Martin Suter: Allmen und Herr Weynfeldt
Autorin/Autor: Suter, Martin
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Wäre es ein Bühnenstück, dann am ehesten eine leichte Operette. Denn so wie Johann Friedrich von Allmen durch sein Leben wandelt, das kann ich mir auch sehr gut in einer Aufführung mit Gesang vorstellen.
Dazu noch das Comeback des Herr Adrian Weynfeldt, was die Athmösphäre aus gediegener Etikette und leichter Noblesse perfekt macht.
Weil Zürich ja nicht so überwältigend groß ist, passiert es, dass Allmen und Weynfeldt eines Abends zur selben Zeit in einer Bar sitzen und – man erkennt ja die Geistesverwandten – alsbald ins Gespräch kommen. Ein Wort gibt das andere, man stellt Gemeinsamkeiten fest, doch am Ende ist von Allmen in der Verlegenheit, die Rechnung für beide nicht begleichen zu können (was er großzügig angeboten hatte). Denn darauf zu achten, immer genug Bares mitzuführen, das ist ja nun wirklich nicht seine Welt. Weynfeldt springt mit seiner Kreditkarte ein, das ist ja selbstverständlich, und schon ergibt sich der Anlass für ein weiteres Treffen.
Das dann, die beiden Herren bewundern gemeinsam die sehr umfangreiche Bildergalerie in Weynfeldts Wohnung, zu einer so nicht zu erwartbaren Überraschung führt: Ein Bild aus der Sammlung fehlt und das ist ausgerechnet ein kleiner Picasso, an dem Weynfeldts Herz ganz besonders hängt. Abgesehen vom Sammlerwert, falls es denn tatsächlich ein echter Picasso ist, ein überaus herber Verlust.
Zu diskret, um gleich auf seine Profession als Kunstdetektiv hinzuweisen, teilt Allmen zunächst die Erschütterung seines Gastgebers, ist aber sicher, dass dieser bald selbst einen Auftrag bei Allmen erteilen würde.
Sehr zur Freude von Allmen und seiner Geschäftspartner geschieht dies tatsächlich und Allmens Agentur erhält einen Auftrag, der seine mittlerweile doch recht prekäre finanzielle Lage mit einem Schlag beendet.
Das beherrscht Allmen in der Zusammenarbeit mit seinem Butler / Kompagnon Carlos und seiner Haushälterin / Agentur-CFO Marie: verschwundene Kunstwerke wiederzubeschaffen. Was alle drei aber nicht so gut beherrschen: einen möglichen Mord aufzuklären, denn eine der Verdächtigen kommt zu Tode; auch wenn das nach Unfall aussieht – war es wirklich einer?
Um beim Bild der Operette zu bleiben: ich lese mich sehr beschwingt durch die äußerst leichtfüßige und amüsante Aufführung. Besonders die Gespräche zwischen Allmen und Weynfeldt sorgen meist für beste Unterhaltung. Schmunzelnd lässt sich mitverfolgen, wie sich da zwei verwandte Seelen gefunden haben, wiewohl einer der beiden – Allmen – sich stets bemüht, seinen wahren finanziellen und gesellschaftlichen Hintergrund nicht allzu publik zu machen. Denn mit dem Renommee von Weynfeldts kann er natürlich nicht mithalten. Aber egal, Hauptsache ist doch, man versteht sich bestens.
„Allmen und Herr Weynfeldt“ ist viel mehr eine dezente Komödie als ein Krimi im eigentlichen Sinn. Am Ende bin ein Fan geworden (was ich, zugegeben, nach der Lektüre der allerersten Allmen-Krimis gar nicht war), weil Martin Suter es ganz bestens versteht, diese Geschichte aus der Welt der wirklichen und der nur vorgespielten Weynfeldts vortrefflich zu erzählen.
Das kann so weitergehen …