Buchbesprechung/Rezension:

Andreas Winkelmann: Nicht ein Wort zu viel

Nicht ein Wort zu viel
verfasst am 15.06.2023 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Winkelmann, Andreas
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
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Kann man im Cyberspace unerkannt bleiben? Kann man in dieser anonymen Welt seinen Fantasien freien Lauf lassen und muss niemals Rechenschaft dafür ablegen?

In einer Welt, in der mehr und mehr des Alltages und des alltäglichen Lebens online stattfindet, in der viele Menschen ohne ihr Smartphone nicht mehr leben können, in dieser Welt hat sich auch das Verbrechen längst in der virtuellen Sphäre etabliert.

Claas Rehagens Tod wird im Internet übertragen. Wenn es andauernd irgendwelche Challenges gibt, denen sich unzählige Leute stellen, dann wäre doch ein Mord auch nur eine weitere Sensation. Dafür sind das Internet und die sozialen Medien doch da.

«Das liegt an all der Gewalt in den Medien», sagte Frau Baumann und nickte, um sich selbst zu bestätigen. «Schauen Sie nur, wie viel Platz Bücher über Mord und Totschlag in der Bibliothek einnehmen! Wie sollen die Menschen denn da noch normal bleiben!»

Herausgefordert ist auch direkt die Polizei, es ist, als ob sich der Täter (oder die Täterin?) ein Duell liefern wollte. Dass Claas dabei einen grausamen Tod sterben und Faja Bartels, eine gute Freundin von Claas, das alles mitansehen musste, ist Teil eines perversen Spiels.

Dieses Spiel dreht sich um Bücher: Claas und Faja sind Buchblogger. Es dauert nicht lange, bis jemand zufällig den Drehort des Mordvideos und den Toten findet – der Mord fand in einer alten Bibliothek statt. Eines verbindet dies alles und noch weitere Ereignisse, obwohl die Verbindung zunächst kaum erkennbar ist: das Buch „Dunkelheit, mein Freund“ des Schriftstellers David Sanford, der selbst in schwer fassbarer Art udn Wiese in das Geschehen verwickelt zu sein scheint.

Für Kommissar Simon Schierling, der doch schon vieles miterlebt hat, ist es selbst schwer zu verdauen, dass er dem Mann, der tot in der Bibliothek, gefesselt und erstickt, mit Klarsichtfolie, beim Sterben zusehen musste.

 Jaro Schader ist Zielfahnder und muss sich nach einem Todesfall bei einer Festnahme einer internen Untersuchung stellen. Vor die Alternative gestellt, freigestellt zu werden oder für einige Zeit nur einfache Fälle zu bearbeiten, übernimmt er einen vermeintlich alltäglichen Vermisstenfall. Diese Angelegenheit stellt sich aber bald als ein Teil des Falles von Simon Schierling heraus. Die Ermittlungen führen jetzt zwei Polizisten zusammen, die sich in einem gleichen: sie geben nicht auf und überschreiten bisweilen auch Grenzen, wenn es keinen anderen Weg gibt, einen eindeutig Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Schierling und Schrader finden rasch einen gemeinsamen Draht. 

Andreas Winkelmann mengt in „Nicht ein Wort zu viel“ so aktuelle Themen wie die anonyme Parallelwelt des Internets und die viel oft und ausufernde Gewalt, die immer öfter aus der virtuellen Sphäre in die reale Welt vordringt und macht daraus einen Thriller, der – vor allem in der zweiten Hälfte – mit Spannung und Tempo überzeugt, am Ende dann zu einer Auflösung kommt, die jedenfalls überraschend ist (ich jedenfalls sah diese finale  Wendung nicht kommen)

Zudem beinhaltet schon der Titel des Buches so etwas wie eine Aufforderung, sich etwas einfallen zu lassen … Nachdenken? Bei einem Thriller?
Ja, denn es geht in der Geschichte darum, eine spannende Geschichte mit nur fünf Wörter zu erzählen. Gelingt das nicht, muss jemand sterben.

Mir jedenfalls geht es jetzt so, dass ich immer wieder nachdenke, wie man mit fünf Wörtern eine ganze Story erzählen kann … und spannend so sie auch sein …

PS: Ansonsten werde ich doch ein bisserl unruhig, wenn ich lese, was Menschen, die Bücher lesen und darüber schreiben, so alles passieren kann, wenn sie auf rachsüchtige Autoren treffen … :-)




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