Buchbesprechung/Rezension:

Michael Lemster: Strauss
Eine Wiener Familie revolutioniert die Musikwelt

verfasst am 14.04.2025 | einen Kommentar hinterlassen

Autorin/Autor: Lemster, Michael
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Die Welt wäre ohne die Melodien der Sträusse um einiges ärmer

Johann Strauss Sohn ist der Jahresregent 2025. Die ganze Welt feiert den Komponisten, der am 25. Oktober 1825 in Wien das Licht erblickt hat.

„Strauss: Eine Wiener Familie revolutioniert die Musikwelt“ ist eine interessante und umfassende Familienbiografie des Autors und Kulturwissenschaftlers Michael Lemster. Wie schon in seinen Familien-Biografien „Die Mozarts“ und „Die Grimms“ recherchiert er penibel und spickt seine Werke mit Zahlen, Daten und Fakten. Zusätzlich wird aus Briefen und Zeitungsnotizen zitiert. 

Sehr gut gefällt mir, dass wie das gesellschaftlich und politische Umfeld über mehr als ein Jahrhundert dargestellt  wird. Zunächst befinden wir uns ja in der nach-napoleonischen Ära, in der die Fürsten ihre Machtansprüche von vorher wiederherzustellen versuchen. Dazu bedienen sie sich häufig der Willkürherrschaft, der flächendeckenden Zensur und anderer Repressalien. Mit der Zensur bekommen es die Musiker der Familie Strauss mehrmals zu tun. Die Revolutionen von 1848/49 bringen die Sträusse auf die Barrikaden, Johann kurz ins Gefängnis bzw. in Ungnade beim Kaiserhaus. So wird ihm die Ernennung zum „k.k. Hofballmusik-Direktor“ bis 1863 verweigert. In der NS-Zeit wird die Musik der Sträusse trotz deren lange zurück liegender jüdischer Herkunft vereinnahmt. Die Familienmitglieder zwar gerade nicht verfolgt, aber drangsaliert.  

Ein Neujahrskonzert ohne Donauwalzer oder Radetzky-Marsch? Unvorstellbar! 

Lemster beginnt zunächst bei Johann Strauss Vater (1804 – 1849) geht aber von diesem noch weiter in die Vergangenheit zurück, wodurch sich ein noch besseres Familienbild ergibt. 

Nach dem frühen Tod von Johann Strauss Vater, hält die Witwe Anna die Familie zusammen. Es bleibt ihr ja auch wenig übrig, denn trotz des guten Einkommens, ist kaum Geld vorhanden. Das liegt natürlich vor allem am Verstorbenen selbst, der die Einnahmen auch wieder flott ausgegeben hat, unter anderem für seine Zweitfamilie mit Emilie Trampusch, mit der er acht Kinder hat. 

In Johann „Jean“ (1825-1899) erwächst dem Vater eine geniale Konkurrenz im eigenen Haus. Zunächst muss der junge Johann, was vielleicht nicht allgemein bekannt ist, eine Buchbinderlehre absolvieren. Denn Vater Strauss duldet keinen andren Musiker neben sich. Allerdings hat er nicht mit der Rachsucht seiner Ehefrau Anna gerechnet, die ihm, ihrem fremdgehenden Ehemann, eins auswischen will. Anna Strauss fördert Johann jun. nach Kräften und auf Kosten der Geschwister, vor allem der Töchter. Mit gerade einmal 18 Jahren gründet Jean ein eigenes Orchester und dirigiert sein Debüt ausgerechnet im Dommayer, wo auch der Vater auftritt. Neben einer Oper, einem Ballett, Dutzenden Operetten schreibt Jean Hunderte Walzer, Polkas, Märsche und Quadrillen. Er wird drei Mal verheiratet sein, aber ohne Kinder sterben.
 
Josef (1827- 1870) studiert am Polytechnikum (heute TU Wien) wird Ingenieur und hat eigentlich mit der Musik nichts am Hut, bis er 1853 für seinen Bruder Johann einspringen muss. Dafür, dass er Johann nur einmal kurz vertreten wollte, ist sein Werk mit 283 Kompositionen, beachtlich.  

Der jüngste Bruder, Eduard (1835-1916) lässt sich ebenfalls überreden ab 1861 ins Familienbusiness einzusteigen. Er spielt die damals als unmännlich geltende Harfe. Auch er hinterlässt an die 300 Werke und wird 1871 Nachfolger Johanns als k.k. Hofballmusik-Direktor. 

Ach, es gibt so viele interessante Details, die Michael Lemster ausgegraben und zu diesem Buch verarbeitet hat!

Erstaunt berichtet der Autor, dass es zwischen den Familienmitgliedern nur wenig schriftliche Konversation gegeben hat. Hat man sich nur wenige Briefe geschrieben oder ist die Korrespondenz vernichtet worden?

Über die Schwestern Strauss weiß man im Allgemeinen so gut wie gar nichts. Hier lüftet Lemster ein wenig den Vorhang des Vergessens. 

Wie sagte, der leider bereits verstorbene Dirigent Mariss Jansons so treffend?  

„Die Familie Strauss ist ein eigener Kosmos, der mit nichts in der Welt vergleichbar ist.“ 

Dem ist wohl wenig hinzuzufügen. 

Fazit:  

Zahlreiche Abbildungen und der Stammbaum der Familie Strauss vervollständigen die ausführliche Familiengeschichte, der ich gerne 5 Sterne gebe. 




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