Buchbesprechung/Rezension:

Joël Dicker: Ein ungezähmtes Tier

Ein ungezähmtes Tier
verfasst am 01.03.2025 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Dicker, Joël
Genre:
Buchbesprechung verfasst von:
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Wenn ein Ehepaar allzu perfekt ist, dann wird es wohl irgendeinen dunklen Fleck in deren Leben geben. Denn 100%ig perfekt kann es doch nicht geben.

Als „perfekt“ würden ihre Freunde und Geschäftspartner die Brauns beschreiben: Sophie und Arpad sind ein Traumpaar, tolles Aussehen, erfolgreich in ihren Jobs, dazu zwei wunderbare Kinder und ein grandioses Haus in einem noblen Vorort von Genf. Das Glück der beiden scheint tatsächlich nichts trüben zu können.

Das weckt natürlich Eifersucht und Begehrlichkeiten. Ein Freund und Nachbar beispielsweise ist etwas zu sehr von Sophie begeistert. Greg und Karine wohnen nur wenige Minuten vom Haus der Brauns entfernt, aber ihr Leben ist bei weitem nicht so perfekt. Das Haus weitaus kleiner, die Enge und ihre Jobs sind auch der Grund für oftmalige Streitereien. Die beiden lernen Sophie bei der Geburtstagsparty kennen, die anlässlich von Arpads vierzigstem Geburtstag stattfand und Greg ist seither von der Frau seines Freundes fasziniert; etwas zu sehr fasziniert.

Dabei sind die beiden Ehepaare eng miteinander befreundet. Was aber Greg nicht daran hindert, seine Morgenrunden mit dem Hund hinter dem Haus der Brauns jeden Morgen zu unterbrechen. Er hat dort einen Platz gefunden, von dem aus er Sophie ganz genau beobachten kann. Das geht lange gut, bis er beinahe entdeckt wird. Es wäre eine Katastrophe gewesen, wäre bekannt geworden, welche heimliche Obsession Greg hat; für seine Ehe, seinen Job, seine Reputation, alles steht auf dem Spiel. 

Greg nimmt sich vor, seinen Beobachtungsposten künftig zu meiden. Doch jetzt stellt sich heraus, dass er nicht der einzige war, der das Haus und die Brauns beobachtet. Es gibt noch einen Unbekannten, der alles ganz genau im Blick behält, was dort geschieht.

Joël Dicker ist meisterhaft darin, viele Details in seiner Erzählung einzufügen, ohne dass es langweilig oder überladen wird. So auch in „Ein ungezähmtes Tier“: immer mehr Einzelheiten erfährt man, während über allem von Anfang eine Spannung liegt, die man zwar spüren kann, deren eigentliche Ursache aber noch lange nicht enthüllt ist.

Die Story nimmt ihren Anfang an mehreren räumlich und zeitlich auseinanderliegenden Punkten. Ein Überfall auf einen Juwelier, Gregs heimliche Beobachtungen, Arpads überstürzte Abreise aus Saint Tropez, Sophies neue Kanzlei in Genf, der unbekannte Mann beim Haus der Brauns. Manches davon liegt Jahre zurück, anderes geschieht innerhalb weniger Tage.

Natürlich ist von Anfang an absehbar, dass die Traumfassade, die Sophie und Arpad umgibt, etwas verdeckt, das weitaus weniger glanzvoll ist. Wie dann Stück für Stück diese Fassade Risse bekommt, wie sich Spalten auftun, durch die man auf die nackte Realität dahinter blicken kann … immer ohne zu ahnen, was als nächsten passieren oder enthüllt werden könnte; was, wenn das alles nur die Ouvertüre zu dem ist, was überhaupt erst noch beginnen wird?

Es ist schon beeindruckend, wie Joël Dicker mit seinem jetzt siebenten Roman erneut einen perfekten Thriller geschrieben hat. Seit nunmehr rund vierzehn Jahren veröffentlicht der Schweizer, der auch selbst in Genf lebt, Romane, die allesamt zu den besten gehören, die man im Genre der Thriller lesen kann.

Oder, anders formuliert: Joël Dickers Bücher machen süchtig!

Für mich gehört er damit ganz unzweifelhaft in eine Reihe mit meinen persönlichen (und natürlich überaus subjektiv gewählten) Favoriten dieses Genres, die durchwegs großartige Romane veröffentlichen bzw. veröffentlichen: Don Winslow, Bernhard Aichner, Deon Meyer, Luca d’Andrea.

 

 




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