Seishi Yokomizo: Mord auf der Insel Gokumon
Kosuke Kindaichi ermittelt (2)
Autorin/Autor: Yokomizo, Seishi
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Rund neun Jahre sind vergangen, seit Kosuke Kindaichi seinen letzten Fall löste. Dazwischen musste er in der Armee des Tenno im Weltkrieg kämpfen. Endlich ist wieder Frieden und er kann zurück in die Heimat.
Der Krieg hat die Seelen der Menschen in Japan und der Soldaten an den fernen Kampfstätten zutiefst zerrüttet. Viele sind gestorben, diejenigen, die zurückkehren, tragen schwer an der Erinnerung. Einer der Rückkehrer ist Kosuke Kindaichi, der zudem noch die Nachricht vom Tod eines Kameraden an dessen Familie überbringen soll.
Er hat es seinem Freund versprochen, der zwar den Krieg überlebte, aber auf der Überfahrt zu seiner Heimatinsel verstarb. Chimata bat Kosuke, auf seine drei Schwestern und seine Cousine achtzugeben. Denn sobald Chimatas Tod bekannt wird, sind sie alle in höchster Lebensgefahr.
Kosuke reist zur Inseln Gokumon, einem Ort, von der für alle Außenstehende fremdartig und unheimlich wirkt. Man bemerkt, ohne es genau zu wissen, dass unter der Oberfläche etwas im Gang ist, das mit der reichsten Familie und deren nicht ganz so reichen Verwandtschaft zu tun hat.
Kosuke überbringt die Nachricht, ohne zunächst weiter über die Warnung nachzudenken, die ihm Chimata mitgegeben hatte. Doch schon wenig später wird eine der Schwestern im Tempel ermordet.
Es dauert ein wenig, bis man sich alle diese japanischen Namen gemerkt hat, um immer zu wissen, von wem gerade die Rede ist. Das ist also durchaus gewöhnungsbedürftig, auch wenn es ein Personenverzeichnis am Anfang des Romanes gibt. Es dauert, aber mit der Zeit findet man in die Story hinein; das Glossar am Ende des Romanes ist überaus hilfreich, japanische Begriffe zu verstehen.
Ich bin nicht mehr sicher, ob es mir beim ersten Fall von Kosuke Kindaichi nicht auffiel, oder ob es hier ausgeprägter ist: die für uns oft seltsam wirkenden Verhaltensweisen der Japaner im Umgang miteinander, so ganz anders als sich das Leben bei uns abspielen würde. Vielleicht hat es aber auch etwas mit dem Jahr zu tun, in dem dieser Roman im Original erschien. Es war das Jahr 1947, wie sehr das Trauma der Niederlage im Weltkrieg und die Atombombe von Hiroshima und Nagasaki noch nachwirkte, können wir hier und heute nicht nachvollziehen oder begreifen.
Dass aber der Krieg noch sehr präsent ist, liest man im Roman immer wieder; er bildet, neben der Krimihandlung, teilweise auch das ab, wie es um Japan in diesen Tagen stand.
Alles zusammen ein etwas umständlich wirkender Krimi, der zwar einerseits durch die klare Struktur überzeugt, der aber andererseits eine recht schmale Handlung zu bieten hat. Was dazu führt, dass zum Auffüllen auf den Umfang eines Romanes sich für meinen Geschmack auf etwas zu viele Abschweifungen stützt.
Die finale Lösung aller Rätsel erfolgt zudem allzu sehr nach dem Motto „Deus ex machina“.