Agatha Christie: Mit offenen Karten
Ein Fall für Hercule Poirot (13)
Autorin/Autor: Christie, Agatha
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Die Einladung zum Diner bei Mr. Shaitana, einem exzentrischen Sammler, ergeht an acht Personen: vier davon stehen eindeutig auf der Seite des Gesetzes, unter den anderen vier sollen sich einer oder mehrere Mörder befinden.
Das jedenfalls behauptet Mr. Shaitana und begründet seine Einladung damit, dass er nicht nur Gegenstände, sondern auch besonders raffinierte Verbrechen und Verbrecher sammelt. Hercule Poirot warnt seinen Gastgeber zwar, sich nicht mit Menschen anzulegen, die angeblich schon gemordet haben, nimmt aber die Einladung schon aus persönlichem Interesse an.
Ein Abend mit hervorragendem Essen und belanglosen Gesprächen mündet in zwei getrennte Bridgepartien in zwei nebeneinanderliegenden Räumen von Shaitanas Wohnung. Das Ende des Abends erlebt Mr. Shaitana nicht, jemand hat ihn, völlig unbemerkt und inmitten des Geschehens, mit einem Stilett ermordet. Ein einziger Stich ins Herz genau gezielt und kaltblütig ausgeführt.
Da sich vier Koryphäen der Polizeiarbeit vor Ort befinden, wird die Entlarvung des Täters nicht lange auf sich warten lassen. Denn der Täter oder die Täterin muss wohl oder übel eine der vier in genau jenem Raum, in dem der Mord geschah, anwesenden Personen sein. Zwei Damen und zwei Herren, stehen im Mittelpunkt der folgenden Ermittlungen
Mit Hercule Poirot, Inspector Battle, Colonel Race und – erstmals in einem Roman Agatha Christies – der Krimiautorin Ariadne Oliver (gewissermaßen die literarische Materialisierung der Autorin selbst) ist „Mit offenen Karten“ so etwas wie ein Gipfeltreffen der von Agatha Christie erfundenen Serienfiguren 1).
Bei diesem gemeinsamen Auftritt konnte Agatha Christie die unterschiedlichen Charaktere ihrer Figuren ganz wunderbar gegenüberstellen. Poirot, der immer den zunächst ungewohnt Ansatz wählt, Battle, dem jeder Umweg fremd ist, Oliver, die nie um eine Lösungsidee verlegen ist und Race, der stets ein wenig undurchschaubar bleibt.
Dieser Aufmarsch ist überaus sinnvoll, denn um den Mord an Mr. Shaitana zu klären ist es zwingend erforderlich dem nachzuspüren, was der Tote herausgefunden zu haben glaubte. Also Morde, die schon früher begangen wurden. Mehr kluge Köpfe können dabei nur helfen. Es beginnt die Suche nach einem Mord – oder sind es mehrere Morde? – der in der Vergangenheit begangen und nie entdeckt wurde.
Wenn es um das Thema „Bridge“ geht, verwandelt sich der Text für mich vorübergehend in reines Chinesisch :-). Poirot, man weiß nicht, was er damit bezweckt, lässt sich nämlich von den vier Spielerinnen möglichst genau berichten, wie die einzelnen Spiele abliefen.
Der Rest ist aber natürlich bestens verständlich und stellt sich raffiniert konstruierter Krimi heraus, in dem in kleinen Portionen die entscheidenden Details auftauchen, die sich zur Lösung zusammenfinden. Damit es dazu kommt, arbeiten die vier mit ihren jeweils ganz eigenen Methoden zusammen, bei Inspektor Battle laufen die gesammelten Erkenntnisse zusammen, um daraus die nächsten Schritte zu planen.
Ein gleichermaßen amüsanter und großartig konstruierter Krimi, der zwar als Poirot-Roman bezeichnet ist, tatsächlich aber von der Mischung aus der Erzählung über alle vier so unterschiedliche Detektive lebt.
Und am Ende ist es natürlich Poirot, der alls aufdeckt …
1) Miss Marple fehlt nicht als einzige, Agatha Christie hat auch noch eine ganze Reihe nicht so bekannter Ermittler erfunden.