Buchbesprechung/Rezension:

Maren Friedlaender: Das Opern-Phantom
Kommissarin Theresa Rosenthal Band 3

Das Opern-Phantom
verfasst am 27.10.2024 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Friedlaender, Maren
Genre:
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Mehr 1,3 Milliarden Euro Baukosten, aber eine Elphi kriegen sie nicht

Nach „Rheingold“ und „Schweigen über Köln.“ dürfen wir KHK Therea Rosenthal nun abermals über die Schulter schauen.

Eigentlich will KHK Theresa Rosenthal während der Osterfeiertage ein paar Tage ausspannen. Blöderweise läutet am Karfreitagmorgen ihr Mobiltelefon, oder wie es Georg, ihr Ehemann aus dem Tiefschlaf gerissen, so herrlich formuliert: „Dein Vibrator meldet sich. Das zum Thema Fleischeslust.“ Dazu muss man wissen, dass Rosenthal trotz oder wegen ihrer Herkunft eine Revoluzzerin geblieben ist, die schon in ihrer Jugend, just am Karfreitag, dem strengen katholischen Fasttag, Fleisch gegessen hat.

Diesmal bekommt sie es zunächst einmal mit einer Toten im Kölner Südpark zu tun. Es sieht aus, als hätte sich die Frau einen goldenen Schuss gesetzt. Schnell werden Zweifel daran laut. Erstens ist sie eine gepflegte Erscheinung und außerdem, wie soll das gehen, wenn sie mit K.o.-Tropfen zugedröhnt ist? Als sie dann als Claudia Ruppert, Journalistin und Ehefrau des Kulturstaatssekretärs identifiziert wird und die Kriminaltechnik in einer klinisch sauberen Wohnung ihrer Arbeit nachgehen muss, keimt der Verdacht auf, dass hier eine unliebsame Journalistin aus dem Weg geräumt worden ist. Eine Journalistin ohne Laptop oder Mobiltelefon? Wo sind ihre Ergebnisse ihrer Recherchen?

Auch der dezente Hinweis des Polizeirates, dass hier mit Fingerspitzen ermittelt werden soll, ist ein deutliches Indiz, dass es hier um mehr als „nur“ eine tote Journalistin geht. 

War die Tote einem Skandal auf der Spur? Nur welchem? Die Liste der Möglichkeiten ist hier lang. Doch als dann noch Brigitte Rehlinger, eine Mitarbeiterin des Bauamtes auf der (fast) ewigen und aberwitzig teuren Baustelle der Kölner Oper halb in einem Estrich eingegossen, tot aufgefunden wird, ist klar, dass die Sanierung der Oper eine zentrale Rolle spielen muss. 

Und was hat der Einbruch in das Haus von Felix Stroebel, dem Vorsitzenden des Vereines der Freunde der Kölner Oper, das eigentlich wie Fort Knox gesichert ist, zu tun?

Fragen über Fragen, die gekonnt und schlüssig beantwortet werden.  

Meine Meinung: 

Autorin Maren Friedlaender hat mit diesem dritten Krimi rund um KHK Theresa Rosenthal wieder einen fesselnden, feinsinnigen Krimi geschrieben, der an einigen Stellen auch mit schwarzem Humor aufwartet.  

Zentrales Thema ist die Sanierung des Kölner Opernhauses, ein Fass ohne Boden. Ich war im April 2024 ein paar Tage in Köln und durfte diese Baustelle unter den kundigen Erklärungen eines befreundeten Ehepaares aus Köln bewundern. 

Denn, statt der zu Baubeginn 2012 veranschlagten 253 Mio. sind bis August 2024 1,3 Milliarden Euro angefallen. Zum Vergleich ist die Elbphilharmonie, deren ursprüngliche Baukosten durch jahrelange Verzögerungen auf 866 Mio. gestiegen ist, schon ein richtiges Schnäppchen, ist doch das Hamburger Opernhaus ein weithin sichtbares Wahrzeichen der Stadt geworden. Das lässt sich von der Kölner Oper, die mitten in der Stadt auf dem Offenbachplatz, übrigens auf dem Grundstück der 1943 zerstörten Synagoge und des ehemaligen Stadttheaters von Architekt Wilhelm Riphan (1889-1963) in den 1950er-Jahren errichtet worden ist, nicht unbedingt sagen…

Daher ist das geflügelte Wort „Aber eine Elphi kriegen wir nicht“, das sich durch den Krimi zieht, durchaus nachvollziehbar.  

Und auch das zweite Zitat, das aus der Oper „Benvenuto Cellini“, mit der das renovierte Opernhaus 2015 glanzvoll eröffnet werden hätte werden sollen „Das hat die Welt noch nicht gesehen“,  mit dem sich die Politikprominenz häufig brüstet, passt perfekt, wenn auch im negativen Sinn. Ja, eh.

Großbaustellen, die Zeit und Finanzierung sprengen, haben in der Stadt Köln ja eine lange Tradition. Man denke nur an den Kölner Dom, dessen Bau 1248 begonnen und erst 1880 fertiggestellt worden ist.

Doch zurück zum Krimi. 

Die Charaktere sind bodenständig dargestellt. Der eine oder andere darf kölsch reden, was den Krimi authentisch macht.

KHK Theresa Rosenthal hat die Fünfzig überschritten, fühlt sich urlaubsreif und hätte gerne, statt während der Osterfeiertage in Köln zu ermitteln, lieber ein paar Tage in der Sonne verbracht. Sie macht sich so allerhand Gedanken um die politische Weltlage, die sich durch die Pandemie und Russlands Einmarsch in die Ukraine sowie die eigenartige Veränderung in der Gesellschaft in eine ungesunde Richtung entwickelt hat.  

Gut gefällt mir, dass die in vielen anderen Krimis oft erwähnten Rivalitäten zwischen den Mitarbeitern in der Dienststelle hier ausgespart sind. Rosenthal ist als leitende Hauptkommissarin unumstritten und läuft, wenn sie im Umfeld der Politik ermitteln muss, zur Höchstform auf. Das muss auch „Mr. Netzwerk“ Bollinger (ja, wie der gleichnamige Champagner) erkennen, als er Theresa zuerst nur als „schmückendes Anhängsel“ von Clarissa von Hammerstadt wahrnimmt. Doch mit ein, zwei wohl platzierten Sätzen, belehrt sie ihn eines Besseren. 

„Irgendetwas war dran an der Floskel, jemandem falle das Gesicht herunter. Bollingers fiel. Er hatte offensichtlich nicht damit gerechnet, dass die Verbindung zwischen Ruppert und Rehlinger bekannt war.“  

Entzückend und erfrischend ist Rosenthals betagte Tante Clarissa von Hammerstedt, die den Freund der toten Journalistin mit folgenden Worten für ein paar Tage bei sich aufnimmt: 

„Ach, der kleine Conte!“ rief Tante Clarissa begeistert. „Ein herrlicher Bonvivant! Und so lustig!“

Farinesi hatte sich nicht mit seinem Grafentitel vorgestellt. Typisch alter Adel. Entweder, man wusste, wer sie waren, oder nicht. Wenn nicht, zählte man sowieso nicht. Sie kannte das von ihrer Familie. Ihre Mutter war genauso. Rosenthal erklärte die Situation, und dass der Bonvivant wahrscheinlich nicht in der besten Stimmung sei.

Mir hat dieser fesselnde Krimi sehr gut gefallen. Überall, wo die öffentliche Hand Großprojekt durchführt, treten ungewollt oder gewollte Planungsmängel oder Misswirtschaft zutage. Häufig sind hier Leute involviert, denen das Verschleudern von Steuergeld ziemlich egal ist. Sie verwenden solche Vorhaben, um ihr Ego aufzupolieren und/oder einen ordentlichen finanziellen Gewinn daraus zu ziehen. Manchmal fällt ein solches Kartenhaus um Immobilienspekulationen, Korruption und Geldvernichtung in sich zusammen – leider viel zu selten.  

Fazit:

Gerne gebe ich diesem flotten und fesselnden Krimi aus Köln 5 Sterne und eine Leseempfehlung.




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