Christoffer Carlsson: Wenn die Nacht endet
Die Halland-Krimis (3)
Autorin/Autor: Carlsson, Christoffer
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Als er 18 Jahre alt ist, endet Mikael Söderströms Leben. Den Abend zuvor war er mit Freunden auf einer Party, am nächsten Morgen wird sein lebloser Körper in einem geparkten Auto gefunden. Das geschah im Dezember des Jahres 1999.
Bald wird das neue Jahrtausend beginnen und Christoffer Carlsson beschreibt, weil das zum Zeitgeschehen dazu gehört, was die Menschen damals rund um den Globus beunruhigte. Es war die Angst vor dem Millennium Bug, die sich damals breitmachte, weil man fürchtete, die Computersysteme würden abstürzen, und daran kann ich mich noch recht gut erinnern.
In Rückblicken und Hinweisen auf das, was kommen und sich klären wird, verdichtet sich die Erzählung mit jedem Kapitel weiter – quasi umkreist die Story das Geschehen und enthüllt dabei immer mehr Details, erklärt immer mehr, was sich damals zutrug; und führt dabei auch immer wieder auf falsche Pfade.
Sander Eriksson und Killian Persson sind damals beste Freunde, im selben Alter wie Mikael und mit ihm im Freundeskreis der jungen Leute verbunden. Sander, der an der Universität in Stockholm studieren möchte, wird den Ort bald verlassen. Killian, der mit seinem Geburtsort und dem, was er dort hat, verbunden ist und keinesfalls weggehen wird. Es ist eine dieser Freundschaften, die wie so oft in diesem Alter an den unterschiedlichen Lebensinteressen zu Ende zu gehen scheint. Sie sind wie Brüder, doch auch zwischen Brüdern kann es zu Zerwürfnissen kommen, die das Verhältnis von Grund auf ändern. Die beiden werden nach der Entdeckung des Verbrechens von der Polizei befragt, denn nur kurze Zeit zuvor hatten sie Mikael noch gesehen. Gibt es einen Verdacht gegen Sander und Killian oder sind sie nur Zeugen?
Es ist der erste Arbeitstag der Polizistin Siri Bengtsson in Skavböke, als die Leiche Mikaels entdeckt wird. Was sie noch nicht weiß: schon bald wird dieses Verbrechen auch ihr eigenes Leben verändern; und es wird sie Jahrzehnte später weiter beschäftigen. Denn so sehr Siri und ihre Kollegin auch ermitteln, die Wahrheit lässt sich nicht ermitteln.
Es sind mehr als zwanzig Jahre vergangen, als sich zu dem, sich am Ende des letzten Jahrhunderts ereignete, ein weiterer Aspekt hinzufügt. Einer, der alte Antworten und noch immer offene Fragen aus einer neuen Perspektive betrachten lässt.
Akribisch kann bisweilen langatmig und langweilig sein. Hier ist es völlig anders, denn bei der Beschreibung der Details hat man bei jedem neuen Hinweis, jeder noch so kleinen Information das Gefühl, dass genau das bedeutsam werden könnte.
Zu lesen ist eine immens dichte Story, die sich aus vielen Puzzlesteinen zusammensetzt. Man sieht die Teile des Ganzen, es fehlt nur noch die passende Anleitung, daraus das richtige Bild zusammenzustellen.
Denn, das ist der wahre Schlüssel zur Spannung dieses Romanes, lassen sich die Teile passend zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen kombinieren. Immer wieder fallen die Puzzlesteine an den scheinbar endgültig richtigen Platz; alles scheint dann endlich zu passen, bis sich herausstellt, dass auch etwas ganz anderes möglich wäre.
Ein wirklich toller Roman, der mich von Beginn an fesselt; Spannung und Tempo buchstäblich von der ersten bis zur letzten Seite.
Ausgezeichnet mit dem Schwedischen Krimipreis 2023