Buchbesprechung/Rezension:

Klaus-Jürgen Bremm: 1864
Bismarcks erster Krieg

1864 - Bismarcks erster Krieg
verfasst am 15.02.2025 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Bremm, Klaus-Jürgen
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Wechselnde Allianzen und dynastische Interessen; das Streben nach Landgewinn und Machtgewinn waren Alltag und hatten ihre Ursache in der zerstückelten politischen Landkarte Europas – Europa war vor 160 Jahren ein Kontinent der permanenten Konflikte.

Preußen war nach dem Ende der napoleonischen Kriege zur zweiten Macht auf dem Gebiet des früheren „Heiligen Römischen Reiches (Deutscher Nation)“ aufgestiegen. Die Interessensphäre teilten sich Preußen und Österreicher, manchmal als Verbündete, manchmal als Gegner.

Die historischen Fakten, die zum Krieg 1864 führten, sind natürlich bekannt. In der Übersicht der in diesem Buch beschriebenen einzelnen Schritte, Entscheidungen und Ereignisse tritt aber etwas ganz deutlich hervor:  dass Gewehre und Kanonen zu jener Zeit nicht das letzte Mittel bei Meinungsverschiedenheiten waren, sondern oft leichtfertig und dann rücksichtslos eingesetzt wurden, wenn auch nur eine kleine Chance auf einen Sieg bestand.

Die Ursachen für den Deutsch-Dänischen Krieg lagen teils schon Jahrzehnte zurück, der eigentliche Anlass aber war eine geplante Neuordnung des dänischen Staates mit dem Ziel, das Herzogtum Schleswig enger an Dänemark zu binden. Ein Umstand, den Bismarck nutzte und in der Folge marschierte im Jahr 1864 eine Koalition aus Preußen und Österreichern in die Herzogtümer Schleswig und Holstein ein.

Das kleine Königreich Dänemark, auf dessen Staatsgebiet Dänen und Deutsche lebten, muss sich alleine den beiden Großmächten entgegenstellen, wobei sich die Hoffnung der Dänen darauf stützt, dass andere europäische Mächte für ihr Land Partei ergreifen.

Am Ende aber bleiben die Dänen chancenlos, weil keine Hilfe kam. Bei der anschließenden Friedenskonferenz in Wien verlor Dänemark rund ein Drittel seines Staatsgebietes. Es wurde ein Friedensschluss, der in sich schon die Ursachen für den nächsten Krieg barg. Denn nur wenig später standen einander die ehemaligen Verbündeten Preußen und Österreich als Feinde auf dem Schlachtfeld gegenüber.

Die Chronik der kriegerischen Handlungen ist der eine Teil des Inhaltes dieses Buches. Die politischen Vorgänge in den Staatskanzleien sind der zweite Teil, der in groben Zügen vermittelt, von welchen Interessen die Staaten getrieben wurden, warum welche Entscheidungen getroffen wurden und wer die Hauptakteure waren.

Der Deutsch-Dänische Krieg war ein Konflikt, in dem zwar noch nach den Regeln der vorangegangenen Kriege agiert wurde, in dem aber schon die damals neuen technischen Möglichkeiten Verwendung fanden. So war die Beteiligung österreichischer Truppen wohl nur möglich, weil diese mit der Eisenbahn rasch an die dänische Grenze verlegt werden konnten (womit es Parallelen zum gleichzeitig stattfindenden Sezessionkrieg in Amerika gibt).

Der preußische Kanzler Bismarck steht im Zentrum des Geschehens. Auf dem Weg, die deutschen Staaten unter der Führung Preußens im Deutschen Reich zu vereinigen, war der Krieg im Jahr 1864 nur so etwas wie ein Nebenschauplatz. Klaus-Jürgen Bremm beschriebt sehr detailliert, wie Bismarck mit Allianzen, Hindernissen und Chancen jonglierte.

Im Europa des 19. Jahrhunderts wurden innerhalb kürzester Zeit Freunde zu Feinden und Feinde zu Freunden. Das Verschieben von Ländergrenzen, das Zuschlagen ganzer Landstriche von einem Staat zu einem anderen, sei es auf dem Verhandlungstisch oder auf dem Schlachtfeld – das war, wie in den Jahrhunderten zuvor, keineswegs ungewöhnlich. 

Bismarck war also nicht der einzige, der nationale Interessen um jeden Preis durchsetzen wollte; er war aber zu jener Zeit sicher der erfolgreichste. Nach 1864 verfolgte Bismarck seine Strategie kompromisslos weiter, die im Jahr 1870 in der Gründung des Deutschen Kaiserreichs mündete.

Fazit:

Es gelingt Klaus-Jürgen Bremm, mit diesem Buch verständlich zu machen, wie ein letztendlich (im Vergleich zu anderen) „kleiner“ Krieg durch die bestehenden Allianzen Auswirkungen hatte, die weit über die beteiligten Staaten hinauswirkten. Wobei natürlich die Bezeichnung „kleiner“ Krieg nur im internationalen Sinn zu verstehen ist, für jeden einzelnen, der in die Schlacht geschickt wurde, was es ganz sicher ein „großer“ Krieg.

Ein Schluss, den man daraus ziehen kann:

Die in der Vergangenheit schier endlosen Konflikte in Europa, der Krieg im Jahr 1864, wie auch alle, die sich in loser Reihe bis zum 2. Weltkrieg anschlossen, sind ein schlagender Beweis für die Berechtigung und den Erfolg der Europäischen Union. Die EU ist, neben vielen weiteren Vorteilen, ein überaus erfolgreiches Friedensprojekt.

Als PS ein persönlicher Nachsatz:
Wer die Berechtigung der EU negiert oder sogar deren Ende oder den Austritt aus der Europäischen Union fordert, hat ganz offensichtlich nicht das Interesse der Menschen auf unserem Kontinent oder unseres Landes im Sinn, sondern folgt nur einer persönlichen Agenda. Über die Gründe dazu kann man spekulieren und sie werden aber wohl einiges mit Korruption, Machtversessenheit und Bereicherung zu tun haben.




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