Elmore Leonard: Letztes Gefecht am Saber River
Autorin/Autor: Leonard, Elmore
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Warum nicht einmal einen Western lesen?
Es geht zurück in die 1860er-Jahre in den Südwesten der Vereinigten Staaten in eine Zeit des Umbruches, als man in weiten Teile des riesigen Landes fernab jeglicher staatlicher Autorität lebte. Wer sein Recht durchsetzen wollte, musste sich selbst darum kümmern.
Der amerikanische Bürgerkrieg tobt noch, weit entfernt von Süden des Staates Arizona. In einem kleinen Kaff leben ehemalige Soldaten und Anhänger der Nord- und der Südstaaten nebeneinander. Sie gaben sich miteinander arrangiert oder wissen nichts von der Herkunft der anderen.
Für das, was geschieht, spielen die eigentlichen Ursachen des Krieges keine Rolle, unversöhnliche Feindschaft ergibt sich aus den Gräueltaten, die auf den Schlachtfeldern stattfanden, aus dem Hass, der aus dem Blutvergießen entstand. Manche kehren aus dem Krieg zurück und versuchen, alles hinter sich zu lassen. Andere kehren zurück und werden weiterhin von Rache und der Gier nach Vergeltung zerfressen.
In diese Atmosphäre kehrt Paul Cable, ein Veteran der Armee der Konföderation, mit seiner Familie zurück. Doch sein Haus und sein Land sind von einem Brüderpaar okkupiert, das für die Armee der Union arbeitet. Paul fordert sein Land zurück, doch die jetzigen Bewohner weigern sich, zu gehen. Ein Konflikt, der in dieser gesetzlosen Zeit bald in Gewalt mündet. Es droht noch mehr Gewalt, den es gibt noch jemanden, der die Beteiligten zusätzlich aufstachelt und bei der Wahl seiner Mittel keine Skrupel kennt.
Ein von Anfang an sehr spannender Roman, der die typischen Merkmale klassischer Western aufweist. Paul Cable ist der standhafte Held, der erst durch die Umstände gezwungen wird, sich mit seiner Waffe zur Wehr zu setzen. Wer die wirklichen Bösewichte in der Story sind, verrate ich nicht, denn es würde einen Teil der Spannung rauben.
Elmore Leonard beweist in diesem im Jahr 1959 erstmals veröffentlichten Roman, dass er es meisterhaft versteht, die Szenerie, die Atmosphäre, die raue Landschaft und die von ihrer harten Umwelt geprägten Menschen zu beschreiben.
Man kann beinahe eine Mundharmonika hören, die jemand im Hintergrund spielt (auch wenn das natürlich aus einem Italowestern und nicht einem klassischen US-Western stammt), sehen, wie die Strohrollen vom Wind über die Straßen getrieben werden und wie die Pferde schnaubend vor den Häusern warten.
Man liest über eine (wahrscheinlich) sehr realistisch beschriebene Zeit, von überzeugend charakterisierten Frauen und Männern – alles in einer wirklichen fesselnden Weise geschrieben. 250 Seiten, die man ohne weiteres in einem Schwung durchlesen kann, so rasant und kurzweilig ist die Story.
Hin und wieder einen Western lesen?
Eine gute Idee, wenn er die Klasse von „Letztes Gefecht am Saber River“ hat!
PS: Auch wenn das Geschehen schon rund 160 Jahre zurückliegt, so glaube ich doch nicht, dass sich die menschliche Anatomie seither geändert hat. Also bin ich durch diese Beschreibung doch recht überrascht:
Er war groß, kräftig gebaut, aber schlank, mit schwarzem Haar und einem Schnurrbart. Vielleicht Ende dreißig. Sein linker Arm fehlte zwischen Schulter und Ellbogen.
S. 7
Ich lese das Buch gerade und bin auch über diese anatomische Eigenart gstolpert.
„Sein linker Arm fehlte zwischen Schulter und Ellbogen.“