Knaus, Mraz, Pelzmann, Schlemmer, Schneider: Einfluß
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Buchbesprechung verfasst von: Luis
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Da geht noch was …
Wer fragt sich in Zeiten wie diesen nicht, was kann ich tun, welchen Einfluss habe ich, welchen Einfluss haben wir als Organisation, als Institution. Die fünf Autor:innen stellen mit dem Buch „Einfluss“, erschienen 2024 im Verlag Kremayr & Scheriau, ihre persönlichen Sichtweisen, entwickelt aus ihren beruflichen Handlungsfeldern, dar.
Wie beeindruckend, keine/r der fünf erhebt den Zeigefinger, ganz im Gegenteil, sie legen ihre Kommunikationen horizontal und auf Augenhöhe an. Sowohl in der Teamarbeit, als Vorgesetzte, hin zu Patient:innen oder Kund:innen und – dies ist bei der systemischen Coach und Beraterin, Sabine Pelzmann, besonders aufgefallen – sie können warten, bis komplexe Systeme reagieren und wissen, dass sie diese zwar mit verbalen oder nonverbalen Kommunikationen anstoßen, aber nicht von außen steuern können.
Die Versuchung, meinerseits einen Zeigefinger für das Buch zu heben, ist verlockend, ich verweigere und rufe stattdessen ein fünffaches BRAVO. Die Psychologin und Werberin, Johanna Knaus, stellt im Eingangskapitel mit dem Wie eine entscheidende Frage: „Geht es nur um meinen persönlichen Vorteil oder hat der:die andere auch etwas davon? Geht es um Vorteile für das Kollektiv, die Gemeinschaft – oder geht es nur um mich?“
Die Bedeutung der Beziehungsebenen, der Solidarität und der Haltungen dahinter setzen sich auch im Text von Simon Mraz, dem österreichischen Kulturdiplomaten in Russland fort. Ein Vergnügen, diese Arbeit kennenzulernen.
Sabine Pelzmann habe ich bereits erwähnt, sie bezeichnet ihre Arbeit mit Einzelpersonen und Organisationen als in Resonanz gehen, nach Hartmut Rosa, dem Direktor des Max-Weber-Kollegs in Erfurt und großartigen Soziologen.
Der Kinder- und Jugendmediziner Florian Schlemmer steht dem nicht nach. Er spürt im Gespräch oder bereits im Raum Belastungen und Ängste der Eltern, die in Sorge um ihre Kinder sind. Er lässt diese Einflüsse zu und verwendet sie, ohne den Arzt als Hierarchen im Gespräch zu bemühen. Auch seine Entwicklungs-Arbeiten in Uganda und Guatemala haben offensichtlich seinen inneren Kompass zusätzlich für Menschen und deren Ansprüche geöffnet.
Die Journalistin, Carola Schneider, werden die meisten als ORF-Korrespondentin kennen. Einige Überraschungen in ihrem Beitrag mögen die Leser:innen selbst entdecken. Ihre Neugier auf andere Kulturen und Länder haben immer auch mit den dort lebenden Menschen zu tun und wenn sie versucht, auch die Daheimgebliebenen „mittendrin“ fühlen zu lassen, ist es wiederum das horizontale Anliegen dieses Buches. Wie lange Carola Schneider ihren persönlichen Wertekompass, trotz des Einflusses durch den Autokraten Putin und dessen System, leben und vertreten kann, wurde noch vor dem Erscheinen des Buches vom russischen System bestimmt, sie musste im Sommer 2024 Russland verlassen.
Das Autoren-Kollektiv hat sich in Kärnten getroffen, ein Konzept erstellt und die Anregungen daraus über Kremayr & Scheriau veröffentlicht, danke. Meine Begeisterung beim Lesen hat mich nach Längerem wieder motiviert, eine Rezension zu einer Neuerscheinung zu verfassen. Ich wünsche dem Buch „Einfluss“ viele Leser:innen.
Sie werden ermuntert, Schritte zu entwerfen, die mir in Zeiten wie diesen Mut machen:
Da geht noch was in unserer Demokratie!