron und Ibrahim suchen sich, zwecks Zeitvertreib, ungelöste Kriminalfälle heraus, um mit Gespür und Intuition der Polizei ein wenig unter die Arme zu greifen.
Bei der Suche nach einer neuen Herausforderung stoßen sie auf den Fall der Bethany Waites, einer Journalistin, die zehn Jahre zuvor spurlos verschwunden ist. Gefunden hat man damals nur ihren zerschmetterten Wagen am Fuße eines Cliffs bei Dover und darin ein paar blutige Kleidungsstücke; aber nichts, rein gar nichts von Bethany selbst.
Bethany arbeitete an einer Enthüllungsgeschichte für das Fernsehmagazin „South East Tonight„, das sie gemeinsam mit Mike Waghorn moderierte, dem Gesicht des Magazins schon seit einigen Jahrzehnten. Und genau dieser Mike Waghorn sitzt jetzt, sehr geschickt eingefädelt von Elisabeth, mit den vier Senior:innen zusammen und rasch, welch ein Zufall, kommt das Gespräch auf den ungeklärten Kriminalfall.
Es herrscht bei allen Einigkeit, dass an der Sache etwas ganz und gar nicht astrein ist und Mike ist sichtlich froh, dass sich jemand der Sache erneut annimmt, denn Bethanys Verschwinden beschäftigt ihn nach wie vor. Es ist also beschlossen und die Truppe macht sich, mit der gewohnten Aufgabenverteilung, an die Arbeit, um die Lücken in der Ermittlungsakte der Polizei zu füllen.
Eine kleine Neben-Schwierigkeit taucht auf, die die Pläne etwas in Unordnung bringt: Irgendjemandem scheint nicht zu gefallen, was Elisabeth, die pensionierte Agentin des MI5 (oder MI6? – egal, irgendwas mit Geheimdienst) so treibt. Während sie sich gerade mit Bethanys Fall vertraut macht, erhält sie zuerst einige bedrohliche klingende SMS und wenig später wird sie gekidnappt. Worum auch immer es gehen mag, es bringt sie in eine mehr als unangenehmen Situation: Einen alten Bekannten unter die Erde zu bringen oder zusehen zu müssen, wie jemand anders stirbt. Verständlich, dass weder das eine noch das andere ihr zusagt.
Jetzt sind es also schon zwei Probleme, die es zu lösen gilt … nein, sogar drei, um genau zu sein. Denn es gibt eine Person, die sich an Ron rächen will. Diese Person sitzt zwar gerade hinter Gittern, aber so etwas währt ja auch nicht ewig.
Im jetzt schon dritten Roman der Mordclub-Reihe lässt der Elan der Geschichten kein bisschen nach. Ganz im Gegenteil werden die Gags, für meinen Geschmack, immer witziger. Manche Kapitel lesen sich wie Slapstick-Szenen, die man sich richtiggehend vorstellen und herzhaft dabei lachen kann. Einen ganz gehörigen Anteil daran hat ganz sicher auch die Übersetzung von Sabine Roth. Denn das muss man erst einmal alles vom Englischen in ein wunderbar unterhaltendes Buch mit deutscher Sprache hinüberbringen.
Abgerundet und eingerahmt wird alles von einer raffiniert konstruierten Handlung – immerhin ist es Krimi – die zur Unterhaltung die genau passende Portion an Spannung liefert.
Zum gänzlich ungetrübten Lesevergnügen tragen auch die Persönlichkeiten der Hauptdarstellerinnen und Hauptdarsteller bei. Die lernt man immer besser kennen, weiß schon um ihre Eigenheiten, Vorlieben und Abneigungen. In einer Krimireihe ist naturgemäß viel Platz und Zeit, diese Darsteller zu beschreiben. Richard Osman lässt die Leser:innen immer wieder neue kleine und weniger kleine Details an Elisabeth, Jocye, Ron und Ibrahim entdecken, ebenso werden die Nebendarsteller (die in Wahrheit auch kleine Hauptrollen spielen) immer vertrauter. Selbst Alan, Joyce‘ Hund, spielt fleißig mit. Dieses Kennenlernen wird nie langweilig, immer wieder eröffnen sich überraschende Einblicke und jedes Mal kann man darüber schmunzeln.
Das fühlt sich dann insgesamt an wie bei guten, alten (in doppeltem Sinn) Freunden, auf die man sich immer wieder freut und mit denen man so oft wie möglich etwas unternehmen möchte.
In diesem Roman ist es zudem so etwas wie ein „Running Gag“, dass das Seniorenquartett immer mehr Mitstreiter sucht und findet, wobei das durchaus auch vormalige oder aktive Bösewichte, manchmal sogar richtige Feinde, sein können, denen es zur Herzensangelegenheit wird (dank der liebenswürdigen Überzeugungskraft des Quartetts) endlich das Rätsel um das Verschwinden von Bethany Waites zu lösen.
So wird der Kreis rund um den Donnerstagsmordclub immer größer. Die Frage ist nur, ob wirklich alle, die dabei sind, aus den richtigen Gründen mitmachen …
So kann es weiter gehen!
Ich freue mich jetzt schon sehr auf den 4. Band!
PS: eine Sache bleibt am Ende doch noch unklar und da drängt sich der Verdacht auf, dass es genau dort in Band 4 weitergehen wird :-)