Buchbesprechung/Rezension:

Reinhardt Badegruber: Wiener Anwaltsterben

Wiener Anwaltsterben
verfasst am 24.03.2023 | 1 Kommentar

Autorin/Autor: Badegruber, Reinhardt
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

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[Gesamt: 1 Durchschnitt: 1]

Hauptfigur des Buches ist Gruppeninspektor Frank Karl. Er stammt aus einem deutschen Elternhaus, verbrachte aber seine gesamte Kindheit in Wien. In der ersten Szene wird er mit seinem Tatortteam zu einer Luxuswohnung auf der Tuchlauben im ersten Wiener Gemeindebezirk bestellt. Vom Balkon der Wohnung war Blut getropft. Im Inneren bietet sich ein Bild des Grauens: sehr viel Blut und das Abbild einer Frau, das an die Wand geklatscht war. Frank Karl erinnert die Szene an ein Projekt des Künstlers Hermann Nitsch. Eine Leiche findet sich aber nicht.

Statt an dem Fall zu arbeiten, macht sich Frank Karl kurz darauf auf den Weg in einen Schanigarten, um Pause zu machen. Dort wird er von seinem Chef entdeckt und gemaßregelt:

„Plötzlich stand der Polizeipräsident vor ihm. Er fragte ihn, oben man ihm ins Gehirn geschissen hätte. Ob er einen Sprung in der Schüssel hätte. Wie es ihm einfallen könne, hier im Schanigarten ruhig zu sitzen, während sich in 60 Meter Entfernung ein Unfall ereignet habe. ‘Möglicherweise ein Mord’, korrigierte Frank Karl.“

Als kurz darauf ein Knall ertönt, der die Gäste aufschreckt und „Ein Unfall!“ rufen lässt, macht sich Karl gemächlich auf den Weg, um dem Ganzen nachzugehen.

Diesmal geschah wirklich ein Mord. Zeugen bestätigen, dass ein Mann vor einen Kleinlaster gestoßen wurde. Der Tote ist der Rechtsanwalt Doktor Paul Kammermeier, mit dem Frank Karl vor 20 Jahren eine unliebsame Begegnung hatte.

„‘Ex Jugo überfährt Promi-Anwalt’ hat das größte Wiener Kleinformat getitelt.“

Als Frank Karl von seinem Chef vom Fall abgezogen wird, beginnt er in einer Sexfotoaffäre am Rilke-Gymnasium zu ermitteln. Dabei lässt er sich auf ein Techtelmechtel mit der Germanistiklehrerin ein.

Mein Fazit:

Der Roman gliedert sich in kurze Kapitel, die jeweils mit einer fett geschriebenen Einleitung beginnen, in der die aktuelle Szene beschrieben wird. Mich hat das sehr an die Art und Weise erinnert, wie sich Theaterstücke lesen.

Die Hauptfigur Frank Karl wurde mir leider während des gesamten Romans nicht wirklich sympathisch. Dazu trugen sein Frauenbild, seine Ausdrucksweise, seine Lügereien, sein herrisches Wesen und sein Umgang mit Alkohol bei. Als er sogar zum Diebstahl ermunterte, verschlug es mir gänzlich die Sprache.

„Da drüben hängen zwei vergessene Damenhandtaschen. … Da sind bestimmt Geldbörsel drinnen. Ihr bringt also die Fundstücke in Sicherheit. Die Besitzer werden später glücklich sein, dass ihre Führerscheine und ihre Kreditkarten im Chaos des jähen Aufbruchs nicht verloren gegangen sind. Wenn dann ein paar Geldscheine aus dem Portemonnaie fehlen, tut ihnen das nicht besonders weh.“

An Toten mangelt es in diesem Roman nicht. Ebenso nicht an Sex und skurrilen Szenen. Mit der derben, sexistischen und obszönen Ausdrucksweise des Autors konnte ich nichts anfangen. So ist mir das Lesen relativ schwergefallen. Ich vermisste auch eine „klassische“ Ermittlungsarbeit. Statt an der Lösung des Falls zu arbeiten, beschäftigt sich Frank Karl mit allem möglichem anderen, vor allem auch mit diversen Gspusis. Zusätzlich lässt der Autor immer wieder delikate, erotische Literatur aus der Vergangenheit zitieren.

Ich liebe Wien, nicht nur, weil ich mit einem Wiener verheiratet bin. Wenn ein Autor aber schlecht von dieser wundervollen, weltoffenen Stadt spricht, ärgert mich das. „Wennst in Wien die Wahrheit sagst, glaubt dir keiner was.“

Das Buch ist gespickt mit Wiener Ausdrücken und vor allem der sehr derben Ausdrucksweise wird hier viel Platz eingeräumt. Ich kenne keine Wiener, die sich so unterhalten. Positiv finde ich, dass ein Großteil der Ausdrücke mit einer Fußnote am Ende des Kapitels erklärt werden. So konnte ich zumindest ein paar neue Wiener Begriffe kennenlernen.




Ein Kommentar

  • Fred sagt:

    Dem Fazit kann ich mich gänzlich anschließen (wobei m.A. 2 Sterne noch immer zu viel sind). Obwohl selbst Wiener, ist mir einiges der vulgären „Sprache“ gänzlich unbekannt und das alles ein äußerst misslungener Versuch, Wiener Lokalkolorit darzustellen.

    … dass ein Verlag so einen Text überhaupt als Buch herausgibt, ist seltsam.

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