Seishi Yokomizo: Der Inugami-Fluch
Kosuke Kindaichi ermittelt (4)

Autorin/Autor: Yokomizo, Seishi
Genre:
Buchbesprechung verfasst von: Andreas
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Japan, kurz nach dem Ende des 2. Weltkriegs. In diesem vierten Fall für Kosaken Kindaichi ist die zeitliche Einordnung besonders wichtig, denn alles das hätte zu einer anderen Zeit nicht geschehen können.
Der schwerreiche Industrielle Sahei Inugami hat ein Testament verfasst, nach dem Auseinandersetzungen unter den Hinterbliebenen quasi unausweichlich sind. So kompliziert, mit unüberschaubar vielen Bedingungen, was geschehen soll, wenn jemand stirbt und mit einer gänzlich unerwarteten zentralen Anweisung: Tamayo Nonomiya, die Tochter eines früheren Förderers und Vertrauten von Sahei, soll alles erben, wenn sie in einer definierten Frist einen seiner Enkel heiratet. Alle anderen, seine eigenen Töchter eingeschlossen, sollen in keinem Fall etwas erben.
Ein Testament, von dem schon der Familienanwalt Furudate überzeugt war, dass es zu ungeahnten Verwicklungen führen würde.
Wie schrecklich alles tatsächlich werden würde, sieht ein Insider voraus, der, wenn auch nicht auf ganz legalem Weg, vom Inhalt des Testaments erfahren hat. Dieser Insider ersucht den berühmten Detektiv Kosuke Kindaichi um Hilfe. Denn er ahnt, dass Tamayo in höchster Lebensgefahr schwebt – es gab schon vermeintliche Unfälle, dies sie nur mit Glück unbeschadet überstand – und dass es nach der Verlesung des Testaments zu einem wahren Blutbad kommen würde.
Schon an dem Tag, an dem Kosuke eintrifft, geschieht der erste Mord. Wenn auch jemand außerhalb der Familie das Opfer ist, besteht kein Zweifel, dass diese Tat mit dem Testament in Verbindung steht.
Es ist nicht zu viel verraten: das nicht der letzte Mord, aber noch der „gewöhnlichste“.
Mit diesen vielen japanischen Namen und landestypischen Umgangsformen könnte man befürchten, Dass es schwierig wird, der Handlung zu folgen.
Aber gerade diese Hürde zu bewältigen gelingt Seishi Yokomizo und der Übersetzerin Ursula Gräfe wirklich wunderbar; zuerst die Übersicht der handelnden Personen (so etwas finde ich immer sehr hilfreich) und dann immer wieder Zusammenfassungen und Erklärungen an den passenden Stellen des Romanes. Das alles macht es einfach, den Überblick zu behalten.
Trotz aller Verwicklungen, undurchschaubarer Vorgänge und den, wie schon oben geschrieben, aus europäischer Sicht so typisch japanischen Ausdrücken und Verhaltensweisen, lese ich sehr entspannt und immer bestens informiert eine immer spannender werdende Story.
Der Meisterdetektiv bleibt dabei zunächst etwas im Hintergrund, er lässt die örtliche Polizei ihre Arbeit machen. Dabei war sein erster Auftritt vor Ort etwas holprig, denn so weit von Tokio entfernt hat man von Kosuke Kindaichi noch nichts gehört, sondern musste sich erst über den etwas unsicher wirkenden jungen Mann informieren. Sobald das aber erledigt ist, wird Kosuke zu allen Gesprächen und Ermittlungen hinzugezogen.
Ich verstehe, dass Seishi Yokomizos Krimireihe in Japan so etwas wie Kultstatur hat und dort dem entspricht, was bei uns Hercule Poirot, Kommissar Maigret oder Sherlock Holmes sind: Es sind Geschichten mit einem Detektiv, dessen Namen jede und jeder kennt.
Da es mit Kosuke Kindaichi über 70 Romane gibt, ist somit auch für die kommenden Jahre für ausreichend Lesestoff gesorgt! TOP!