Buchbesprechung/Rezension:

Agatha Christie: Ruhe unsanft
Ein Fall für Miss Marple (12)

Ruhe unsanft
verfasst am 03.04.2023 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Christie, Agatha
Genre:
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Es ist ja allgemein bekannt, dass es in englischen Landhäusern spukt (wer wüsste das nicht …). Dass Gwenda Reed beim Einzug in das gerade erworbene Haus ein seltsames Gefühl hat und sich dazu noch seltsame Dinge ereignen, das ist also nicht verwunderlich.

Es sind ist eine Art von kurzen Erinnerungsblitzen, die Gwenda heimsuchen und sie bald an ihrem Verstand zweifeln lassen. Dazu kommt, dass sie das Haus vorerst noch alleine bewohnt, da Giles, ihr Ehemann erst später von Neuseeland nach England umziehen wird. Gwenda flieht beinahe zu Bekannten nach London und macht dort, ein Glück für sie, die Bekanntschaft einer sehr netten alten Dame: Miss Jane Marple.

Wer an dieser Stelle im Buch an Margaret Rutherford denkt, wird sogleich auf den Boden der Agatha-Christie-Realität zurückgeholt, die Miss Marple als schlank und hochgewachsene beschreibt.

Nun, jedenfalls: Miss Marple kann Gwenda mit ein paar ganz logischen Schlussfolgerungen zumindest davon überzeugen, dass sie ganz und gar bei Sinnen ist. Die Hinweise der alten Dame lösen auch bald das erste Mysterium, nämlich dass es sich bei diesen Erinnerungsblitzen tatsächlich um Erinnerungen handelt. Denn wie sich herausstellt, bewohnte Gwenda dieses Haus bereits für einige Monate, als sie gerade einmal drei Jahre alt war.  Jetzt ist auch klar, warum ihr die alte Villa gleich auf den ersten Blick so gut gefiel.

Schon nach wenigen Kapiteln beginnt man sich, zugegeben, zunächst ahnungslos, der Lösung des Rätsels zu nähern. Dem Rätsel, ob Gwenda damals wirklich einen Mord beobachtet hat. Gemeinsam mit ihrem zwischenzeitlich angereisten Ehemann versucht sie Hinweise auf das zu finden, was damals geschah. Nicht einfach, denn alles liegt schon beinahe zwanzig Jahre zurück. Nicht ungefährlich, wenn man unterstellt, dass es ein Mord gewesen sein könnte und dass dann der Mörder vielleicht noch immer in der Nähe ist. Da die Angelegenheit auch Miss Marple keine Ruhe lässt, finden Gwenda und Giles in ihr bald eine Mitstreiterin bei den Nachforschungen.

Der Roman erschien im Jahr 1976, gewissermaßen als Vermächtnis von Agatha Christie, die zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben war. Fertiggestellt wurde der Roman übrigens schon im Jahr 1940, von der Autorin aber bis zu ihrem Tod unter Verschluss gehalten. Miss Marples 12. Fall ist damit auch ihr letzter, wohl aber einer der besten.

Angesiedelt ist die Geschichte im Süden England und in den 1930er-Jahren. Es ist damit eine Reminiszenz auf die vergangene Zeit des Empire, der langen Schiffspassagen und des Briefeschreibens, der Kindermädchen und Hausgärtner. Das alles zusammen fügt sich nicht nur zu einem spannenden, sondern auch zu einem schon beinahe liebevoll konstruierten Krimi zusammen, der sich ganz wunderbar lesen lässt.

Die Handlung trabt gewissermaßen gleichmäßig dahin, mit beinahe jeder Seite kommen neue Puzzlesteine hinzu, sodass man spielend leicht das ganze Buch gespannt und bestens unterhalten in einem Stück durchlesen kann.

„Ruhe unsanft“ ist ein Blick in eine vergangene Zeit und zugleich ein perfekter Nachlass einer großartigen Autorin. Für mich einer der besten Agatha Christie-Romane überhaupt.




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