Fabcaro & Conrad: Die weiße Iris
Asterix 40
Autorin/Autor: Conrad, Didier
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
Online bestellen:
„Zeitgeist des 21. Jahrhunderts hält Einzug im Gallischen Dorf“. So könnte man den Inhalt des 40. Asterix-Bandes in Kurzform beschreiben.
Dazu bedarf es eines – ja was ist er denn nun: Influencer, Managementtrainer, Psychologe, Achtsamkeitscoach oder irgendeine andere kunstvolle Bezeichnung? – Mannes namens Visusversus, der Caesar davon überzeugt, dass man die unbeugsamen Gallier mit ganz neuen Methoden besiegen kann, wenn die alten Methoden einfach nicht funktionieren wollen.
Positiv denken, sich auf die Ursprünge konzentrieren, die anderen besser verstehen: so in etwa stellt sich Caesars Abgesandter vor, kann man den Römern dazu verhelfen, endlich wirklich ganz Gallien zu besetzen. Seine Methode ist das Verbreiten von hohlen Phrasen und sinnlosen Sinnsprüchen (wie man sie auch auf Abreißkalendern findet), wozu sich immer genug Leute finden, die das für tiefe Erkenntnisse halten :-)
Der Einfluss macht sich bald bemerkbar, als es bei Verleihnix plötzlich frischen Fisch gibt, die Dorfbewohner auf gesunde Ernährung umstellen und Automatix den Hammer melodiös auf dem Amboss schlägt. Weil aber Asterix und Obelix sich nicht so einfach bekehren lassen, stellt sich ein für Ceasar greifbarer Erfolg der Legionen nicht ein. Zwar lassen sich diese jetzt, dank Visusversus‘ Schulung in viel positiverer Grundstimmung auf die Prügeleien mit den Galliern ein, aber am Ergebnis ändert sich nichts, am Ende liegt immer ein Haufen Legionäre herum. Das kann Caesar nicht gefallen …
Das Thema bietet natürlich viel Raum für ironische Seitenblicke auf die Gegenwart. Nicht zuletzt auch in der Figur des Visusversus selbst, der für die ganzen selbsternannten Lebensweisheit-Verbreiter mit ihren Social-Media-Kanälen steht, die ihren Followern allen möglichen Unsinn verkaufen können.
Mit Fabcaro, dem neuen Texter der Story, zieht ein merkbar neuer Erzählstil ein. Augenscheinlich ist schon die größere Textmenge, es wird weitaus mehr gesprochen als in früheren Bänden. Für Kontinuität sorgen die Illustrationen von Didier Conrad, wenn auch diesmal Julius Caesars Gesichtszüge, abgesehen von der großen Nase, sich doch stark von den von Uderzo entwickelten unterscheiden. Es verstecken sich immer wieder kleine Verweise auf die Gegenwart, man sollte also nicht nur den Text lesen, sondern die Illustrationen ganz genau danach durchsuchen.
Es ist nette Story, wobei mich aber die sehr erfolgreiche Marketingkampagne des Verlages mit den vielen Meldungen in Zeitungen und Nachrichten weit mehr überzeugt, als der neue Band selbst. Für meinen Geschmack reicht die eine Idee mit der vermeintlich genialen Methode des Visusversus nicht für die ganzen 48 Seiten; schon nach 10,15 Seiten habe ich das Gefühl, dass sich die Dialoge und Ereignisse wiederholen bzw. nur noch variieren.