Eleanor Catton: Der Wald
Autorin/Autor: Catton, Eleanor
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Mit großer Vorfreude beginne ich das als eine Art ÖKO-Thriller beschriebene Buch zu lesen. Schauplatz der Handlung ist Neuseeland, im Zentrum eine Umweltorganisation mit dem Namen Birnam Wood. Und natürlich bin ich neugierig zu erfahren, was “ Guerilla-Gardening“ sind.
Die Ausgangslage kurz beschrieben: in einem abseits gelegen Winkel Neuseelands ist nach einem Erdrutsch ein Tal fast vollständig von der Umwelt abgeschnitten. Das zieht Mira Bunting, die treibende Kraft hinter „Birna Wood“ an, die dort, verborgen vor den Augen der Öffentlichkeit, einen weiteren ihrer Gärten anlegen möchte. Mit diesen Gärten möchten Mira und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter ein Modell für die Selbstversorgung präsentieren, ein Modell dafür, wie man das Land nützen kann, ohne es zu zerstören.
Bei ihrer Erkundung trifft Mira trifft auf den amerikanischen Milliardär Robert Lemoines, der behauptet, dass er das Grundstück heimlich schon gekauft hat, um dort einen Überlebensbunker zu bauen.
Hier beginnt, schon nach wenigen Seiten, meine Verwirrung, die sich im Verlauf des Buches immer weiter steigert. Mira, die kritische, nimmt blauäugig das Angebot des Mannes, den sie überhaupt nicht kennt, an, ihre Aktivitäten zu finanzieren. Dass es dabei einen Hintergedanken geben kann, das verdrängt Mira.
Diskussionen, Diskussionen
Es wird viel diskutiert, wie man es von einer engagierten Umweltorganisation erwartet. Eleanor Catton beschreibt dabei recht treffsicher die Dynamik solcher Gesprächsrunden. Das erinnert ein wenig an die „revolutionäre“ Jugendbewegung der 1970er-Jahre. Es wurde diskutiert, mehr um des Diskutierens willen und die ausgetauschten Positionen wurden aus der vermeintlich überlegenen Sicht der Gruppe immer extremer und immer weniger verständlich für Außenstehende. Eine Atmosphäre, in der man sich schier endlos im Kreis bewegt, sich als unglaublich intellektuell empfindet, aber doch nur Allgemeinplätze ausbreitet.
Das wurde damals in den 1970ern bald eintönig und – Déjà-vu(!) – auch im Roman empfinde ich diese Szenen und Abschnitte bald als überlang und strapaziös.
Der Fluss der Erzählung wird immer wieder durch übermäßig ausschweifende (seitenweise) Schilderungen von Neben-Details, Diskussionen, endlosen Gesprächen, etc. unterbrochen. Das hält mich davon ab, in einen Lesefluss zu kommen. Denn sobald ich einigermaßen den Faden (wieder) aufgenommen habe, folgen erneut ein paar Seiten Inhalt, die wenig mit der Story zu tun haben und diese auch nicht voranbringen.
Meine Vorfreude wird also, so ein Resümee, das ich schon nach recht kurzer Zeit ziehen kann, nicht erfüllt. Leider wird es auch später nicht besser.
Kaum hat sich das Geschehen ein wenig vorwärts bewegt, muss man schon wieder ein paar Strafrunden (aufgrund der Menge beginne ich es so zu nennen) durch Nebengeschichten aus dem Vorleben der Akteure und weitere ergebnislose Gespräche drehen.
Viele Seiten sind beschrieben, um eine Handlung in Gang zu setzen und sicher auch, um die Protagonisten zu charakterisieren. – doch letztendlich führt alles nirgendwo hin. Nichts wäre gegen alle diese Details und Abschweifungen einzuwenden, wenn das spannend, interessant oder überraschend wäre; oder von Bedeutung für die Handlung wäre oder erhellende Gedanken über den Zustand der Welt mit sich bringen würde. Aber es ist nicht davon.
Was mich bei alledem aber am meisten betrübt, das sind die klischeehaften Charaktere. Der sinistre amerikanische Milliardär, die enthusiastische Aktivistin, die stets einem Flirt zugeneigte Freundin Miras, der Blogger auf der Suche nach einem Knüller, etc. Von klischeehaften Figuren getragen, kann auch die Handlung nicht in Gang kommen und wird immer unübersichtlicher.
Durch die zweite Hälfte des Buches quäle ich mich mehr, als dass ich lese. Immer in der Hoffnung, dass mich die Story doch noch packt, bleibt es aber leider bis zum Schluß dabei: meine Erwartungen erfüllen sich nicht, es bleibt mir am Ende nichts aus dem Buch, woran ich mich später erinnern werde.