Beppo Beyerl: Showdown in Wien
Schüsse, Küsse & Duelle
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Autorin/Autor: Beyerl, Beppo
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Wenn es um Anekdoten aus Wien geht, dann muss der Tod quasi zwangsläufig eine zentrale Rolle darin spielen. Schließlich sagt man den Wienern ein besonderes Verhältnis zum Sterben nach. *)
Dass der auf ganz unterschiedlichen Wegen daher kommen kann und oft unvermittelt eintritt, darum geht es in den Geschichten in diesem Buch. Einige prominente Namen tauchen auf, manche nur als Nebendarsteller, manche in der Titelrolle des späteren Todesopfers.
Nachzulesen, unter anderem, sind folgende Begebenheiten:
Das Attentat auf Napoleon in Wien war für den französischen Kaiser zwar nicht bedrohlich; für den Attentäter aber sehr wohl, denn der wurde wenig später hingerichtet. Sich selbst gerichtet, wenn auch nicht wirklich gewollt, hat sich Ferdinand Raimund. Kaiser Franz Josef I sitzt stundenlang vor einem Teleskop. Der sozialdemokratische Abgeordnete Franz Schuhmeier stirbt, bevor er in den Zug steigen kann. Oberst Redl wiederum erhält das Privileg, sich selbst zu richten, ein Standgericht hätte das sonst wegen seines Verrates wohl sowieso getan. Natürlich fehlt auch das Bombenattentat eines Astro-Nazis während der Dollfußzeit nicht (es war sicher nicht einfach, nur einen der zahllosen Morde, die das braune Gesindel beging, auszuwählen). Der Tod Wunderteam-Fußballers Matthias Sindelar, bleibt auf ewig mysteriös. Hans Weigel wird abgewatscht und erhält ein paar Monate später per Post ein Paket mit etwas makabrem Inhalt.
Unglück, Absicht oder Versehen; Krankheit, Mord, Unfall oder Selbstmord: Beppo Beyerl liefert einen Querschnitt durch die möglichen Todesursachen, die einem Menschen widerfahren können. Und obwohl es natürlich immer eine ernste Sache ist, wenn jemand stirbt, bleibt es doch nicht aus, dass man oftmals schmunzeln wird. Manchmal sind die Umstände so komisch, dass man sich bestens amüsiert.
Gut gefällt mir, dass Beyerl nicht einfach nur über einen Vorfall selbst erzählt, sondern immer auch die Verhältnisse der Zeit samt ein paar Anekdoten und Fakten rund um das Thema beschreibt. Was dann meist auch erklärt, warum sich die Dinge so und nicht anders zutrugen – und warum damals manches geschehen konnte, das heutzutage eher unwahrscheinlich ist.
Eine sehr passende Auswahl und eine ebenso gut gelungenen Präsentation von vierzehn Todesfällen aus rund zweihundert Jahren zwischen 1809 und 2004, die wegen der Umstände und/oder den Beteiligten aus der Fülle der Todesmeldungen herausragen.
Weil das Ganze in saloppem Stil vorgetragen ist, hat man am Ende nicht nur wieder etwas über Wien erfahren, sondern wurde auch bestens unterhalten!
*) Es geht ja nichts über Klischees, die man pflegen kann :-))