Michael Büsgen (Hrsg.): Der zauberhafte Märchen-Adventskalender
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Buchbesprechung verfasst von: Britta
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Michael Büsgen ist Lektor und Redakteur beim Anaconda Verlag der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH und hat in diesem Buch weihnachtliche Geschichten aus aller Welt zusammengestellt.
Das Buch hat, nach Datum sortiert, 24 bunt zusammengewürfelte Geschichten im Angebot. Der 1. Dezember beginnt gleich einmal lustig, weil in der Geschichte „Weihnachten in der Speisekammer“ eine Mäusefamilie in einer Speisekammer ihr Unwesen treibt. Weiter geht es dann mit “Hänsel und Gretel”, was mich etwas verwunderte, da ich diese Geschichte nicht als besonders weihnachtlich empfinde. Schon eher die Geschichten von Frau Holle oder der Schneekönigin, die in diesem Buch auch vorkommen. Einige Märchen muten recht fantastisch an, zum Beispiel die Geschichte, in der Tannen zum Weihnachtsfest in die Hauptstadt des Landes gehen, oder die Schneemanngeschichte. Diese würde ich fast schon eher dem Fantasygenre zuordnen.
Der Umfang der einzelnen Geschichten variiert sehr stark. Manches Mal wird ein Märchen auf nur zwei Seiten erzählt, ein anderes Mal erstreckt sich eines aber auch über 30 Seiten („Die Schneekönigin“). Solch lange Geschichten lassen sich dann nicht mal so eben an einem Tag vorlesen.
Den Abschluss des Buches bildet die Weihnachtsgeschichte aus dem Evangelium nach Lukas.
Mein Fazit:
Meine Kinderjury lag mir schon seit Ende September in den Ohren damit, dass sie sich Weihnachten herbeisehnen. So nutzte ich die Gelegenheit und las ihnen schon im Oktober aus dem zauberhaften Märchenaventskalender vor.
Die Sprache ist für eine Kindervorlesegeschichte anspruchsvoll, was auch den manchmal recht langen Sätzen geschuldet ist. Beim Vorlesen hat man da so einiges zu tun und ich hatte Mühe, manch altertümliche Formulierung flüssig vorzulesen.
„In einem Winkel des Hinterstübchens zusammengekauert, saßen Fritz und Marie, die tiefe Abenddämmerung war eingebrochen, und es wurde ihnen recht schaurig zumute, als man, wie es gewöhnlich an dem Tag geschah, kein Licht herein brachte. Fritz entdeckte ganz insgeheim wispernd der jüngeren Schwester (sie war eben erst sieben Jahre alt geworden), wie er schon seit frühmorgens es habe in den verschlossenen Stuben rauschen und rasseln und leise pochen hören. Auch sei nicht längst ein kleiner dunkler Mann mit einem großen Kasten unter dem Arm über den Flur geschlichen, er wisse aber wohl, dass es niemand anders gewesen als Pate Droßelmeier.“
(S. 185)
An einigen Stellen verlangten meine Zuhörer während des Lesens eine Erklärung zu ihnen unbekannten Begriffen. Ihr Wortschatz hat sich nach dem Vorlesen des Buches auf alle Fälle vergrößert. Hier ein paar Beispiele dieser Wörter: gottgetrost, Hotte, darob, Begebnis, „freien im Sinne von werben, etc.
So einige Märchen haben es auch inhaltlich in sich und sind nicht immer etwas für schwache Nerven. Themen wie Tod, Gemeinheiten, Leid und Unglück werden nicht ausgespart und es gab immer wieder so einiges zum Nachbesprechen.
Illustrationen zu den Geschichten wären noch schön gewesen. Das Buch liefert aber mit seinen 304 Seiten wirklich viel textlichen Inhalt.
Die Lieblingsgeschichten der Kinderjury waren „Die Weihnachtsgans Auguste“ und „Wie es zwei freche Teufelchen zu Weihnachten erging“.
Im Quellenverzeichnis erfährt man noch das Entstehungsjahr der jeweiligen Märchen. Das Alter mancher Geschichten erklärt dann auch deren altertümliche Sprache.
Zusammengefasst ein weihnachtliches Vorlesebuch der etwas anderen Art, mit einem manchmal durchaus fantastischen, etwas altbackenen Inhalt. Zu diesem Preis ist das Buch aber wirklich ein Schnäppchen.