Buchbesprechung/Rezension:

Luca D'Andrea: In Zeiten des Todes

In Zeiten des Todes
verfasst am 07.09.2024 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: D'Andrea, Luca
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
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[Gesamt: 1 Durchschnitt: 5]

Südtirol: die Dolomiten, traumhafte Ausblicke, Schifahren, Wandern …. und was noch?

„In Zeiten des Todes“ fängt dort an, wo die Touristenidylle endet: In der Parallel-Welt der Drogenabhängigen, der Dealer, der Prostitution, der Gewalt, eben alles das, was jede Region, jede Stadt vor den Blicken der Menschen verbergen möchte.

Worum es geht:

In den Neunziger Jahren in Bozen werden junge Frauen ermordet. Freudenmädchen, wie es in der Presse oft verharmlosend heißt, pauschal als drogenabhängig bezeichnet. Das Risiko, das diese jungen Frauen eingehen, ist ihnen sicher bekannt, nichts womit man sich länger als für ein paar Tage beschäftigen muss, selbst schuld an ihrem Schicksal gewissermaßen. Die Sensationspresse schafft ein paar reißerische Fotos und Schlagzeilen heran, die Polizei legt alles bald ad acta, es gibt ja Wichtigeres zu tun, als den unvermeidbaren Schicksalen gescheiterter Menschen nachzuspüren.

Im Jahr 1992 ändert sich das mit zwei jungen Männern, die sich nicht mit der üblichen Prozedur zufriedengeben wollen. Commissario Luther Krupp weigert sich, der abgestumpften Routine seiner alteingesessenen Kollegen zu folgen und versucht alles, um den Mörder zu fassen. Der junge Reporter Alex Milla will sich nicht mit den üblichen Reportagen und Paparazzi-Fotos zufriedengeben, sondern für Angehörigen der Opfer ein würdiges Vermächtnis der Opfer schaffen.

Beide, Krupp und Milla stehen im Schatten ihrer zynischen und empathielosen Chefs, die alles so abwickeln wollen, wie immer. Heute eine Schlagzeile, eine Pressekonferenz, morgen haben die Menschen in der Stadt alles wieder vergessen und warten gierig auf die nächste Sensation.

Diesmal ist es anders. Denn die Morde gehen wieder und Krupp lässt sich von seinem Boss nicht mehr befehlen, was er zu tun hat. Es ist eine Auseinandersetzung zwischen alten korrupten Seilschaften und den jungen, die voller Enthusiasmus nachrücken und tatsächlich etwas bewegen und verändern wollen.

Ein beeindruckender Thriller

Luca D’Andreas’ Stil ist kompromisslos, er liest sich wie eine High-Speed-Dokumentation, schnelle Schnitte, viele Szenewechsel, überall die düstere Atmosphäre der Welt, die man als normaler Mensch nur selten zu sehen bekommt.

Von Anfang an erfordert der Thriller volle Konzentration. Denn es geht Schlag auf Schlag, beinahe jeder Absatz liefert neue Perspektiven und öffnet neue Schauplätze. Die Schauplätze, das sind dabei nicht nur die Orte, die dunklen Ecken und einsamen Straßen, sondern vor allem die Menschen, die in diesem Roman die Hauptrollen spielen.

Wenn alles aus der Sicht von Krupp und Milla erzählt wird, dann erfährt man nicht nur etwas über das, was auf den Straßen geschieht, sondern auch über das, was es mit den Menschen macht, die damit zu tun haben. Dieser Teil des Romanes, der sich mit den Gedanken, den Zweifel und Ängsten dieser beiden auseinandersetzt, ist mindestens so beeindrucken wie der überaus packend erzählte Kriminalfall.

Die Aufklärung der Morde, es werden mehr und wer mag wissen, ob man überhaupt schon alle entdeckt hat, ist kein Vorgang, der in gerade Linie erfolgen kann. Luca D’Andrea verfolgt Krupp und Milla auf Schritt und Tritt und lässt uns Leserinnen und Leser direkt teilnehmen an den überaus dramatischen Entwicklungen, die sich immer weiter fortzusetzen scheinen.

Rasant und überzeugend: Dass der Roman über 700 Seiten umfasst, merkt man nicht, es könnte durchaus noch weiter gehen.

„In Zeiten des Todes“ ist der vierte Thriller von Luca D’Andrea, den ich lese und – obwohl die anderen schon großartige Thriller sind – für mich das bisherige Highlight; zugleich auch eines meiner persönlichen Lese-Hightlights des Jahres 2024!

PS: die Story basiert auf einem realen Kriminalfall. Im Buch habe ich keinen weiteren Hinweis dazu gefunden, nehme aber an, dass es sich um den Fall des „Monsters von Bozen“ handelt. Marco Bergamo ermordete in den Jahren 1985 – 1992 insgesamt zumindest fünf Frauen.




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