Buchbesprechung/Rezension:

Agatha Christie: Der seltsame Mr Quin

Agatha Christie: Der seltsame Mister Quin
verfasst am 05.05.2023 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Christie, Agatha
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In zwölf Kurzgeschichten tritt Agatha Christies Antwort auf Sherlock Holmes auf: eben jener seltsame Mister Quin. Die Geschichten erschienen in den 1930ern, die deutsche Übersetzung folge erst 50 Jahre später, im Jahr 1980, vier Jahre nachdem die Autorin verstorben war..

Mister Quin ist … ja was ist er überhaupt? Ein Mann, der immer dann die Bühne betritt, wenn etwas Seltsames oder auch etwas scheinbar ganz Eindeutiges geschieht, egal ob es sich um ein Verbrechen oder eine Ungerechtigkeit handelt. Mister Quin ist kein Detektiv, kein Polizist; jedenfalls erfährt man nichts über seine Herkunft und Profession, was sich im Originaltitel “The Mysterious Mr. Quin” weitaus besser ausdrückt .

Vor Mr. Quin tritt aber immer ein anderer Herr auf: Mr. Sattersway, ein älterer Herr, der es versteht, sein Leben zu genießen – Bei Agatha Christie heißt dieser Herr übrigens “Satterthwaite”, aber das ist wohl nach Ansicht der Übersetzung für manche deutschsprachige Zunge zu schwierig auszusprechen  ;-)

Sein Leben dermaßen sorgenfrei zu genießen ist Sattersway möglich, weil er zwar nicht reich, aber doch liquide genug ist, seinen Alltag ganz nach seinen Vorlieben zu gestalten. Das tut er zwischen Landsitzen in England und Monte Carlo, an allen jenen Orten, an denen seine Gesellschaft geschätzt wird. Mr. Sattersway würde sich selbst als zurückhaltend beschreiben, als unauffällig und als ein guter Beobachter.

Die Menschen, die er kennt und die ihn kennen – das sind wirkliche viele – würden ihn jedoch als einen Mann beschreiben, den man gerne um Rat fragt und der jederzeit zur Verfügung steht, um jemandem eine Gefälligkeit zu erweisen. Einfach ein netter Mensch.

Quin und Sattersway treffen erstmals in einer Silvesternacht im Landhaus Royston aufeinander, als sich die dort versammelte Gesellschaft an einen dramatischen Vorfall, der zehn Jahre zurückliegt, erinnert. Damals erschoss sich Derek Capel, der vormalige Besitzer des Landhauses, kurz nachdem er bekannt gegeben hatte, sich verloben zu wollen; nach der Bekanntgabe zog er sich zurück, um die mit Verspätung eingetroffene Post durchzusehen, wenige Minuten später nahm er sich das Leben. Eine bis zu diesem Tag ungeklärte Angelegenheit. Während man sich darüber unterhält, klopft es an der Türe und Mr. Quin ersucht, eintreten zu dürfen, da sein Wagen eine Panne hätte. Dieses erste Zusammentreffen ist wohl ein Zufall, doch ab dann kreuzen sich ihre Wege regelmäßig. Und: es geschieht immer anlässlich eines besonderen Vorkommnisses.

Dann ist es bald wie ein Ritual der beiden: Sattersway berichtet, was er gesehen hat und was man ihm erzählte, Mr. Quin spornt seinen Gesprächspartner förmlich an, von allen Details zu berichten und findet darin immer den entscheidenden Anhaltspunkt, der zur Auflösung des Rätsels oder zur Klärung der Affäre führt. Quin bleibt dabei aber meist dezent im Hintergrund und verschwindet am Ende unauffällig, während Sattersway, und das ist ihm gar nicht recht, dann alleine die Lorbeeren einheimst.

Zwölf witzig und gescheit konstruierte Geschichten, darunter einige, die auch Stoff genug für einen ganzen Roman hergeben würden. Witzig auch deshalb, weil Agatha Christie bei ihren Beschreibungen der oftmals recht exaltierten Damen und Herren der Oberschicht sich bei der Verteilung von kleinen Seitenhieben gar nicht zurückhält.

Deshalb ist das Duo Mr. Quin & Mr. Sattersway den weitaus berühmteren Figuren Hercule Poirot und Miss Marple alles in allem durchaus ebenbürtig; nur eben weniger berühmt.




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