Thomas Korsgaard: Hof
Die Tue-Trilogie (1)
Autorin/Autor: Korsgaard, Thomas
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Britta
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Tue ist 12 Jahre alt und wohnt mit seinen Eltern, seinen Geschwistern Morten und Nina sowie mit Kühen und acht unerzogenen Hunden auf einem entlegenen Hof in Nørre Ørum. Die Familie lebt in Armut und kämpft ums Überleben.
Ungeachtet dessen beginnt der Roman zunächst recht frohgemut, weil das Geschehene durch den arglosen Blick eines Kindes wirklich amüsant wieder gegeben wird.
Als Tue älter wird, wird auch der Text immer bedrückender und verliert an Leichtigkeit. Zwischendurch gibt es dramatische, teilweise brutale Passagen, was vor allem dem schwierigem Milieu geschuldet ist, in dem Tue aufwächst.
Tue erzählt in 53 Kapiteln, die nicht immer einen direkten Bezug zueinander haben, über sein Leben. Dabei hängt er seinen Gedanken nach oder man begleitet ihn bei seinen Erlebnissen. Ironie und Sarkasmus kommen dabei nicht zu kurz. Die Erzählung dreht sich um das Alltags- und Familienleben, Schule, Freundschaften, aber auch schwierige Themen, wie der Tod werden nicht ausgespart.
„Wenn ich in der Schule war, gab es fast immer Probleme. Das sagte meine Klassenlehrerin Inga, und es stimmte. Alte Probleme, die meine Lehrer nach wie vor verärgerten, oder neue, die entweder etwas mit mir zu tun hatten oder es bald werden.“
Mein Fazit:
Mein erster Eindruck: „Tolles Buch! Volle Punktzahl!“ Dass sich das Buch im Laufe des Lesens von einer amüsanten Erzählung zu einem heftigen emotionalen Drama entwickeln würde, konnte ich auf den ersten Seiten noch nicht erahnen. Behutsam führt einen der Autor immer tiefer in die Abgründe des menschlichen Zusammenlebens ein und beschreibt ein Leben, das mehr und mehr zum Überlebenskampf wird.
Beim Lesen fühlte ich mich zu Beginn an die „Alltagsgeschichten“ von Elisabeth T. Spira erinnert, die hier wirkten, als würden sie aus der Sicht eines Michel aus Lönneberga für Erwachsene beschrieben.
Es fiel mir echt nicht immer leicht, Tue auf seinem Weg zu begleiten. Gedanken wie „Kindeswohlgefährdung“, „Anleitung, wie man auf die schiefe Bahn kommt“ geisterten beim Lesen durch meinen Kopf. Trotzdem hat mich der Roman derart gefesselt, dass ich kaum mit dem Lesen aufhören konnte und ich mich jetzt sehr auf die Folgebände freue.
Ich finde das Buch wirklich sehr empfehlenswert. Es hebt sich wohltuend vom Mainstream ab und ist in einer besonders feinen, knappen aber umso ausdrucksstärkeren Sprache verfasst, die einem sehr zu Herzen geht.
„Anschließend lud ich das tote Kalb auf eine Schubkarre. Es stank, aber das machte mir nichts, außerdem passierten im Leben schlimmere Dinge, als tote Tiere wegzuschaffen. Das sagte mein Vater immer. Ebenso gut konnte man sich auf das Schlimmste einstellen, das Leben würde einem sicher ein bisschen was von allem bieten.“
Zusammengefasst ein sehr kluges Buch, teilweise lustig und lebensbejahend, aber auch gesellschaftskritisch und an manchen Stellen brutal, dabei aber feinfühlig geschrieben.
Reihenfolge der Tue-Trilogie:
„Hof“ Band 1 erscheint am 4.9.2024
„Stadt“ Band 2 erscheint im Frühjahr 2025
„Paradies“ Band 3 erscheint im Herbst 2025