Sara Strömberg: Im Unterholz
Autorin/Autor: Strömberg, Sara
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Britta
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Vera Bergström, eine 56-jährige Journalistin, ist die Heldin des Buches. Vor drei Jahren änderte sich ihr Leben radikal. Sie verlor ihren Ehemann, ihren Job und ihr Zuhause. Besonders die Trennung von ihrem Ehemann Levin, der nun mit einer jüngeren Frau sehr glücklich ist, sitzt ihr noch in den Knochen. Jetzt lebt sie wieder im Dorf ihrer Kindheit und hat dort eine Zweizimmerwohnung für sich angemietet, die sie als Drecksloch bezeichnet.
Nach dem Tod ihrer Mutter verkaufte sie ihr Elternhaus. Ihr Vater zog in eine Art Seniorenheim, weil er dort die nötige Pflege bekommt. Der Hausverkauf rettete Vera zumindest fürs Erste finanziell. Seit gut einem Jahr arbeitet Vera als Schulbegleiterin am Gymnasium in Järpen.
Eines Tages wird bei einem Hochsitz im Wald eine Frau tot aufgefunden. Sie wurde anscheinend bestialisch ermordet. Kurz darauf meldet sich Strombergs früherer Chef Strömmen, der Chefredakteur der Zeitung „Jämtlandsposten“, und bittet sie, ihm zur Tat Hintergrundstories zu liefern.
„Komm schon, Vera, ich kenne dich jetzt schon ein Leben lang. Juckt es dich wirklich kein bisschen in den alten Reporterfingern?’“ Ich schüttelte den Kopf. Dass ich die Zeitung, mein Ein und Alles, hatte aufgeben müssen, tat immer noch weh.“
Erst sträubt sie sich, dann lässt sie sich aber immer mehr auf den Fall ein und schafft es am Ende sogar, den Mörder aufzuspüren.
Mein Fazit:
„Im Unterholz“ ist der Debütroman der Autorin. Er erschien im Jahr 2021 unter dem schwedischen Originaltitel „Skinn“. Er wurde von der Schwedischen Krimiakademie zum besten Debüt des Jahres gekürt. Im Jahr 2022 folgte der zweite und ein Jahr später der dritte Band der Krimireihe. In Schweden wurden alle ihre Romane zu Platz-1-Bestsellern.
Normalerweise mache ich das nicht, aber diesmal habe ich mir, bevor ich das Buch selbst las, ein paar Rezensionen anderer Leser dazu angesehen. Die Bewertungen fielen vielfach nicht besonders gut aus. Besonders kritisiert wurde ihr langatmiger Schreibstil, infolgedessen das Buch von vielen als langweilig beschrieben wurde. Ich kann diese Meinung nicht teilen, denn ich habe den Krimi wirklich mit Genuss gelesen. Ich mochte den Schreibstil der Autorin sehr und die detaillierten Beschreibungen haben mich nicht gestört. Im Gegenteil, so konnte ich mir ein noch klareres Bild von der Geschichte machen. Natürlich muss man sich etwas Zeit zum Lesen nehmen. Vielleicht kann diese Geduld nicht mehr jeder aufbringen.
Es ist selten der Fall, dass mich ein Buch wirklich fesselt. Dieses hat es geschafft.
Das einzige, was mich etwas gestört hat, war, dass die Geschichte nicht in Kapitel unterteilt wurde. Somit fehlte etwas Struktur und die wechselnden Handlungen kommen schon mal ziemlich überraschend. Parallel zur Hauptstory erfährt man in Rückblenden, die sich durch die kursive Schrift abheben, Hintergrundinformation, welche es, was die Brutalität betrifft, doch in sich haben. Diese Rückblenden haben mir deshalb nicht so gut gefallen und ich war immer froh, wenn die Geschichte wieder zum Hauptstrang wechselte.
Es war interessant, Vera zu begleiten, wie sie in ihrem Leben zu kämpfen hat und trotzdem auch immer wieder die Kraft findet, nicht aufzugeben. Dabei werden auch menschliche Unzulänglichkeiten angesprochen, die sonst in Krimis oft keinen Platz finden.
Das ein oder andere Mal konnte mir das Buch auch ein Schmunzeln entlocken.
„Entlang der Straße unterhalb von Are waren eindeutig mehr private Trödel-Schilder zu sehen als hier oberhalb; Mama hatte die Schilder immer für ein Indiz für die Gesundheit einer Gesellschaft gehalten: weil es immer noch Menschen gab, die Wildfremden so viel Vertrauen entgegenbrachten, dass sie sie in ihre Garagen und Scheunen einluden.“
Zusammengefasst ein sehr lebensnaher, kluger und manchmal auch philosophischer Krimi.