Buchbesprechung/Rezension:

Katharina Eigner: Johann Strauss - Walzertod

Johann Strauss - Walzertod
verfasst am 18.04.2025 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Eigner, Katharina
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Katharina Eigner, bekannt durch ihre Salzburg-Krimis rund um Sprechstundehilfe Rosemarie Dorn, wechselt mit diesem historischen Roman Zeit und Stadt und entführt uns in das Wien von 1844. Es herrscht Kaiser Ferdinand, der kein großes Licht auf dem Kaiserthron ist und als Ferdinand der Gütige, in die Geschichte eingehen wird. Die Fäden hinter Ferdinand zieht allerdings ein andere: Fürst Clemens Wenzel Lothar von Metternich (1773-1859). Es ist die Zeit des Biedermeiers, das in wenigen Jahren mit den Revolutionen von 1848/49 blutig zu Ende gehen wird. Und blutig geht es auch hier in diesem Roman zu.

Ein Frauenmörder macht die Stadt, in der die Walzermusik von Johann Strauss Vater den Ton angibt, unsicher. Die Frauen scheinen nichts miteinander gemein zu haben, bis Heinrich Kaunitz, der Lohnkutscher, der häufig Johann Strauss Sohn durch die Stadt fährt, in das Visier der Polizei gerät. Dann entdeckt man beinahe zufällig, dass alle Frauen, bis auf eine, eine leere Tanzkarte für den Ball der Medizin bei sich haben und die eine, die fehlende, hat Kaunitz. Kaunitz, nicht verwandt oder verschwägert mit dem bekannten Adelsgeschlecht, das unter Maria Theresia den Staatskanzler gestellt hat, beginnt selbst zu ermitteln, zumal auf den Tanzkarten ein Name, den er sehr gut kennt, mehrfach aufscheint: Johann Strauss.

Damit spannt die Autorin elegant den Bogen zum zweiten Handlungsstrang: Zu Johann Strauss Sohn, dessen 200. Geburtstag die ganze Welt 2025 feiert. Noch ist der Schani, wie er genannt wird, allerdings nicht berühmt, sondern ein 18-Jähriger, der nichts anderes will, als Musik zu machen. Getrieben von seiner Mutter Anna, die ob der Frauengeschichten ihres Ehemannes Johann Strauss Vater, alles dafür tut, um den Sohn als Konkurrenten für den Vater zu etablieren.

„Er würde den Alten vom Thron stoßen, ihm den Rang ablaufen. Johann Strauss Vater, der Walzerkönig, hatte seine Familie mit Füßen getreten. Er würde dafür büßen.“
(S. 37)

Ein dritter Handlungsstrang bringt die Sicht auf die Ermittlungen des Polizisten Theo Haas in die Mordserie ein, der sich mit einem neuen Assistenten, herumschlagen muss. Der ist ein Verwandter seines Vorgesetzten und macht ihm, dem Ermittler, natürlich Zores.

Meine Meinung:

Katharina Eigner zeigt mit ihrem ersten historischen Krimi das Wien abseits der Walzerseligkeit. Wir erleben anhand des Fiakers Heinrich Kaunitz wie es Kleinunternehmern geht, wie die Zensur unter Metternich zahlreiche Bücher, wie Alexandre Dumas „Der Graf von Monte Christo“ verbietet, die dann doch heimlich gelesen werden. Eine Leidenschaft, die auch unter Polizisten wie Theo Haas zu finden ist. Wir dürfen den Konflikt zwischen Anna Strauss und Emilie Trampusch, jener Hutmacherin, mit der Johann Strauss Vater nun zusammenlebt, verfolgen.

„Anna und Emilie. Sie sind sein Verderben, sein Untergang. Sie nehmen ihm die Luft zum Atmen und zermalmen ihn. Ich werde sie für ihn aus dem Weg räumen.“

Die Autorin lässt uns mit Fiaker Kaunitz im bekannten Griechenbeisl einkehren, das heute zu einer Touristenattraktion zählt, aber damals eine einfache Einkehrmöglichkeit für weniger betuchte Gäste war.

Geschickt werden hier Fakten und Fiktion zu einem historischen Krimi verquickt. So fahren wir mit Fiaker Kaunitz zwischen der Leopoldstadt, wo er und Schani wohnen, und dem mondänen Hietzing, wo sich alle jene prunkvollen Villen bauen lassen, die dem Kaiserhaus nahestehen. Auch ein Sprung zum bekannten Dommayer, in dem wenig später beide Sträusse alternierend und bejubelt auftreten, ist dabei.

Gut gefällt mir, dass Katharina Eigner akribische Recherchen betrieben hat, sodass wir in Heinrich Kaunitz‘ Fiaker kreuz und quer durch Wien fahren können.

Ob es einen weiteren Fall geben wird? Potenzial hätten sowohl die Charaktere als auch die damalige Zeit.

Immerhin geraten die Brüder Johann und Josef Strauss 1848 in revolutionäre Kreise, was sie auf die Barrikaden und Johann kurz ins Gefängnis und länger in Ungnade beim Kaiserhaus bringt. Seine Kompositionen zur Revolution wie die „Freiheitslieder“ oder der „Revolutionsmarsch“ kosten ihn beinahe seine Karriere. Erst 1863 wird er zum k.k.-Hofballmusik-Direktor ernannt. Also, Stoff für eine Fortsetzung ist reichlich vorhanden.

Schmunzeln musste ich über die kurze Bemerkung von Theo Haas, dass auch Metternich, einige der von ihm verbotenen Bücher gelesen haben soll.

Fazit:

Mir hat er gefallen, dieser historische Krimi rund um Johann Strauss, Heinrich Kaunitz und Theo Haas, weshalb ich hier 5 Sterne vergebe.




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