Matthias Wittekindt: Spur des Verrats
Die Craemer-und-Vogel-Reihe Band 2
Autorin/Autor: Wittekindt, Matthias
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Im Jahr 1910, vier Jahre, bevor der 1. Weltkrieg ausbrach, richteten sich, vor den meisten Menschen noch verborgen, die Militärs und Geheimdienste schon längst auf die kommende Auseinandersetzung ein.
Wer dabei gerade gegen wen intrigierte, wer wen ausspionierte und auf wessen Konto ein Anschlag ging, ließ sich oft nicht einfach feststellen, zu umfangreich war die Anzahl der Parteien, die ihre Interessen verfolgten.
Briten, Russen, Engländer, Deutsche: alle haben ihre Finger im Spiel und es ist auch die Zeit, in der man immer auf der Hut sein musste, ob das Gegenüber wirklich das ist, was es vorgibt und in der man mit Verrat in den eigenen Reihen immer rechnen musste.
In dieser Szenerie ist der zweite Krimi mit dem Major Albert Craemer vom Geheimdienst des Deutschen Kaiserreiches angesiedelt. Gleich vorweg: Kommissar Vogel, wie der Untertitel des Buches suggeriert, spielt nur eine kleine Nebenrolle und hat nur eine paar kleine Auftritte.
Eine Schießerei im Berliner Zoo lässt drei Tote zurück, darunter eine unbeteiligte Mutter, die von einem Irrläufer getroffen wurde; ein Wunder, dass nicht mehr Menschen zu Schaden kamen. Eine Zeugin, die sehr zuverlässig wirkt, berichtet, dass es sich allesamt um Russen gehandelt haben muss, drei Männer flohen vom Ort des Geschehens und eine Frau, die auffällig unbeteiligt in der Nähe stand, hatte wohl auch mit alledem zu tun.
Und jetzt das: Russen, eine tote Einheimische, alles mitten in Berlin. Das ruft nicht nur die Polizei, sondern auch die Geheimdienste auf den Plan.
Schon in den ersten Kapiteln zeichnet sich ab, dass es Matthias Wittekindt seinen Leserinnen und Lesern nicht leicht machen wird, der Handlung zu folgen. Es geht hin und her, zwischendurch Verweise auf den ersten Roman der Reihe (die aber eher nur verwirren, als helfen), ein paar historische Fakten hier und da eingestreut. Im Gegensatz zum ersten Band ist dieser zweite jedoch nur recht lose und nebenbei mit dem Zeitgeschehen verknüpft, er ist viel weniger historischer Roman, sondern nur datumsmäßig im Jahr 1910 angesiedelt. Aber immerhin wird Kaiser Wilhelm II. oft erwähnt und Lenin hat so etwas wie einen Cameo-Auftritt.
Um ehrlich zu sein, so richtig hineingekommen in die Story bin ich bis zum Ende nicht. Für meinen Geschmack fehlt diesem zweiten Band der Co-Autor des ersten Bandes, der leider zu früh verstorbene Rainer Wittkamp, enorm. Ganz offensichtlich haben die beiden Autoren einander ganz großartig ergänzt und das brachte den tollen Roman „Fabrik der Schatten“ auf die Welt. An dessen Spannung und Handlungsbogen reicht Band 2 enttäuschenderweise nicht heran.
Es bleibt also sehr zerfahren (was aber ja auch in gewisser Weise den tatsächlichen Verhältnissen in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg entspricht). Eben deshalb kann keine Spannung aufkommen und ich lese mich rasch zum Ende durch.
Alles zusammen für mich einer der schwächeren Krimis von Matthias Wittekindt, dessen Bücher ich ansonsten überaus schätze.