Carlo Rovelli: Weiße Löcher
Ein neues Bild des Universums
Autorin/Autor: Rovelli, Carlo
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Das erste Schwarze Loch wurde vor kurzem erst tatsächlich „gesehen“, es bleibt die nächste Frage offen: Gibt es „Weiße Löcher“?
Die Astrophysik ist einer der wissenschaftlichen Felder, das mich ungemein faszinieren. Mit immer neuen Theorien arbeiten sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschafter immer tiefer in einen Bereich hinein, der doch beinahe unendlich umfangreich ist. Die Existenz von Schwarzen Löchern mag heut zwar ein Faktum sein, vor allem, nachdem man eines davon indirekt fotografierten konnte. Es ist aber noch gar nicht so lange her, dass man bei diesem Begriff an reine Science Fiction dachte und nicht an real existieren Objekte.
Was aber dahinter geschieht, hinter dem Ereignishorizont, das bleibt unserer Beobachtung verborgen. Das Geschehen können wir also nur mithilfe von Mathematik berechnen, einen Beweis dafür, dass diese Mathematik dort noch anwendbar ist, haben wir aber nicht.
Der aus Italien stammende Physikprofessor Carlo Rovelli beschreibt im ersten Teil seines Buches die Theorie darüber, wie es mit Materie weitergeht, die in so ein Schwarzes Loch gezogen wird. Es ist die Theorie der „Weißen Löcher“, in denen ein umgekehrter Prozess abläuft. Die Materie, wie anschaulich im Buch beschrieben, prallt an einem bestimmten Punkt zurück und kommt wieder heraus … aber ist das tatsächlich so?
Oder ist das Science Fiction? Es erinnert mich an die Stargate-Filme, in denen es Reisen durch Wurmlöcher gibt.
In diesem Buch ist das wichtigste Stichwort „anschaulich“. Eine derart komplexe Materie so darzustellen, dass es auch Laien verstehen, das ist nicht einfach. Carlo Rovelli erklärt alles so, dass ich es, jedenfalls den größten Teil davon, verstehen kann. Es ist ein Blick in eine faszinierende Welt, ein Blick sowohl in wirklich wissenschaftliche Arbeit, als auch einer in einen Bereich des Universums, den wir erst begreifen müssen.
Ein Aspekt dieser „Weißen Löcher“ ist nämlich auch, dass ein gewaltiger Rückprall einst möglicherweise für den Urknall sorgte, der nach der heute gängigsten Theorie für da Entstehen unseres Universums verantwortlich ist (womit sich für mich gleich die Frage stellt: wie ist dann das davor existieren Schwarze Loch entstanden?)
Um den im Buch beschriebenen Phänomenen, Theorien und Fakten folgen zu können (bzw. folgen zu wollen), muss man das verlassen, was wir mit unseren Sinnen von unserer Umwelt wahrnehmen. Denn mit normalem Verständnis lässt sich das meiste davon nicht mehr verstehen. Wie die Zeit ganz unterschiedlich ablaufen kann, wie sie für uns anders ablaufen kann als für jemanden, der uns beobachtet. Wie eine Sonne auf die Größe eines Balles zusammenfallen kann, wie das Licht und der Raum so gebogen werden können, dass wir nichts mehr direkt beobachten können. Dafür – und vieles mehr – hat die Evolution unsere Gehirne nicht entwickelt, dafür muss man sich von allem gedanklich trennen, was wir in unserem Leben wahrnehmen.
Ein Buch über eine Theorie, das Entstehen einer Theorie und deren Weiterentwicklung. Ein unglaublich spannendes Thema, das so aufbereitet ist, dass es für mich wenigstens in Teilen verständlich wird.