Buchbesprechung/Rezension:

Petra Oelker: Das Haus am Gänsemarkt

Das Haus am Gänsemarkt
verfasst am 22.10.2024 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Oelker, Petra
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
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Es ist das Jahr 1812 in Hamburg. Erzählt wird die Geschichte der Familie Brestetten, die sehr komplex aufgebaut ist. Arnold Brestetten ist Kaufmann, die Familie verfügt somit über einen gewissen Wohlstand. Seine siebzehnjährige Tochter Amanda gilt als sehr gutaussehend, hat aber ein heftiges Temperament. Insgesamt hat seine Ehefrau fünf Kinder geboren, wovon nur eines verstorben ist.

Sophia Benedikt, die sich für mich im Laufe des Buches als zentrale Figur herauskristallisiert hat, lebt nun schon seit zwei Jahren in Hamburg bei den Brestettens. Sie ist in London aufgewachsen. Als ihre Eltern nach Philadelphia auswanderten, fand sie bei ihrem Onkel Arnold in Hamburg ein Zuhause. Ihr Bruder Christopher ist Biologe und gerade auf dem Weg nach China, um für England profitable Gewürzpflanzen zu schmuggeln.

Seit sechs Jahren ist Norddeutschland nun von den Franzosen besetzt und Napoleon ist gerade dabei Russland zu erobern. Arnold Brestetten begrüßte zunächst die französische Besatzung, da er sich für das Leben in Hamburg eine Verbesserung erhoffte. Mit den Jahren verblasst diese Hoffnung aber immer mehr.

„Liberté! Égalité! Fraternité! Nicht zu vergessen die größte Hoffnung: ein Ende des Hungers. Niemand, der dabei war, vergaß diese Schauer zukunftstrunkener Erregung, die triumphale Freude. Auch später nicht, als die Revolution zum Terror wurde und die Zweifel an der Fähigkeit der Menschen, in gerechter Brüderlichkeit zu leben, wuchsen.“

Das Buch erzählt das Leben der Familienmitglieder in unterschiedlicher Reihenfolge auf eine sehr realistische und menschliche Art.

Mein Fazit:

Die Autorin beschreibt eine sehr glaubwürdige Familiengeschichte, die sie auf ihre ausgezeichnete Recherche der historischen Hintergründe aufgebaut hat und die völlig ohne Kitsch auskommt. Trotzdem kann ich nicht die gesamte Punktzahl geben, weil mich der Roman leider mit der Zeit etwas gelangweilt hat. Mir fehlte einfach der Spannungsbogen und eine Hauptfigur, mit der ich mich gänzlich in die Geschichte fallen lassen konnte. Beim Lesen wartete ich irgendwie immer darauf, wann es denn jetzt endlich losgeht. So las sich für mich der Text ein wenig wie ein Tagebuch, der als Roman verfasst wurde.

Der sprachliche Ausdruck ist wirklich fantastisch und ansprechend und die vielen historischen Fakten waren sehr interessant. Man merkt, wie viel Mühe sich die Autorin bei der Recherche gemacht hat. Diese historischen Tatsachen lässt sie in ihre Geschichte einfließen und es entstand dadurch ein sehr lehrreicher Roman. Der Begriff „Schleichhandel“ war mir zum Beispiel fremd und es war spannend zu erfahren, was es damit auf sich hatte.

Der Inhalt ist sehr gut strukturiert und schlüssig aufgebaut. So stört es auch nicht, dass die Geschichte aus der Sicht von vielen verschiedenen Familienmitgliedern und Personen erzählt wird.

Auf den letzten Seiten erklärt die Autorin noch einmal die historischen Bezüge, welche Personen im Buch real und welche fiktiv waren und ihre Beweggründe, warum sie manches Mal ein wenig von den historischen Fakten abgewichen ist. Dieses Nachwort fand ich sehr interessant und sympathisch.

Zusammengefasst ein hervorragend recherchierter, lehrreicher historischer Roman in einem wirklich ansprechenden Schreibstil.




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