Yves Ravey: Taormina
Autorin/Autor: Ravey, Yves
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Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Luisa und Melvil Hammett haben keinen guten Start in ihren Urlaub auf Sizilien. Ein Leihwagen wird organisiert, eine Zusatzversicherung wird abgeschlossen.
Die Stimmung ist angespannt, es steht nicht zu besten in der Ehe der beiden. Der Versuch, so nach wie möglich nach der Ladung am Flughafen von Catania den Strand zu finden und das Meer zu sehen, mündet am Ende einer Schotterstraße in einer Baustelle. Dann kommt auch noch ein Sturm auf, was schlussendlich die Szenerie für das kommende Unheil vervollständigt.
Der Regen, die schlechte Sicht in der Dunkelheit und dann ein Anprall rechts vorne am Kotflügel, kurz davor ist ein Schemen zu sehen. Ein Hund, ein Hindernis … es ist nichts zu erkennen. Anstatt anzuhalten und nachzusehen, fahren sie weiter, irgendwohin, wo sie die Nacht verbringen können, denn zum Hotel schaffen sie es an diesem Tag nicht mehr.
Melvil, beunruhigt, möchte so weit wie möglich vom Unfallort wegfahren, Luisa hingegen hält an den Urlaubsplänen fest, empfindet diesen Vorfall irgendwie auch als willkommenes Abenteuer.
Zwei Tage später melden die Zeitungen, dass nach jener Nacht ein Kind tot am Straßenrand gefunden worden war. Was das der Aufprall, war es kein Tier, sondern ein Mensch? Dabei ist noch nicht einmal klar, dass sie es waren, die an jener Stelle vorbeikommen sind, vielleicht war an ganz jemand anders am Unfall beteiligt.
Gegenseitige Vorhaltungen, gegenseitiges Beruhigen, dann wieder die Furcht, doch entdeckt zu werden, – aber sie müssten doch sicher vor einer Entdeckung sein, es hat doch niemand etwas gesehen. Die beiden absolvieren ihr Urlaubsprogramm weiter, aber jeder Moment ist ab nun ausgefüllt damit, nicht zu wissen, was wirklich passiert ist.
Aus einer kurzen Urlaubsreise, die schon nicht in bester Stimmung begonnen hatte, wird eine Flucht vor der eigenen Verantwortung und vor allem eine Flucht vor der Polizei, die überraschend schnell die Spur der beiden Touristen gefunden hat.
Mit karger Sprache entsteht ein sich immer schneller drehendes verwirrendes Spiel, in dem man nicht sicher sein kann, ob die Sache mit dem toten Kind tatsächlich Luisa und Melvil anzulasten ist, oder ob es vielleicht sich um eine Inszenierung handelt, ein paar verängstigen Touristen möglichst viel Geld abzunehmen.
Wie schnell kann man in einem Land, in dem man fremd ist, an die falschen Leute geraten, das Falsche tun. Luisa und Melvil sind gänzlich den Leuten ausgeliefert, die ihnen, wie sie beteuern, aus diesem Strudel heraushelfen werden.
Indem man alles aus der Sicht von Melvin liest, sieht man natürlich auch immer nur seine Perspektive und weiß nicht mehr als er. Das treibt die Spannung an, denn es schwingt immer mit, dass das alles doch nicht real sein kann, dass die beiden verängstigten Touristen vielleicht doch die Opfer in einer perfekt geplanten Intrige sind.
So kurz der Roman, so sehr bringt er die eigenen Gedanken zum Rotieren, immer auf der Suche nach Hinweisen, die helfen zu erkennen, was tatsächlich geschieht.