Agatha Christie: Das fahle Pferd
Autorin/Autor: Christie, Agatha
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Inspektor Lejeune ist mit einem Fall befasst, der so gar nicht in sein Resort fällt. Mrs. Davis Frau verstarb ganz offensichtlich an einer Grippe, die wenn auch tödlich verlaufen, ansonsten doch recht gewöhnlich war.
Was den Inspektor dazu bringt, sich dennoch persönlich ein Bild darüber zu machen, ist der Umstand, dass diese Frau bei ihrem Tod Beistand von einem Priester hatte, der wenig später erschlagen aufgefunden wurde. Im Stiefel des Priesters fand sich eine Liste mit Namen, zu der sich der Inspektor keinen Reim machen kann. Zunächst gibt es keine Spur zum Täter, doch dann liefert der Apotheker Zacharias Osborne die verblüffend exakte Beschreibung eines Mannes, der auffällig unauffällig hinter dem Priester hergegangen war.
Hier kommt alsbald der Historiker Mark Easterbrook in Spiel, der es als aufregende Abwechslung betrachtet herauszufinden, um wen es sich auf der Liste handelt. Denn wie es aussieht, stehen darauf Namen, die die Frau dem Priester kurz vor ihrem Tod genannt hatte. Easterbrook ist zugleich auch der Ich-Erzähler weiter Teile des Romanes. Mark findet heraus, dass einige Namen auf der Liste zu Menschen gehören, die erst kürzlich verstorben sind – bei allen nahm man eine natürliche Todesursache an. Was wird mit den restlichen Leuten auf der Liste geschehen, sind sie in Lebensgefahr?
Der Name „Das Fahle Pferd“ taucht auffällig oft auf und es gibt das Gerücht, dass man sich dorthin wenden könne, wenn man jemanden unauffällig loswerden möchte. Ist das „Fahle Pferd“ etwas so etwas wie eine Vereinigung von Auftragsmördern, die ihre Aufträge so erledigen können, dass es wie ein natürlicher Tod aussieht?
Das Geschehen dreht sich immer mehr um übersinnliche Erscheinungen, seltsame Vorgänge, nicht Erklärbares und die Menschen, die alles das als Lebensinhalt betrachten. Wenn immer Agatha Christie dazu ein Gespräch oder einen Vorgang beschreibt, bringt sie einen ironischen Satz, lässt jemandes etwas nicht allzu ernsten (britische eben) sagen und hat sichtlich Freude daran, die ganze Szene mit ihren Séancen und Medien auf den Arm zu nehmen.
Aber genau dort in diesem Umfeld geschieht etwas ganz und gar real schreckliches. Etwas, das sogar Menschen, die mit diesem übersinnlichen Getue nichts anfangen können, langsam an Kräfte und Vorgänge glauben lässt, die jenseits unserer Wahrnehmung liegen
Sind am Ende doch Hexerei und dunkle Geisteskräfte im Spiel? Oder handelt es sich doch nur um ganz gewöhnliche Verbrechen eines sehr raffinierten Täters?
Agatha Christie beschreibt in diesem Krimi aus dem Jahr 1961 auch ihr eigenes Verständnis gegenüber der gerade aufkommenden Jugendkultur und dazu bedient sie sich der Krimischriftstellerin Ariadne Oliver (die in diesem Krimi ihren vierten Fall löst, also auch eine von Christies Serien-Helden ist). Wie seltsam einem Menschen, der in einer ganz anderen Zeit aufgewachsen ist, das Aussehen, das Verhalten und die Sprache der „Hippie-Generation“ vorkommen, wie schwer es fällt, als älterer Mensch dafür Verständnis aufzubringen. Es ist viel Augenzwinkern mit dabei, wenn Mrs. Oliver darüber schwadroniert.
Es tummel sich ungewöhnlich viele Charaktere in diesem Roman, was es dann und wann schwierig macht, den Überblick zu behalten. Hilfreich ist nach etwa einem Drittel des Romanes, dass Mark Easterbrook, wohl selbst auch etwas verwirrt, für sich das bisher geschehene zusammenfasst. Das hilft mir wirklich und ab jetzt werden die Zusammenhänge immer klarer.
In einem rasanten Finale findet sich, umständehalber, ein detektivisches Trio aus Mark, Ginger – einer sehr attraktiven Frau, die Mark kennenlernt, und Inspektor Lejeune, das der Sache auf den Grund geht.
Nach meiner anfänglichen Skepsis und Verwirrung am Ende ein spannender und gekonnt konstruierter Krimi.