Buchbesprechung/Rezension:

Stefan Mayr: Unter Bombern

Unter Bombern
verfasst am 08.06.2024 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Mayr, Stefan
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Operation Soldatenklau” – wie Fritz Walter den Krieg überlebte

Fritz Walter, der auch mir Österreicherin ein Begriff ist, wäre am 31. Oktober 2020 100 Jahre alt geworden. Diese Biografie zeichnet den Weg des kleinen Friedrich, der schon in jungen Jahren nichts anderes als kicken wollte, nach. Aufgewachsen in Kaiserslautern, in unmittelbarer Nähe des „Betzenberges“ ist er ein Ausnahmetalent des deutschen Fußballs.

Ein ähnliches Talent ist August Klingler (1918-1944) aus Daxlanden nach Karlsruhe. Die Lebenswege der beiden Fußballer kreuzen sich schon 1939.

Eine große Rolle in beider Leben spielt Josef „Sepp“ Herberger, der als Reichstrainer alles daran setzte, die Spieler der Reichsmannschaft vor der Front zu bewahren. Mehrmals hat die „Operation Soldatenklau“ funktioniert und zahlreiche Fußballer vor dem Tod bewahrt.

Nur bei August Klingler ist es Herberger nicht gelungen, den jungen Mann vom Reichsarbeitsdienst loszueisen und den „Roten Jägern“ einzuverleiben. Klinglers Vorgesetzte waren nicht bereit, Herberger zu unterstützen. Die „Roten Jäger“ war eine Mannschaft der besten Fußballer aus dem Deutschen Reich jener Zeit, die der fußballnärrische Jagdflieger Herbert Graf ins Leben gerufen hat. Ausgerechnet als Klingler an die russische Front abkommandiert worden ist, war Graf abgeschossen worden und schwer verletzt im Lazarett. Herberger konnte August Klingler nicht vor der Ostfront retten, wo er am 23.11.1944 gefallen ist.

Fritz Walter hat mehr Glück und spielt während des Zweiten Weltkrieges in diversen Militärfußballmannschaften. Der Fußball rettet ihm abermals das Leben, denn als er 1945 in russische Gefangenschaft gerät, kickt er gemeinsam mit den Wachsoldaten, wird er erkannt und gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Ottmar vorzeitig entlassen. Gemeinsam mit ihm spielt er nach 1950 bis 1958 in der neu formierten deutschen Nationalmannschaft. Unvergessen ist die WM von 1954, als er die deutsche Fußball-Elf als Kapitän zum WM-Titel geführt. Österreich wird damals, man glaubt es kaum, Dritter.

Meine Meinung:

Autor Stefan Mayr ist es wunderbar gelungen, den Menschen und Sportler Fritz Walter zu porträtieren. Der Fußballer scheint mit beiden Beinen am Boden geblieben sein. Angebote, für einen ausländischen Klub zu spielen, hat er immer abgelehnt. Seinem Klub Kaiserslautern ist er zeitlebens treu geblieben. Wenn ich mir das Gewese um die aktuellen Fußballer ansehe (Stichwort David Alabas Gagenforderung an den FCB), so kann ich nur den Kopf schütteln.

Fritz Walter ist nicht nur ein Ausnahmetalent. Davon gab es, wie man in diesem Buch lesen kann, ja mehrere. Er hat auch das unwahrscheinliche Glück, den Zweiten Weltkrieg zu überleben, denn mindestens 38 andere Nationalspieler, darunter Karl Auer, Johannes Jakobs, Georg Köhl, Hugo Mantel, Karl Schulz, Willi Völker und Willi Wigold sind getötet worden. In seinem 1959 erschienen Buch „11 rote Jäger: Nationalspieler im Kriege “ beschreibt er die Zeit in dieser Mannschaft.

Die Jahre des Zweiten Weltkrieges und seiner Grausamkeiten sind ungewöhnlich gut dargestellt. Der Leser kann das Geschehen hautnah miterleben.

Bei Sepp Herberger muss ich ein wenig Abbitte leisten, denn ich habe ihn eher auf der Seite der Machthaber vermutet.

Das Buch ist penibel recherchiert und beinhaltet auch Dutzende Zitate aus der Zeitschrift „Kicker“. Ergänzt wird es durch zahlreiche Fotos.

Fazit:

Eine Hommage an einen herausragenden Fußballer, der ich gerne 5 Sterne gebe.




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