Irene Diwiak: Die allerletzte Kaiserin
Autorin/Autor: Diwiak, Irene
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Britta
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Der Roman startet mit einer Art Vorwort der Ich-Erzählerin Claudia Hendl, die schildert, wie verhasst ihr das Schreiben schon seit Schulzeiten war und wie sie dazu kam, trotzdem jetzt dieses Buch zu schreiben.
Sie hat ihren Heimatort nie verlassen und gleich nach der Schulzeit begonnen, im elterlichen Gasthaus zu arbeiten. Ihr Leben ändert sich schließlich an einem ruhigen Tag im Oktober oder November des Jahres 2016. Im Wirtshaus ist gerade nicht viel los, als eine alte Frau hereintritt, die mit ihrer altertümlichen Kleidung wirkt wie aus der Zeit gefallen. Claudia eilt ihr sofort zu Hilfe und die beiden kommen ins Gespräch. Von da an erscheint die alte Dame namens Johanna Fialla täglich im Wirtshaus und beginnt Claudia Hendl ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Dabei eröffnet sie ihr Unglaubliches: Sie sei in Wahrheit die Enkeltochter von Kronprinz Rudolf.
„Immer wenn ich geglaubt hatte, Frau Fialla würde nur geistlos in die Leere starren, hatte sie in Wahrheit dieses Bild betrachtet. Und als sie nun sagte: „Er ist nämlich mein Urgroßvater“, deutete sie verschwörerisch mit dem Kinn in die Richtung des Kaisers. Im ersten Moment dachte ich: „Da haben wir’s. Sie ist eben doch senil.“ Gleich darauf wurde mir jedoch bewusst, dass da durchaus etwas dran sein könnte.“
Montags, wenn im Wirtshaus Ruhetag ist, kommen die beiden Frauen nun zusammen und Claudia nimmt die Erzählungen der Dame mit ihrem Handy auf. Da sich mit Büchern über Habsburger angeblich gutes Geld verdienen lässt, ist Claudia von da an hoch motiviert, ihr erstes Buch zu schreiben.
Mein Fazit:
Die ersten Seiten eines Buches sind für mich ausschlaggebend, ob ich weiterlese oder zu einem anderen greife. Wenn ich unsicher bin, versuche ich dem Autor zumindest bis Seite 30 eine Chance zu geben.
Diesmal fühlte ich mich von den ersten Seiten an unglaublich gut unterhalten. Die Autorin hatte mich sofort mit ihrem humorvollen und ausdrucksstarken Schreibstil in ihren Bann gezogen. Und das hielt die ganzen 304 Seiten an.
Amüsantes mischt sich mit historischen Begebenheiten, ausgedrückt einerseits in einem zeitgemäßen Stil, andererseits in der wunderschönen altertümlichen österreichischen Sprache der alten Dame. Beide Buchhelden wachsen einem sofort ans Herz. Die Geschichte ist weder kitschig noch unglaubwürdig, trotz des fiktiven Inhalts. Alles wirkt so real, als wäre es wirklich aus dem Leben gegriffen.
„Man sagt immer so einfach, „ein Riss geht durch die Gesellschaft“, aber das stimmt ja überhaupt nicht. Es ist nie nur ein Riss, sondern immer ein Netz aus ganz feinen Rissen, und irgendwann sind es zu viele, dann zerspringt die ganze hübsche Gesellschaft in Scherben, genau wie gutes Porzellan oder eine Windschutzscheibe.“
Thematisch nimmt die Nachkriegszeit mit der Besatzungszeit den größten Raum im Roman ein. Man begegnet vielen historischen Persönlichkeiten, über die ich im Internet teilweise noch mehr Informationen eingeholt habe. Neue Begriffe lernte ich auch kennen, wie zum Beispiel den „Persilschein“.
Dieses Buch war wirklich ein Glückstreffer und könnte ich 10 Sterne vergeben, hätte dieses Buch sie mehr als verdient. Absolute Leseempfehlung!