Anna Jansson: Giftgrab
Ein Kommissar-Bark-Krimi
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Autorin/Autor: Jansson, Anna
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Gertie
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„Giftgrab“ ist der fünfte Fall für Kriminalkommissar Kristoffer Bark, der wegen seiner Eigenmächtigkeiten und seiner epileptischen Anfälle von seiner Chefin zur Bearbeitung verschiedener Cold Cases eingeteilt worden ist, die er bislang mit seinem Team immer auflösen konnte.
Wir Leser steigen mit einen fesselnden Prolog im Jahr 1945 in diesen Krimi ein. Zwei Jugendliche Tom und Vilho betreten heimlich eine der zahlreichen aufgelassenen Silberminen, um mit Dynamit ein wenig Silber aus dem Berg zu sprengen. Natürlich geht das schief und der sterbende Vilho vertraut Tom ein streng gehütetes Geheimnis um Toms Vater Birger, der wie Gerüchte sagen, von einem Bären getötet worden sein soll.
Als eine alte Frau im Jahr 2021 ein totes Baby im Moor von Hällefors findet, scheint zunächst nicht klar zu sein, ob es sich um ein aktuelles oder um lange zurück liegendes Verbrechen handelt.
Bevor jedoch Bark und seine Mitarbeiter hierzu Ermittlungen aufnehmen können, wird er zum örtlichen Kindergarten beordert, wo der 90-jährige Tom Gruvberg die Angestellte und die anwesenden Kinder, worunter sich auch seine fünfjährigen Urenkelsöhne befinden, mit einem alten Elchstutzen bedroht. Kristoffer Bark kann den alten Mann, der ständig davon faselt, die Kinder vor Unheil zu beschützen zu wollen, überwältigen. Unklar ist, welche Kinder und vor welcher Gefahr.
In der folgenden Nacht steht der Kindergarten in Flammen und Oskar, der Praktikant, der unerlaubterweise dort übernachtet hat, stirbt. Zufall, Unfall oder Brandstiftung und Mord?
Für Kristoffer Bark beginnt nun ein Wettlauf mit der Zeit, denn der greise Tom ist geflüchtet und nicht aufzufinden. Gleichzeitig müssen Bark und sein Team erkennen, dass hier einiges aus dem Ruder läuft. Es gibt zahlreiche Gerüchte unter anderem über eine Grubenhexe, die eifersüchtig über die Liegenschaften wacht, auf der die Silbergruben liegen. Daniel, Toms Enkel liegt mit seiner Noch-Ehefrau Molly in einem Sorgerechtsstreit wegen der Zwillinge und so ist es schwierig für die Ermittler aus dieser eigenartigen Sache schlau zu werden.
Als dann wenig später nicht nur Tom Gruvberg sondern auch Lillmor, seine Tochter erschlagen aufgefunden werden, ist guter Rat teuer.
Welche Rolle spielt das Vermögen des alten Mannes? Kann die Bibliothekarin, die im Testament großzügig bedacht werden soll, hier Licht ins Dunkel bringen oder hat sie den alten Mann zu ihren Gunsten manipuliert? Und was hat es mit dem Fluch, der auf der Familie Gruvberg liegen soll, auf sich?
Dann, kurz vor dem Urteil im Sorgerechtsstreit verschwinden Daniel und die Zwillinge. Wird er den Kindern und sich etwas antun, weil er glaubt, sie zu verlieren? Oder ist alles doch ganz anders?
Meine Meinung:
Dieser 5. Fall für Kristoffer Bark hat es in sich. Schon der Einstieg mit den Jugendlichen im Jahr 1945, lässt vermuten, dass dieses Ereignis seine Auswirkungen bis in die Gegenwart haben wird.
Doch wer „Lydia“ ist, unter diesem Namen ist ein zweiter, paralleler Erzählstrang mit einer Ich-Erzählerin angelegt, und wie der in den Krimi rund um die Familie Gruvberg passt, wird erst ganz langsam, aber dennoch fesselnd, enthüllt. Als Leser kann man hier seine Fantasie zwischendurch sehr gut schweifen lassen.
Obwohl die Landschaft als schön beschrieben wird, was wohl im Auge des Betrachters liegt, wirkt dieser Krimi ein wenig depressiv auf mich. Fast jede und jeder der „Mitspieler“ steckt in einer mehr oder weniger toxischen Beziehung oder hat sonst ein Problem. So muss Bark den Mord an seiner Tochter Vera, das Scheitern seiner Ehe mit der alkoholkranken Ella sowie seine Erkrankung an Epilepsie, die ihn der Führerschein gekostet hat, verkraften. Ein Ermittler, der Kolleginnen und Kollegen bitten muss, ihn zum Tatort zu fahren, ist schon ein wenig in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt, weshalb er ja eigentlich die Cold Cases bearbeiten soll. Sein Seelenleben ist auch deswegen ein wenig in Aufruhr, weil er glaubt der Vater des Kindes der Staatsanwältin Gaby zu sein und sich außerdem in seine Therapeutin Mia Berger, die selbst in einer toxischen Beziehung steckt, verliebt hat. Puh, ganz schön komplex, das Innenleben des Herrn Bark. Die anderen Charaktere auf der Dienststelle nehmen sich daneben ein wenig blass aus, vor allem Frau Zimmermann, die Chefin.
Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Anna Jannson schildert die oft mühselige Polizeiarbeit und die knappen Budgetmittel unter denen die Ermittler leiden, recht detailliert. Allerdings wundert es mich doch ein wenig, dass hier keine Sonderkommission mit zusätzlichen Kräften eingesetzt wird, zumal ja klar ist, dass ein großflächiges Gebiet abzusuchen ist, als Daniel und die Zwillinge verschwinden, und dass sie es mit einem zu allem entschlossenen Täter zu haben, der über mehr als eine Leiche geht.
Sehr interessant finde ich die Erklärung zu der Vergiftung mit Silberionen, die ja immer wieder als Desinfektionsmittel bei der Wasserentkeimung, als Nasentropfen und/oder Wundbehandlung angepriesen und auch verwendet werden bzw. wurden. Menschen, die beim Silberabbau in den entsprechenden Bergwerken gearbeitet haben oder arbeiten, sind jedoch gefährdet an der Krankheit Argyrie zu erkranken, die irreversible Schäden an inneren Organen anrichtet und die Haut der Erkrankten gräulich schimmern lässt. Ich habe da gleich nachlesen müssen.
Nun ja, ich habe es wieder einmal geschafft, eine Reihe mit dem zuletzt erschienen Band zu beginnen. Anna Jannson berichtet in wohldosierten Häppchen über die Person Kristoffer Bark und welche Schicksalsschlägen er bereits hinnehmen musste, sodass ich mir ein Bild dieses Ermittlers machen konnte. Auch über das Team gibt es Informationen, was eine Mischung aus sympathischen und weniger sympathischen Ermittlern entstehen. Trotzdem werde ich die Vorgänger lesen.
Fazit:
Ein interessanter Krimi aus Schweden, der mehrere Generationen einer Familie umfasst. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.