Clemens M. Hutter: Christian Doppler
Autorin/Autor: Hutter, Clemens M.
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Gertie
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Ohne die Entdeckung von Christian Doppler gäbe es weder Radarkontrollen noch lebensrettende Ultraschalluntersuchungen. Autor Clemens M. Hutter hat mit diesem Buch eine Hommage an einen beinahe vergessenen Wissenschaftler geschrieben.
Wer ist er nun, der Christian Doppler, der ein typisch österreichisches Schicksal erleidet?
„Die lohnendsten Forschungen sind, diejenigen, welche indem die den Forscher erfreu’n, zugleich den Menschen nützen.“
(S. 171 )
Als Christian Doppler (1803-1853) diesen Satz niederschreibt, ahnen weder er noch der Rest der Welt, welche bahnbrechende Entdeckung der Salzburger gemacht hat.
Der Steinmetzsohn, der wegen seiner schwächlichen Konstitution für diesen kräfteraubenden Beruf nicht geeignet ist, entdeckt nämlich nicht nur, dass sich Wellenlängen ändern, sondern vor allem das WARUM! Er beobachtete, dass Doppelsterne, wenn sie um einen gemeinsamen Schwerpunkt kreisen, ihre Farbe ändern. Wird nämlich die Distanz zwischen beiden verringert, so erhöht sich die Frequenz der Lichtwellen und erscheint blau. Wird die Distanz zwischen den Doppelsternen größer, so wird die Frequenz der Lichtwellen kleiner und erscheint rot.
Schallwellen unterliegen demselben Prinzip. Der Doppler-Effekt ist die Grundlage des Radars, der Sonografie und der modernen Flugsicherheitsanlagen.
Doch keine Angst! Dieses Buch ist nicht für physikalische Nerds gedacht! Es beeindruckt eher mit der Analyse des historischen Umfelds, in das Christian Doppler hineingeboren wird. Autor Clemens Hutter zeichnet den Lebensweg des Steinmetzsohnes aus Salzburg anhand vieler Dokumente und Spuren in Salzburg, Wien und Prag nach. Zu Lebzeiten ist Christian Doppler nicht sehr geachtet. Er wird wohl Professor am Wiener Polytechnikum (heute TU Wien) und lehrt an der Prager Universität, aber seine Entdeckung wird belächelt – ein typisch österreichisches Schicksal, das er mit einigen anderen teilt.
Meine Meinung:
Autor Clemens M. Hutter geht mit dieser populärwissenschaftlichen Biografie den Spuren von Salzburgs wichtigsten Sohn (abseits von Mozart) nach. In zwei Teilen erzählt der Autor über Doppler und seine Herkunft sowie über die Anwendungen des „Doppler-Effekts“.
Diese populärwissenschaftliche Biografie aus dem Anton Pustet Verlag ist für historisch Interessierte eine Fundgrube, geht der Autor doch tief in die Archive. Das wird durch Abbildungen von Urkunden, alten Stichen und Fotos gut belegt. Zusätzlich erfährt der geneigte Leser einiges aus der als „idyllisches Biedermeier“ bezeichneten Epoche. Zuvor, bis 1814 wüten die Napoleonischen Kriege in Europa, als deren Folge das Bistum Salzburg 1816 seine Eigenständigkeit verliert und dem Kaiserreich Österreich einverleibt wird.
Für Physik-Freaks ist das Buch nicht die richtige Wahl. Die müssten wohl Christian Dopplers „Abhandlungen“ lesen. Eine kleine Kritik darf ich anbringen: Die Umstände der Entdeckung hätten für meinen Geschmack ein wenig deutlicher herausgearbeitet werden können.
Jahrzehntelang ist Dopplers Entdeckung genauso im Verborgenen geblieben wie er selbst. Nach und nach entsinnt sich die Stadt Salzburg ihres richtungsweisenden Sohnes. Immerhin ist das Wohnhaus der Familie nicht abgerissen worden, um den Verkehr flüssiger zu gestalten, ein Gymnasium und eine Klinik sind nach ihm benannt worden. Eine späte Genugtuung?
Heute bezeichnet man ihn gemeinsam mit Wolfgang Amadeus Mozart als „berühmten Sohn“ Salzburgs.
Allerdings, wer erhält gerne eine Anonymverfügung wegen Schnellfahrens, die auf Dopplers Entdeckung beruht? Mozarts Musik ist da schon angenehmer und die Mozartkugeln schmelzen auf dem Gaumen.
Wer, außer den Geodäten, kennt da schon „DORIS“? Nein, das ist nicht der Name einer lokalen Schönheit, sondern das von Satelliten gesteuerte System zur Vermessung der Erde = Doppler Orbitography and Radiopositioning Integrated by Satellite. Auch dieses System basiert auf dem Doppler-Effekt, weil sich die Satelliten auf ihren Bahnen entlang der Längenkreise sehr schnell um die (im Verhältnis dazu) quasi „stationäre“Erde bewegen.
Fazit:
Gerne gebe ich dieser populärwissenschaftlichen Biografie eines Wissenschaftlers, der zu Unrecht fast vergessen ist, 5 Sterne.