Barbi Marković: Minihorror
Autorin/Autor: Marković, Barbi
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Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Skurril? Ja, auf jeden Fall! Und absurd, chaotisch, verwirrend, anarchisch, satirisch, witzig. Und fast wie aus dem wirklichen Leben!
Der Reihe nach: es sind Szenen aus dem Leben von Mini und Miki. Sie, Mini, stammt aus Serbien, was immer wieder zu lästigen Fragen nach ihrer Herkunft führt, er, Miki, von irgendwo aus den Bergen in Österreich, was erkennbar ist, weil in seinem Heimatort im Winter Schnee liegt und Perchten herum pöbeln.
So eine Verbindung bietet naturgemäß viele Optionen für kulturelles Un- und Missverständnis immer dann, wenn man zu Besuch bei der Familie des Partners ist. Das beginnt schon mit der Sprache, die für Auswärtige in den österreichischen Bergtälern genauso unverständlich ist, wie auf dem Balkan. Egal wo, die angeheirateten Partner sind bei den „gegnerischen“ Familien sowieso nie wirklich willkommen.
Daheim sind die Mini und Miki quasi in der Mitte von Bergdorf und Balkan, genau gesagt: in Wien.
Alltagsszenen
Pure Alltagsgeschichten und das eine oder andere könnte man in ähnlicher Art schon selbst erlebt haben, was in direkter Linie zum Buchtitel führt: eben kleine Horrorgeschichten aus dem Leben.
Miki geht zum Arzt, Mini wird rabiat, wenn sie Alkohol trinkt, Miki und Mini auf Urlaub auf einer Insel in der Adria oder beim nervenden Shoppen im Möbelhaus.
„Jetzt haben wir die Antwort! Jetzt weiß ich, was passiert ist, warum die Platte nicht geliefert wurde.“
„Warum?“, fragt Miki nach der Umarmung.
„Die Platte wurde gar nicht produziert!“, sagt der Mitarbeiter begeistert.
S.60
Beide beim Wohnungsputz, was immer Anlass für eine sehr schlechte Stimmung ist. Und immer wieder die Verwandtschaft und immer wieder kleine Nichtigkeiten, die sich im Kopf zu Umweltuntergangskatastrophen aufwachsen. Natürlich, ohne die geht es nicht, ziehen sich Beziehungsfragen durch das Leben.
Selbst erlebt ist alles zwar weniger lustig. Aber so von außen betrachtet durchaus. Schadenfreude nennt man das dann wohl …
Als Buch über die Hindernisse im Leben, bei dem dazu auch noch gut unterhalten wird, ist Minihorror empfehlenswert. Auch, weil man es zwischendurch lesen kann, da die Kapitel nicht direkt zusammenhängende.
Weil ich es gar nicht möchte, irgendeinen tiefer liegenden Hintergrund entdecken zu wollen, halte ich mich an den Stil und die Inhalte. Jedes der Kapitel ist eine Kurzgeschichte, meistens durchzogen von konsequentem Unernst; manchmal wird es sogar richtig lustig, aber insgesamt dann doch nicht ganz ausreichend, um das ganze Buch einem Comedy-Genre zuordnen zu können. Satire ist es aber auf jeden Fall!
Ohne Zusammenhang, nicht chronologisch, einige Widersprüche inklusive. Aber das ist nicht schlimm, denn es geht ja um Momente und nicht um Chroniken.
Zu den Kurzgeschichten gibt es am Schluss des Buches noch 105 Überschriften für weitere Horrorgeschichten. So viele Skurrilitäten müssen einem erst einmal einfallen – alleine dazu ein ehrliches Kompliment an Barbi Marković, angesichts dieser Kreativität werde ich doch etwas neidisch 🙂
Minis Roman ist erschienen. Als sie das Buch zu ersten Mal in der Hand hält, fällt ihr ein besserer Titel ein.
Nr. 49Mini realisiert, dass Miki ein Mann ist, und wird misstrauisch
Nr. 85Komisch. Mini hat sich jetzt ein paar Jahre klein gemacht, und plötzlich fällt ihr auf: Sie ist klein geworden.
Nr. 103
„MINIHORROR“ von Barbi Marković gewinnt
den Preis der Leipziger Buchmesse 2024 und den Carl-Amery-Literaturpreis 2024