Buchbesprechung/Rezension:

Günter Neuwirth: Südbahn nach Triest
Inspector Bruno Zabini (4)

Südbahn nach Triest
verfasst am 13.03.2024 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Neuwirth, Günter
Genre:
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Die Liebesverwirrungen scheint Inspector Bruno Zabini hinter sich gelassen zu haben, denn er ist unterwegs von Triest nach Wien zu einem dreiwöchigen Urlaub mit seiner Lebensgefährtin Freifrau Luise von Callenhof und deren Sohn. Und es fühlt sich für ihn an, wie ein richtiger Familienurlaub.

Es ist schon der vierte Krimi der Reihe. Die Vorgeschichte, in Rückblicken sehr übersichtlich ins Geschehen eingebettet, erfährt man in den ersten Kapiteln, weshalb auch Neuleserinnen und -leser umfassend informiert sind.

Wien ist auch der Ausgangspunkt des Kriminalfalles. Die überaus wohlhabende Witwe Henriette Hohenau wird ermordet. Quasi zwangsweise und sogleich geraten die wenig trauernden Erben der alten Dame in Verdacht, dabei die Finger im Spiel zu haben.

Wie der Zufall es will, leben drei der Erben, die Brüder Kestranek, in Triest und in den umliegenden Gebieten. Auf der Heimfahrt trifft es sich also gut, dass die Brüder und Bruno Zabini zufällig denselben Zug nach Triest nützen. Man trifft im Speisewagen zusammen und es ergibt sich für Bruno die Gelegenheit, nähere Details aus den gutgelaunten Brüdern herauszuholen.

Als Polizist gibt er sich nicht zu erkennen, was die Redseligkeit der drei ja nur bremsen würde. Da die Polizei in Triest aber nun schon ganz offiziell das Ansuchen aus Wien erhalten hat, die Ermittlungen zu unterstützen, wird es sich wohl bald ergeben, dass Bruno seine wahre Funktion gegenüber den Verdächtigen enthüllen wird.

Bruno und die Brüder sind aber nicht die einzigen Mitreisenden, die dem Umfeld der Ermordeten zugehören. Eine dieser Personen wird bei der Ankunft in Triest tot sein.

Was man schon zuvor mitgekommen hat, wird immer deutlicher: wenn es um eine sehr ansehnliche Erbschaft geht, dann fallen bei den Menschen alle Hemmungen. Doch zurück in seiner gewohnten Umgebung in Triest und mit der Unterstützung seiner Assistenten ist Bruni Zabini jetzt auch bestens gerüstet, die nun schon zwei Morde aufzuklären.

Nostalgie

Die Atmosphäre, der Alltag, die Gespräche, die Geschichten über das alte, kaiserliche Wien – alles lässt in diesem historischen Krimi so etwas wie ein Gefühl der „guten alten Zeit“ entstehen. Wir wissen zwar, dass die für einen großen Teil der Bevölkerung gar nicht so gut war, aber so wie Günter Neuwirth es beschreibt, könnte mich beinahe wünschen, damals gelebt zu haben :-)

In die Handlung eingewoben sind immer wieder Beschreibungen der zeitgenössischen Technik, über die Verhältnisse in der K.u.k.-Monarchie und die Lebensumstände der Menschen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das alles ist kurzweilig und zugleich auch so informativ, womit sich das Bild über die damalige Zeit wunderbar abrundet. Besonders das Thema der damals modernen Lokomotiven hat es dem Autor Günter Neuwirth ganz offensichtlich angetan, weshalb man im Krimi auch gleich die überaus detailreiche Beschreibung samt technischen Daten mitgeliefert bekommt. Auch wenn Lokomotiven nicht unbedingt mein Hobby sind, so finde ich diese Abschnitte doch interessant, weil sie einen Blick zurück in die Historie der Eisenbahn eröffnen. Je mehr man sich für die Geschichte des alten Österreich interessiert, desto mehr Gefallen wird an diesem Buch finden.

Gefühlt teilen sich die Geschichten über den Alltag in der Habsburgermonarchie und die über den Kriminalfall den Umfang des Romanes sehr gerecht zu gleichen Teilen auf. Im letzten Drittel verschiebt sich das Verhältnis ganz entscheidend in Richtung der zugleich immer rasanter werdende Krimihandlung.

Und so wandelt sich der beschauliche Roman, der ein beinahe operettenhaftes Bild vom Leben in der K.u.K. Monarchie zeichnet, in einen spannenden Krimi.

Eine Mischung, die mir insgesamt ausnehmend gut gefällt – ein wirklich lesenswerter historischer Krimi!




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