Georges Simenon: Striptease
Autorin/Autor: Simenon, Georges
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Das Monico ist ein Nachtclub in der Nähe des Hafens von Cannes. Der Ort an dem sich Abend für Abend die Angestellten und Besitzer zur täglichen Routine treffen. Man kennt einander, als wäre es eine Familie, man streitet, ist eifersüchtig, lebt nebeneinander her.
Das Publikum bunt durchmischt; Pärchen, einzelne Herren, die jeden Abend auftauchen, andere sind Stammgäste auf ihren Geschäftsreisen und vor der Türe bemüht sich Èmile, der Türsteher, immer neue Gäste zu einem Besuch des Clubs zu animieren.
Für die Show sorgen Cèlita, Marie-Lou, Natacha und Ketty. Sie bieten die Unterhaltung für die Gäste, sind die Darstellerinnen einer Show, ein ein- oder zweimal am Abend gezeigt wird: Striptease, erotischer Tanz. Zwischen den Shows unterhalten sie die Gäste, lassen sich einladen, manchmal bieten sie auch mehr und verbringen die Nacht in einem Hotelzimmer mit einem zahlenden Freier.
Über alle und alles wacht Florence, die Besitzerin. Nicht nur über ihre Angestellten, sondern auch über ihren Ehemann Lèon, der es sich wie selbstverständlich herausnimmt, alle Tänzerinnen auch persönlich kennenzulernen.
Tag für Tag geht es so dahin, bis eines Abends die 19-jährige Maud im Monico auftaucht und sich als Striptease-Tänzerin bewirbt. Ihre erste Vorstellung wird zur Sensation und Lèon ist wie ausgewechselt, wuselt um seine Neuentdeckung herum wie ein Pfau. Die Ankunft vom Maud bedeutet dauerhafte Veränderung für alle – jemand wird ihr Platz machen müssen, und sie wird den Platz von Cèlita einnehmen, die sich vorgenommen hatten, den Platz von Florence an der Seite von Lèon zu übernehmen.
Es ist die Geschichte von Menschen, die in dieser Welt wie gefangen leben. Die Tänzerinnen träumen auch nach vielen Jahren noch den Traum vom vielen Geld, das sie verdienen werden, um danach ein sorgenfreies Leben zu führen. Doch was sie verdienen, zerrinnt zwischen ihren Fingern und so bleibt ihnen nichts übrig, als weiterzumachen. Die Gäste tauchen für wenige Stunden in diese Fantasiewelt ein, man kennt einander eine Zeit lang, man teilt einen Abschnitt des Lebens, geht auseinander, ohne zurückzudenken.
Simenon beschreibt die Szenen der Nacht, die Menschen, die die Nächte bevölkern und beschreibt, wie alles aussieht, wenn das schummrige Licht ausgeschaltet und alles im hellen Tageslicht zu sehen ist, wie es wirklich ist. Ein Kreis, aus dem es für die meisten zeitlebens keinen Ausweg gibt.
Kein Krimi, sondern ein Roman über Menschen. Georges Simenon erzählt sehr einfühlsam über die, die in ihrer ganz eigenen Welt leben und sterben.