Buchbesprechung/Rezension:

Ralf Langroth: Die Akte Adenauer
Die Philipp-Gerber-Romane (1)

Die Akte Adenauer
verfasst am 13.07.2024 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Langroth, Ralf
Genre:
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Ein historischer Kriminalroman über die frühen Jahre der Bundesrepublik Deutschland: Fiktion vor dem realen Hintergrund der Nachkriegszeit.

Captain Philipp Gerber ist in Deutschland geboren und floh mit seinen Eltern kurz vor der Machtergreifung der Nazis in die USA. Als US-Soldat kehrt Gerber im Zuge des Vorrückens der Westmächte in seine alte Heimat zurück.

Alte Nazis aufzuspüren ist seine offizielle Aufgabe, doch die sich rasant ändernden politischen Verhältnisse in Europa verschieben auch den Blickwinkel. Wenn die Sowjetunion vom einstigen Verbündeten zum schlimmsten Gegner wird, dann werden in der Bundesrepublik immer mehr ehemalige Nazis in die neuen, demokratischen Strukturen übernommen. Organisationen wie der „Bund Deutscher Jugend“ wurden von den USA als Gruppierungen gegen den Kommunismus zunächst unterstützt, stellten sich aber als Sammelbecken ewiger Nazis heraus.

Unter Kanzler Adenauer gelingt es auf diese Weise auch vielen Kriegsverbrechern und Fanatikern, sich eine weiße (Tarn-)Weste umzuhängen. Oft mögen solche Leute sich geändert haben, viele passen sich einfach an die neuen Verhältnisse an. Aber es gibt noch genug überzeugte Nazis, die dies als neue Chance sehen, Macht und Einfluss zurückzugewinnen. In jedem Fall gelang es diesen Leuten sich gegenseitig zu schützen und zu unterstützen, womit die alten Seilschaften noch lang nach dem Ende Nazideutschlands an den Schaltstellen der Bundesrepublik aktiv sein konnten.

Gerber wird von der US-Army zum Bundeskriminalamt abkommandiert, offiziell, um die Position seines ermordeten Vorgängers, des Kriminalhauptkommissars Heinz Buchmann, zu übernehmen und den Mord aufzuklären. Sein wirklicher Auftrag aber, das erfährt er erst später, soll sein, dafür zu sorgen, dass nichts an die Öffentlichkeit gelangt, was auf eine Verbindung zwischen alten Nazinetzwerken und dem US-Militär hinweist.

Doch die Sache hat sich bereits verselbständigt: einige der Fanatiker planen knapp vor der Bundestagswahl am 6. September 1953 einen Anschlag auf eine Person des öffentlichen Lebens, um damit die BRD zu destabilisieren.

Wer ist das Ziel? Adenauer ist sehr beunruhigt, dass ein politisches Attentat die noch junge Demokratie gefährden könnte. Um das zu verhindern, erteilt er persönlich Gerber den Auftrag, dass einer der schärfsten politischen Gegner des Kanzlers, einer der führenden Repräsentanten der Opposition, unter speziellen Personenschutz gestellt wird, auch wenn der das rundweg ablehnt.

Der Blick in die unruhigen Zustände in Deutschland, als noch die Besatzungsmächte das Heft in der Hand hielten, zeigt recht anschaulich, wie es damals gewesen sein muss. Ist man selbst nicht Zeitzeuge, ist es schwer sich die Verhältnisse vorzustellen, doch Rolf Langroth gelingt das so überzeugend, dass ich eine vage Vorstellung davon bekomme.

Zu einer Zeit, als es das Europa, in dem wir heute leben, noch nicht gab, in der 2. Weltkrieg noch nachwirkte und der Kalte Krieg immer kälter wurde, konnte schon eine Kleinigkeit den unsicheren Frieden beenden.

Die Story des Romanes ist äußerst geschickt in die geschichtlichen Ereignisse des Jahres eingebettet, so geschickt, dass man fast meinen könnte, hier über einen realen Kriminalfall zu lesen, dessen Akten wegen der politischen Brisanz siebzig Jahre lang unter Verschluss waren.

Als überaus gut gelungener Beginn einer neuen Krimireihe mit Kriminalhauptkommissar Philipp Gerber vom BKA und der Journalistin Eva Herder macht dieser erste Band tatsächlich Gusto auf die Folgebände!

PS: im Nachwort gibt der Autor einen Überblick über die historischen Fakten, auf denen der Roman basiert. Überaus empfehlenswert, weil man darin erkennt, wie in welch großem Umfang reale Ereignisse und Personen Eingang in die Handlung fanden.




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