Harald Lesch (Hrsg.): Die Entdeckung des Higgs-Teilchens
Oder wie das Universum seine Masse bekam

Autorin/Autor: Lesch, Harald
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Ein überaus interessantes Buch mit Beiträgen über Dinge, die niemand je mit eigenen Augen sehen wird. „Teilchenchen“ gewissermaßen.
Thema ist dabei nicht nur das Higgs-Boson, sondern tatsächlich befassen sich die Beiträge mit einer Vielzahl von wissenschaftlichen Bereichen rund um die Geschichte und die Fortschritte in der Physik der kleinsten und allerkleinsten Teile, die mit den jeweils modernsten Geräten nachweisbar sind.
Diese Geschichte der Forschung zeigt dabei zugleich auch, dass wir noch lange nicht alles wissen. Im Gegenteil öffnet jede neue Entdeckung neue Fragen. Das fasst Harald Lesch am Ende in einem seiner Beiträge auch sehr kompakt zusammen: Wir kennen nur einen kleinen Teil der Strukturen und Zusammenhänge im Kosmos. Viel Fragen wurden bereits gestellt, die sich aus den bisherigen Erkenntnissen ergeben, doch nicht einmal den gesamten Umfang der Fragen kennen wir.
Da dieses Buch bereits im Jahr 2013 erstmals erschien, ist es klar, dass man darin nicht die wirklich neuesten Erkenntnisse nachlesen kann. Abgesehen von den Beiträgen, die sich mit Daten und Fakten aus der Forschungsgeschichte befassen, hat man, das sollte man vorab wissen, eine mehr als zehn Jahre zurückliegende Momentaufnahme vor sich hat.
Sehr erfreulich ist, das haben alle Beiträge gemeinsam, dass alles auch für physikalische Laien verständlich beschrieben ist, jedenfalls zum großen Teil. Ohne eine richtige physikalische Vorbildung bleibt mir aber dennoch manches recht unverständlich. Damit fühle ich mich gelegentlich in meinen eigenen Physikunterricht zurückversetzt und stelle fest, wie viel wir damals (es liegt ja schon ein paar Jahrzehnte zurück) noch nicht wussten … oder habe ich richtig nicht aufgepasst …? :-)
Im Zentrum der Forschung, die zur Entdeckung des Higgs-Boson führte, ist der CERN-Komplex bei Genf, in dem mit dem LHC die größte von Menschen erbauten Maschine steht. Eine gigantische wie beeindruckende Einrichtung, über die man die wichtigsten technischen Details nachlesen kann
Wenn ich nun das hier so kompakt und weitgehend verständlich vorgetragene Wissen lese, dann wird die Struktur unseres Universums noch faszinierender und bemerkenswerter, als man es schon mit den normalen menschlichen Sinnen erleben kann. Wir können auf festem Boden stehen, der doch löchriger als jeder Käse ist; nicht nur, dass es Birnen gibt, können wir die auch in der Hand halten und hineinbeißen; oder wir können eben so eine gigantische Maschine wie das LHC bauen.
Alles aus, im Vergleich zu der unüberschaubaren Menge der Dinge, die es gibt, einer nur wirklich winzigen Anzahl unterschiedlicher Teile zusammengebaut.
Harald Lesch, der in seinen Sendungen die physikalischen Zusammenhänge überaus verständlich vortragen kann, hat als Herausgeber quasi einen Basislehrgang über die Geschichte und den Stand der Forschung der höheren Physik zusammengestellt.
Wer Interesse an den Zusammenhängen des Unsichtbaren hat, ist hier genau richtig.