Buchbesprechung/Rezension:

Lutz - Wilhelm - Kellerhoff: Die Patin vom Ku'damm
Wolf Heller ermittelt 3

Die Patin vom Ku'damm
verfasst am 12.01.2025 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Lutz - Wilhelm - Kellerhoff
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Berlin, am Beginn der 1970er Jahre: eine Mauer mitten durch die Stadt. Westberlin ist eine Insel, kaum eine Ecke bleibt ungenutzt.  Im dritten Fall mit Kommissar Wolf Heller ist die Stadt Berlin die Hauptdarstellerin im Hintergrund, denn es sind genau diese beengten Verhältnisse, die der Nährboden für Korruption und geheime Absprachen sind.

Altes wird abgerissen, neues soll gebaut werden, viel Geld ist im Spiel. In einem der Häuser, die abgerissen werden sollen, wohnt Wolf Heller mit seinen beiden Kindern. Seine und zwei weitere Wohnungen sind die letzten, die noch nicht geräumt wurden. Die Aussicht, sich eine andere Bleibe suchen zu müssen, ist aber nur ein Grund, warum Heller seine Kündigung einreicht.

Weil sich sein Abschied aus dem Polizeidienst aber nicht so schnell umsetzten lässt, übernimmt Heller noch einen Fall: Ein Toter wird auf der Baustelle des Ku’Damm Karrees, das die Architektin und Baulöwin Barbara „Bibi“ Albrecht errichtet, gefunden. Das passt nicht ins Bild, das Albrecht als erfolgreiche Unternehmerin von sich aufgebaut hat. Ihre Verbindungen in die Stadtregierung dürfen durch solche Unannehmlichkeiten nicht gestört werden.

Heller wird die neue Kollegin Vera Jung zur Seite gestellt, von der er meint, dass sie nicht nur bei der offiziellen Ermittlung dabei sein soll, sondern ganz speziell auch Heller selbst überwachen soll. Eine Situation, die Heller überaus ungelegen kommt, denn er selbst hat etwas zu verbergen, das ihn ins Gefängnis bringen wird, wenn es bekannt wird.

Die Ermittlungen zum Toten auf der Baustelle kommen nicht vom Fleck; das auch deshalb, weil wenig später noch viel mehr geschieht, das Verbindungen zum Senat und zur DDR aufweist: Borowski, ein Mitglied des Senates, wird tot neben der Transitautobahn in die BRD gefunden. Dass Borowski auch der Liebhaber von Barbara Albrecht war, bringt diese noch weiter in Bedrängnis.

Eines haben, darauf läuft es hinaus, die Apparatschiks auf beiden Seiten der Zonengrenze gemeinsam: wann immer es möglich ist, versuchen sie in ihren eigenen Taschen zu wirtschaften. Einer, der ohne mit der Wimper zu zucken seine eigenen Taschen immer weit aufmacht, wenn es um öffentliche Projekte in Berlin geht, war Borowski. Und er hatte das Projekt „Hades“ in der Hand, die völlige Neuausrichtung der Müllbeseitigung Berlins, an dem wiederum er selbst, Albrecht und der Kontaktmann in der DDR viel Geld verdienen wollten

Die Handlung ist an sehr vielen Ecken mit dem tatsächlichen Geschehen zu jener Zeit verknüpft, ein über mehrere Seiten gehender Anhang mit den Bezügen am Ende des Romanes erklärt, was Fiktion und was Realität ist. Die handelnden Personen sind zwar erfunden, doch es scheint, als ob doch ein Mitglied der berüchtigten RAF einen Kurzauftritt in einer kleinen Nebenrolle hat.

„Die Patin vom Ku’Damm“ ist nicht nur bzw. nicht vorrangig ein Krimi, sondern vielmehr eine Beschreibung der Verhältnisse in einer Stadt mitten in einer feindlichen Umwelt.

Was man liest, das ist das Bild einer Stadt, in der die Leute, die an den Schaltstellen sitzen, sich ohne Scheu und Zurückhaltungen mit allem und jedem verbinden, was Gewinn einbringt. Ein enges Geflecht von Wirtschaft, Politik und Rotlichtmilieu, ein stetes Täuschen und Betrügen und am Ende für einige der Beteiligten der Tod.

Eine rasante Story, die ein düsteres Bild einer Stadt im Ausnahmezustand zeichnet.




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