Buchbesprechung/Rezension:

H. G. Wells: Der Krieg der Welten

Der Krieg der Welten
verfasst am 23.05.2024 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Wells, H.G.
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

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Wie sich sensationelle Nachrichten damals verbreiteten, können wir uns gar nicht mehr vorstellen. Ein außerirdisches Objekt ist mitten auf einem Feld in England zu Boden gegangen und nur durch Mundpropaganda und die viele Stunden später erscheinenden Zeitungen erfährt die Welt davon.

Heute wäre schon nach ein paar Minuten das erste Video im Internet zu sehen.

Aber so war es zum Ende des 19. Jahrhunderts und bei aller Science Fiction, sind eben auch einem Schriftsteller wie H.G. Wells Grenzen in der Vorstellungskraft gesetzt. So wie den Menschen in seinem Roman, die sich um das Objekt zu versammeln beginnen. Es muss ein Mensch drinnen sein, in diesem metallischen Zylinder, denn was sonst sollte so intelligent sein, so etwas zu erschaffen.

Wie groß ist dann das Entsetzen, als etwas gänzlich fremdartiges aus dem Objekt heraus kletter, mit Tentakeln und so andersartige als die Menschen, wie man es sich ausdenken konnte. das ist also ein Marsianer! Dem Entsetzen folgt rasch die Erkenntnis, dass diese Wesen den Menschen technischer Hinsicht unendlich überlegen sind.

Die Marsianer haben kein Interesse an friedlichem Kontakt. Sie sind gekommen, um zu erobern und zu vernichten. Schon bald bezahlen die ersten Menschen, die sich zu nahe herangewagt hatten, ihre Neugierde mit dem Leben. Eine unheimliche Marsianer-Waffe, ein alles vernichtender Hitzestrahl, löscht das Leben in sekundenschnelle aus. Das ist kein Besuch, das ist eine Invasion – und es scheint von Anfang an festzustehen, dass die Aggressoren vom Mars siegen werden.

H.G. Wells hält sich nicht lange mit Vorgeschichten auf, er lässt schon nach wenigen Seiten die Katastrophe mit aller Wucht über die Menschen hereinbrechen. Allen Einschätzungen der Wissenschaft zum Trotz haben die Marsianer kein Problem mit der hohen Schwerkraft auf der Erde und gehen mit Präzision ans Werk: an die Vernichtung des intelligenten Lebens auf unserem Planeten. Es kann wohl keine Zweifel über den Ausgang dieses Kampfes geben: denn hier steht modernste Technik gegen Kavallerie und Fußsoldaten.

„Ein Kampf mit Pfeil und Bogen gegen Blitze ist das“, sagte der Artillerist.

Als bald darauf ein zweites Objekt landet, ist das Schicksal der Menschheit besiegelt, alles scheint verloren …

Der Roman „Der Krieg der Welten“ ist eines der Fundamente des Science Fiction-Genres. Damit hielten erstmals Außerirdische Einzug in die Literatur-Welt und damit auch die Spekulationen, wie intelligentes Lebens von außerhalb der Erde aussehen könnte und wie sich ein Zusammentreffen mit den Menschen ablaufen würde. Zudem sind auch nicht die Menschen am weitesten fortgeschritten, sondern es sind die Fremden.

Aus heutiger Perspektive zusätzlich interessant ist, wie man sich vor mehr als 120 Jahren ein solches Zusammentreffen vorstellte und wie Gesellschaft und einzelne Menschen auf so eine unerwartete Änderung des Weltbildes hätten reagieren können. Es fällt dabei auch ein Satz, in dem der Ich-Erzähler die Wirkung des Erscheinens der Marsianer auf die Menschheit mit der Wirkung von Lokomotiven (einem der Technologie-Vorreiter der Zeit) auf Tiere gleichsetzt. Überhaupt findet man sehr oft den Vergleich, dass die Marsianer sehr ähnlich vorgehen, wie die Menschen gegenüber ihren Nutztieren. Man denkt sich wenig, wenn man sie züchtet, um sie danach zu verspeisen.

Obwohl ein lupenreiner SF-Roman, befasst sich „Der Krieg der Welten“ mit den Folgen einer Apokalypse, die in diesem Fall eben eine Invasion Außerirdischer ist, in gleicher Weise aber auch für die Nachwehen eines Menschenkrieges oder einer Naturkatastrophe zutreffend sind. Wenn die Marsianer Giftgas einsetzen, unter dessen Wirkung die Menschen massenhaft sterben, dann ist das ein ungewollter Ausblick auf den Weltkrieg, der 16 Jahre nach dem Erscheinen dieses Buches ausbrach.

Am Ende ist es die Erde selbst, die mit ihren eigenen Mitteln für das Ende der Invasoren sorgt. Und die Menschen haben wieder einmal nur mit Hilfe der Natur überlebt: Die winzigen Viren auf unserem Planeten entpuppen sich für die Marsianer als unbezwingbarer Feind.

PS: interessant ist auch zu lesen, dass damals einige Ortschaften noch weit außerhalb Londons liegen, die heute mitten im Stadtgebiet liegen.




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