Joël Dicker: Die Affäre Alaska Sanders
Autorin/Autor: Dicker, Joël
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Die Goldman-Saga geht weiter: Marcus Goldman, der Schriftsteller, hat sich mit seinem Roman „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert„, in dem er die Hintergründe des Mordes an Nola klärte, endgültig in den Literatur-Olymp geschrieben.
Auf der Suche nach seinem verschwundenen Freund und Mentor Harry Quebert zieht es ihn immer wieder an die Schauplätze der damaligen Ereignisse. Eine gute Gelegenheit, auch einen Abstecher zu seinem engen Freund Sergeant Perry Gahalowood zu machen, mit dem er damals bei der Aufklärung zusammenarbeitete.
Es ist ein neuer Fall, der Marcus dazu bringt, wieder Nachforschungen zu anzustellen. Ob daraus ein Roman wird, das will er zu Beginn zwar noch zu verneinen, doch wer weiß schon, was am Ende herauskommen wird?
Es geht um den Mord im Jahr 1999 an der damals zweiundzwanzigjährigen Alaska Sanders. Die junge Frau war aus New York in den kleinen, verschlafenen Ort Mount Pleasant in New Hampshire gezogen. Eine vielversprechende Karriere als Model und Schauspielerin hatte sie aufgegeben, um zu Walter Carrey zu ziehen, den sie in einer Bar kennengelernt hatte. Es ist jedenfalls eigenartig, doch niemand scheint sich daran zu stören, dass Alaska sich so entschied. Niemand fragte nach, aber viele wunderten sich über diese Entscheidung.
Es dauerte ein paar Monate, bis sich die Stimmung im Verhältnis von Alaska und Walter veränderte. Betrog sie ihn mit einem Unbekannten? Oder mit seinem besten Freund? Was veranlasste sie an dem Tag, an dem sie sterben würde, Walter endgültig zu verlassen?
Sergeant Gahalowood und seine Leute benötigten nur wenige Tage, um den Hauptverdächtigen zu verhaften. Es gab ein Geständnis, aber auch eine unvorhersehbare Katastrophe, die dieses Geständnis überschattete, zugleich aber sogar noch zu bestätigen schien. Genug jedenfalls, um den Fall abzuschließen und den Mord an Alaska Sanders als geklärt zu den Akten zu legen.
Wer anfängt zu lesen, kann vielleicht nicht mehr aufhören …
Hinweise auf die anderen Romane rund um (bzw. „von“) Marcus Goldman durchziehen das Buch. Dabei wird gerade so viel verraten, dass man neugierig wird und man eine Ahnung davon bekommt, was darin geschah. Alles aber bleibt bei diesen Hinweisen so unklar und mysteriös, dass man diese anderen Bücher lesen kann (was man meiner Meinung nach auch unbedingt sollte – ich fand sie alle großartig).
Die Spannung bezieht Die Affäre Alaska Sanders aus vielen Elementen, darunter aus dem oftmaligen Wechsel in der Perspektive der Erzählung: Marcus‘ Bericht vom aktuellen Geschehen wechselt sich ab mit Gesprächsprotokollen von Aussagen und Verhören, mit Rückblicken auf die mehr als zehn Jahre zurückliegenden Ermittlungen nach dem Mord an Alaska Sanders und dann wieder Episoden aus Marcus‘ gegenwärtigem und zurückliegendem Leben. Dann sind es neue Gespräche mit neuen Verweisen auf zurückliegendes Geschehen, von dem dann wieder in Rückblicken zu lesen ist.
Immer mehr verzweigt sich die Erzählung und mit jedem neuen Detail wird die damals scheinbar so eindeutige Lösung des Falles mit allen ihrem Folgen immer unwahrscheinlicher. Bislang als nebensächlich eingeschätzte Episoden erhalten mit neuen Details eine ganz andere Bedeutung und nie kann man sicher sein zu einer solchen Episode schon alles erfahren zu haben. Vielleicht taucht schon ein paar Abschnitte später eine neue Information auf, die wieder alles umstößt.
Es gibt tatsächlich kein Kapitel im Buch, dass man einfach so querlesen kann, denn überall verbergen sich neue Hinweise und neue Rätsel.
Elf Jahre nach dem Mord an Alaska Sanders nehmen Marcus Goldman und Sergeant Gahalowood die Ermittlungen erneut auf, denn es gibt scheinbar ganz klare Beweise dafür, dass es sich damals ganz anders abspielte und zuvor Eindeutiges wird durch neue Erkenntnisse infrage gestellt. Die beiden stellen jetzt ganz andere Fragen, als sie Gahalowood und seine Leute damals stellten. Andere Fragen, das bedeutet auch andere Antworten und ganz neue Ergebnisse.
Es ist nach „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ und „Die Geschichte der Baltimores“ schon der dritte Roman aus dem „Goldman-Universum“. Neben den immer überaus spannenden Storys füllt sich mit jedem Roman auch die Biografie von Marcus Goldman und werden immer mehr Verbindungen und Hintergründen sichtbar. Es ist eine raffiniert konstruierte, zusammenhängende Geschichte, die man deshalb mit gutem Grund „Universum“ nennen kann, eben eine ganze Welt von lose zusammengehörenden Ereignissen. Wobei es für das Verständnis der Handlung in diesem Roman nicht erforderlich ist, die beiden anderen gelesen zu haben – das kann man auch später noch nachholen.
Zusammengefasst:
Ein klug geschriebener und raffiniert konstruierter Thriller, der von Anfang bis Ende in Atem hält. So viele Details und Wendungen in einer Story unterzubringen, bei der man doch immer den Überblick behält, ist wirklich „großes Kino“!
Toller Roman und eine unbedingte Empfehlung!
PS: Es sieht ganz danach aus, als gäbe es in Zukunft noch weitere Bücher vom Schriftsteller Marcus Goldman …