Buchbesprechung/Rezension:

Ralf Langroth: Mauern und Lügen
Die Philipp-Gerber-Romane (4)

Mauern und Lügen
verfasst am 13.08.2024 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Langroth, Ralf
Genre:
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Mit Roman Nummer 4 ist die Reihe mit Hauptkommissar Philipp Gerber zur Gänze im Genre der Agententhriller aus dem Kalten Krieg angekommen.

Alles geschieht in den wenigen dramatischen Wochen rund um die Errichtung der Berliner Mauer im August 1961. Von damals blieben einige Tonaufnahmen und Bilder im kollektiven Gedächtnis verankert, allen voran die säuselnd vorgetragene Lüge des damaligen SED-Vorsitzenden Walter Ulbricht: „Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten“.

Als Philipp Gerber nach Frankfurt reist, um seine frühere Verlobte June und deren Vater, den ehemaligen US-Army General Hiram C. Anderson vom Flughafen abzuholen, denkt er noch an ein freundschaftliches Treffen. Anderson wäre immerhin beinahe sein Schwiegervater geworden und war Gerbers Vorgesetzter, als der noch bei der US-Army war.

Die Andersons und Junes Ehemann landen pünktlich, beinahe zu pünktlich, um einen Anschlag auf den General zu verhindern. Gerber kommt gerade noch rechtzeitig an, um einen Heckenschützen auszuschalten. Kein guter Start für den Europabesuch des Generals, denn für Gerber ist zunächst völlig unklar, warum die Stasi, die scheint dahinter zu stecken, einen pensionierten General beseitigen möchte.

Während Gerber in Frankfurt ein Leben rettet, wird seine Freundin, die Journalistin Eva Herden von einer Mitarbeiterin eines Ministeriums der DDR kontaktiert, die ihr anbietet, einen Artikel über die Arbeit eines Bautrupps in Ostberlin zu schreiben.

Bei einer solchen Einladung ist immer höchste Vorsicht geboten, ist die Stasi doch dafür bekannt, auf diese Weise unliebsame Menschen aus Westberlin zu entführen und sie in ein Gefängnis der DDR zu werfen.

Evas journalistische Neugier siegt über ihre Angst; wenigstens sichert sie sich aber die Unterstützung eines des einflussreichsten Politikers in Westberlin, quasi als Rückendeckung, falls man sie entführt.

Spionage und Gegenspionage, Maulwürfe und Überläufer, KGB und CIA, dazu der BND und der Verfassungsschutz der Bundesrepublik: eine aus den Spionage-Klassikern wie denen von Frederick Forsyth und John Le Carre bekannte Szenerie ist der Hintergrund für diesen überaus rasanten und spannenden Thriller.

Rolf Langroth verknüpft historisches Geschehen nahtlos mit der fiktiven Story rund um Philip Gerber und Eva Herden. Es ist nicht nur der Mauerbau, es sind noch einige andere Elemente und Details aus der Geschichte, die in „Mauern und Lügen“ wie selbstverständlich zu einem überaus realistischen Ganzen zusammenwachsen.

Wie immer bei den Romanen der Reihe kommt die Handlung nicht ohne Cameo-Auftritte bekannter zeitgenössischer Persönlichkeiten aus der Zeit aus: Willy Brand, Egon Bahr, Hans Globke, Billy Wilder und Lieselotte Pulver übernahmen diesmal kleine und auch größere Rollen; und natürlich Konrad Adenauer.

Adenauers enger Mitarbeiter Hans Globke ist zugleich auch der konkrete Anlass für Rolf Langroth, in diesem Roman die stillschweigende Assimilation alter Nazis in die Administration der Bundesrepublik zu thematisieren. Mit Beginn des Kalten Krieges wurden Verfolgung und Verurteilung von Nazi-Verbrechern mehr oder weniger eingestellt, das geschah allerdings zu beiden Seiten der Mauer. Unzählige Täter aus der Nazizeit wurden derart zu ehrenwerten Bürgern gemacht und musste keine Konsequenzen für ihre Verbrechen fürchten.

Die Story, die historische Einbindung, die Spannung, die Integration realer Personen: alles passt großartig zusammen!




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