Buchbesprechung/Rezension:

Jane Austen: Stolz und Vorurteil / Pride and Prejudice
Zweisprachige Ausgabe

Stolz und Vorurteil
verfasst am 13.09.2024 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Austen, Jane
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
LiteraturBlog Bewertung:

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[Gesamt: 1 Durchschnitt: 1]

Für jene, die den Inhalt von „Stolz und Vorurteil“ noch nicht kennen, hier eine Kurzzusammenfassung:

Das Ehepaar Bennet lebt in der Grafschaft Hertfordshire und gehört zum niederen Adel. Sie haben fünf Töchter, aufgezählt nach ihrem Alter beginnend mit der ältesten: Jane, Elizabeth, Mary, Catherina und Lydia.

Mutter Bennet bereitet es großen Kummer, dass es keinen direkten männlichen Erben gibt. Den Cousin, der im Todesfall des Vaters alles erben wird, lernt man im Laufe der Geschichte noch kennen und entpuppt sich als „Witzfigur“.

Die Geschichte beginnt damit, dass in der Nachbarschaft in Netherfield Park der wohlhabende Junggeselle Charles Bingley einzieht. Das bringt Mutter Bennet ihrem Ziel näher, eine ihrer Töchter gewinnbringend zu verheiraten. Dabei sorgt sie mit ihrer geschwätzigen und penetranten Art für den ein oder anderen peinlichen Moment.

Hauptfigur des Romans ist die zwanzigjährige, kluge Elizabeth „Lizzi“ Bennet. Ihr Weg zum Happy End ist mit Irrungen und Wirrungen gespickt. Dabei erliegt sie so einigen Vorurteilen, ist aber zum Glück in der Lage, am Ende doch für sich die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Die zweite Hauptfigur des Buches ist der Freund von Charles Bingley, Fitzwilliam Darcy. Er ist ebenso Junggeselle, sehr gutaussehend, wohlhabend und adeliger Herkunft. In Gesellschaft wirkt er überheblich und unnahbar und verstärkt diesen Eindruck auch noch durch die ein oder andere Äußerung. Deshalb wird er von Lizzi schnell als stolz, eingebildet und charakterlos abgetan. Mr. Darcy ist meine persönliche Lieblingsfigur des Romans. Mich beeindruckt seine Fähigkeit, aus seinen Fehlern zu lernen, sich zu bessern und nicht aufzugeben. Er ist sich trotz seines Titels nicht zu schade, an sich zu arbeiten und zu reifen, was ja sein Stigma des „Stolzes“ ein wenig absurd macht.

„‚Ganz richtig’, erwiderte Elisabeth, ‚ich könnte ihm seinen Stolz auch leicht verzeihen, wenn er meinen nicht gekränkt hätte.’

‚Stolz’, sagte Mary, die auf die Tiefsinnigkeit ihrer Gedanken stolz war, ‚ist eine weitverbreitete Schwäche, wenn ich mich nicht irre. Nach allem, was ich bisher gelesen habe, bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass es so ist: Die menschliche Natur neigt überaus leicht dazu, diesem Übel zu verfallen, und es gibt nur wenige Menschen, die frei davon sind, aus diesem oder jenem tatsächlichen oder eingebildeten Grund ein Gefühl von Selbstgefälligkeit zu verspüren. Man muss auch Stolz und Eitelkeit auseinanderhalten, wenn die beiden Worte auch oft für ein und dieselbe Sache gebraucht werden: Man kann stolz sein, ohne eitel zu sein. Der Stolz bezieht sich eher auf unsere eigene Meinung von uns selbst, die Eitelkeit jedoch auf die Meinung, die wir gern von anderen über uns hören möchten.’”

Auch seinen Brief an Elisabeth finde ich Weltklasse, der in diesem Buch übrigens neun Seiten lang ist bzw. 18, weil er ja in zwei Sprachen abgedruckt ist.

Getragen wird die ganze Geschichte durch Jane Austens ironischen und humorvollen Blick auf die gesellschaftlichen Begebenheiten der damaligen Zeit. Ja, es ist vor allem ihrer Sprache geschuldet, dass ihre Werke nicht nur bei mir so beliebt sind. Ich schmunzle mich in Wahrheit beim Lesen ihrer Bücher von einer Szene zur nächsten. Dabei katapultiert sie mich in eine wundervolle, unterhaltsame, nicht zu tragische Welt. Ich bin gespannt, ob ich ihre Bücher irgendwann einmal satt habe.

„I declare after all there is no enjoyment like reading! How much sooner one tires of any thing than of a book! – When I have a house of my own, I shall be miserable if I have not an excellent library.”
(Kapitel 11, Caroline Bingley)

Mein Fazit:

Ich besitze alle Romane von Jane Austen und habe sie auch schon mehrfach gelesen. Alles davon in Deutsch, manches auch in Englisch. Diese dritte Version des Romans „Pride & Prejudice“ ist deshalb in meinem Regal gelandet, weil ich auf die zweisprachige Version neugierig war. Ich fand es sehr interessant, gleich neben dem englischen Original die deutsche Übersetzung vorzufinden und sich Gedanken darüber zu machen, wie die Übersetzerin ihre Arbeit gemacht hat. Mich spricht dabei die englische Version viel mehr an, da ich sie vom Ausdruck geschmeidiger finde und sie viel weniger steif wirkt. Vergleicht man den Druck der beiden Sprachversionen, wirkt der englische Text beim Lesen um einiges schärfer. Das ist wohl der Schriftart und der größeren Schrift geschuldet.

Diese zweisprachige Ausgabe ist zum ersten Mal im Jahr 2011 erschienen und wurde dieses Jahr neu überarbeitet. Für alle Jane Austen-Fans und auch die, die es werden wollen, kann ich diese Ausgabe sehr empfehlen.

„Pride and Prejudice“ zählt bestimmt zu einem meiner Lieblingsromane im Genre Liebesroman. Für mich kann dabei niemand Jane Austen das Wasser reichen. Ihre Geheimwaffe ist die Mischung aus Ironie, Humor und unterschwelliger Gesellschaftskritik, die man, so finde ich, sehr deutlich in und zwischen den Zeilen liest. Der Inhalt mag für manche zwar etwas kitschig anmuten, ich nehme das nicht so wahr. Für einen gelungenen Liebesroman braucht es meiner Meinung nach keine wilden Liebesszenen. In Jane Austens Romanen kommt es nicht einmal zu einem Kuss. Ich denke, die heutigen Autor*innen sollten sich an ihr ein Beispiel nehmen und den Fokus in einem Liebesroman auf andere Bereiche legen.

Zusammengefasst eine sehr empfehlenswerte Version von „Stolz und Vorurteil“.




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