Buchbesprechung/Rezension:

Antoine Laurain: Antoine Laurain: Auf gefährlich sanfte Art

Auf gefährlich sanfte Art
verfasst am 30.08.2024 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Laurain, Antoine
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
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Wie bringt man als Psychiater eine Patientin dazu, zu reden. Denn ohne reden wird man das Problem weder eingrenzen noch es beseitigen können.

In der Praxis von Dr. Faber sitzt Nathalia, deren einzig konkreter Hinweis bislang war, dass sie die Verbindung zu ihrem Beruf als Fotografin verloren hat. Sonst erklärt sie nichts; wie es dazu kam, lässt sich nicht erfahren, nur, dass sie seither nichts anderes tun kann, als das Haus gegenüber zu beobachten.

Dr. Faber nimmt diesen, wenn auch zunächst unbedeutend erscheinenden Hinweis zum Anlass, die Kommunikation mit seiner Patienten in Gang zu bringen. Sie soll über das, was in jeden der fünf Stockwerke gegenüber geschieht, etwas aufschrieben. Nicht wichtig, ob es real ist, ob sie es tatsächlich beobachtet hat, oder erfunden. Es ist ein Weg, über die niedergeschriebenen Worte zu gesprochenen Worten zu kommen und mit Nathalia ins Gespräch zu kommen.

Gibt es eine irgendeine Verbindung zu Hitchcocks „Das Fenster zum Hof„? In diesem Thriller-Klassiker aus dem Jahr 1954 glaubt James Stewart im Haus vis-à-vis einem Mord beobachtet haben.

Es sieht nicht danach aus. Dr. Faber bekommt, immer rechtzeitig vor der nächsten geplanten Sitzung mit seiner Patientin, von ihr ein Kuvert mit mehrere beschriebenen Seiten. Erdgeschoß, erster Stock, zweiter Stock … jede Etage eine Geschichte.

Diese Geschichten alleine sind schon lesenswert und könnten in eine Sammlung von Kurzgeschichten aufgenommen werden. Erste mit den oberen beide Etagen ändert sich das schon so eingespielte System. Zunächst trifft ein Kuvert mit leeren Seiten ein, dann überhaupt nichts mehr.

Zu verraten, dass das alles in einer unerwarteten Wendung mündet, verrät in Wharheit rein gar nichts.

Es ist ein sehr typischer Laurain-Roman: Unaufgeregt, mit leisem Humor, eine sanfte Erzählung gewissermaßen, die mich als Leser mitnimmt und mitträgt. Laurains Romane sind nie sehr umfangreich, hier sind es kaum mehr als 180 Seiten, aber mit den kleinen Geschichten, die er in die Handlung verwebt, fühlt es sich meistens an wie ein viel umfangreicheres Buch.

So ist es auch hier. Mit jeder neuen Geschichte verändert sich das Verhältnis von Psychiater und Patientin ein wenig, zwischen den beiden entsteht ein Band, doch nur einer der beiden weiß ganz genau, was sich hinter alledem verbirgt.

Die sanfte Erzählung mündet in ein überraschendes Finale, in dem sich auch der Bogen zu den allerersten Worten schlisst, die Dr. Faber von Nathalie bei der ersten Sitzung hörte.




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