Buchbesprechung/Rezension:

Antonio Scurati: Faschismus und Populismus

Faschismus und Populismus
verfasst am 09.03.2025 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Scurati, Antonio
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
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Mit seiner Buchreihe über Benito Mussolini hat Antonio Scurati eine monumentale Geschichte des Faschismus in Italien geschaffen. Wer könnte also besser und fundierter Aussagen über den Faschismus der Gegenwart treffen.

Deutlicher als der Titel der deutschen Übersetzung ist der italienische Original-Titel des Buches mit dem Zusatz: Mussolini oggi *. Dieser Zusatz könnte bei uns auch Hitler oggi oder in Russland Stalin oggi lauten – es gibt, wie wir wissen, überall Populisten (jeder einzelne ist einer zu viel), die ganz offen oder nur halbherzig verdeckt, die Zeit der Diktatoren wiedererwecken wollen.

Sie bedienen sich dabei alle derselben Mittel:

Einfache Sprache, einfache Lösungen, andauerndes Wiederholen. Dazu die Behauptung, alle anderen wären sowieso nur verschiedene Seiten einer einzigen Medaille und nur er selbst wäre der Erlöser. Narzissmus, der als Überlegenheit gestartet war. Gehilfen und Unterstützer wurden ausgetauscht oder eliminiert, wenn sie nicht mehr genehm sind oder zu selbständig werden. Eine sektenartige Bewegung, in der alle so nahe wie möglich an den Führer herankommen möchten und alles tun, um ihm zu gefallen. Feindbilder schaffen und zu Hassobjekten machen. Die Demokratie mit den Mitteln der Demokratie kapern, um sie danach zu demontieren. Gegner dämonisieren und eliminieren. Lügen wieder und wieder verbreiten und die Gefolgschaft glaubt alles.

Ob Mussolini nun Lehrmeister oder nur erster Anwender dieser Methoden war: In dem, was heutige Populisten und Faschisten sagen und wie sie handeln, findet sich alles das in irgendeiner Form. Der „Duce“ ist direkt oder indirekt das Vorbild. 

Man kann eine Liste erstellen und neben die Namen von Putin, Orban, Trump, Kickl, Höcke/Weidel, Meloni, Fico (die Liste können wir alle noch erweitern), jeweils das setzen, was die einzelnen aus Mussolinis faschistischem und populistischem Werkzeugkoffer verwenden.

Sucrati hielt beim Rencontres internationales de Genève im September  2022 eine bemerkenswerte Rede unter dem Eindruck der gerade in Italien gewählten neofaschistischen Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Diese Rede hat Sucrati für dieses Büchlein überarbeitet und erweitert.

Was er sagte und welche Vergleiche und Schlüsse er aus dem Geschehenen zog, das wurde seither noch bedrohlicher, es wurde noch wahrscheinlicher, dass sich die Demokratien mit der Wahl von erklärten Feinden der Demokratie selbst zerstören. Wenn nun mit Trump ein US-Präsident gewählt wurde, der mit dem Project 2025 ganz offen ein Programm zu Etablierung einer absoluten Machtposition für ihn umsetzt, dann wird aus einer Dystopie Schritt für Schritt Realität.

In Österreich ist zum Glück eine Rechtaußen-Partei gerade an der Regierungsbildung gescheitert. Doch sollten, ebenso in Deutschland und in den anderen Ländern der EU, die demokratischen Parteien bald Mittel und Wege finden, die aufkommende Welle der Rechtsextremisten durch einen Wechsel in ihrer Politik einzudämmen. Denn wenn die Rechtsextremisten erstarken, dann führt das immer zu Gewalt und Einschränkung der Freiheit.

* Mussolini heute




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