Lilja Sigurðardóttir: Schneeweiß
Áróra-Reihe (3)
Autorin/Autor: Sigurðardóttir, Lilja
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Keine Zeit zum Aufwärmen, zu entspannten Einlesen, denn es geht packend gleich auf der ersten Seite los.
Der Container, der eines Morgens in einem Naturschutzgebiet steht, fällt einem Spaziergänger auf. Was er und der herbeigerufen Parkranger finden, wir die beiden noch lange in ihren Träumen verfolgen: die leblosen Körper von fünf jungen Frauen, wie es aussieht, schon längere Zeit tot. Eine Szene, ähnlich wie so viele, von denen man in Zeiten von Menschenschmugglern und moderner Sklaverei aus den Medien hört. Mit so einem Fall aber jetzt auch auf Island konfrontiert zu werden, ist eine ganz andere Dimension und liegt auch den Polizistinnen und Polizisten schwer im Magen, die damit befasst sind. In einer Ermittlungsgruppe werden alle verfügbaren Leute auf diesen Fall angesetzt, darunter auch Daniel Hansson, der diesmal nicht die Leitung der Kommission übernimmt, denn dazu ist er von dem, was er im Container gesehen hat, zu sehr berührt.
Außerdem beschäftigt ihn ausgerechnet jetzt auch das, was er von seiner Ex-Frau Elin erfahren hat. Die hat sich in einen weitaus jüngeren Mann verliebt, einen Russen, über dessen Vergangenheit nichts bekannt ist. Daniel empfiehlt Elin, die sich nicht sicher ist, wie sehr sie sich an diesen Mann binden kann, sich mit seiner guten Freundin Áróra in Verbindung zu setzen; die ist genau die richtige, um dessen Hintergrund zu durchleuchten.
Weil es auch schon im Klappentext des Buches steht, ist nicht zu viel verraten, wenn man weiß, dass der Fall der Frauen im Container und Áróras Nachforschungen an einem Punkt zusammenlaufen.
Meine Empfehlung für alle, die dieses Buch lesen möchten: Man sollte sich genug Zeit nehmen, es in einem Zug durchlesen zu können. Denn Pause machen oder es sogar wegzulegen ist nur sehr schwer möglich. Bei mir ist es ein Regentag, der genau richtig kommt!
Wie schon einleitend geschrieben, ist man sofort mitten in der Story und, jedenfalls mir erging es so, fiebert jedem neuen Kapitel entgegen. Immer wieder geht es einen Schritt vorwärts, nur um erneut auf einen neuen Mini-Cliffhanger zu stoßen, der ein Kapitel beendet.
Die Handlungsebenen entwickeln sich parallel, immer abwechselnd springen die Kapitel von einer zur nächsten, damit die Spannung unverändert hoch bleibt – und das gelingt wirklich großartig!
Eine Säule der Story ist, dass es alte oder aktuelle Beziehungen verschiedenster Art zwischen vielen der Protagonisten gibt. Das mag im Allgemeinen vielleicht nach allzu viel Zufall aussehen, wenn man aber bedenkt, dass Island nur etwas mehr Einwohner als Bonn, die ehemalige Hauptstadt der BRD, hat, dann sich solche Beziehungen gar nicht so abwegig. Man trifft auf Island eben öfter jemanden, mit dem man schon einmal zu tun hatte, als anderswo.
Der dritte Teil der Áróra-Reihe lässt sich auch lesen, ohne die beiden ersten zu kennen; wobei ich aber doch festhalten muss, dass es hilfreich ist zu wissen, worum es bei den in die Handlung eingewobenen Rückblicken geht.
Teil 3 ist aber noch lange nicht das Ende der Reihe: Eine entscheidende Sache bleibt auch am Schluss dieses Krimis noch offen!